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Die Grenzboten. Jg. 8, 1849, I. Semester. I. Band.

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zu halten, durch den Weidegang derselben die unzureichenden Düngungsmittel
zu verstärken und daraus einen Ernteertrag zu erzielen, welcher jenen reinen
Ueberschuß gewährt, ohne welchen keine gewerbliche Unternehmung beste¬
hen kann.

Diese Thatsachen führen zu dem Schluß, daß magerer Boden eher
in großen Gütern mit Vortheil bewirthschaftet werden kann, als
in kleinen, ferner aber, daß es ein Irrthum ist, zu glauben, es gäbe über¬
haupt eine absolut zweckmäßige Größe für Landgüter.

Sie wird bedingt:

durch die Güte und Beschaffenheit des Bodens;
durch die Kenntnisse der Ackerbauer von ihrem Geschäft;
durch die Gelegenheit zum Nebenverdienst;
durch den Besitz des Betriebskapitals.

Boden mit großer natürlicher Ertragsfähigkeit erzeugt die Materialien zur Erhal¬
tung seiner Ertragsfähigkeit leicht. Dieser ist auch im Kleinbesitz ohne wesentliche
Verschlechterung zu benutzen, was mit den geringeren Bodenklassen seine großen
Schwierigkeiten hat. Das dringende Bedürfniß nöthigt den armen Manu Brot¬
früchte zu bauen, welche den Boden erschöpfen und wenig zur Düugcrerzengung
zurücklassen. Fehlt es also an Hilfsmitteln dazu vou außerhalb, z. B. an Gele¬
genheit zum Düngercmkauf oder zum Gewinn von Heu und Einstreu aus andere"
Grundstücken, so ist bei starkem Anbau der mehligen Körner auf geringem Boden
auch nicht durch die Spatcucultur seiner allmäligen Verschlechterung eine Grenze
zu setzen.

In großen Gütern bewirthschaftet, wird die Ertragsfähigkeit dadurch erhal¬
ten, daß man das zur Weide Liegen des Landes von Zeit zu Zeit zu Hilfe
nimmt. Diese Weiden werden am besten mit Schafen benutzt, welche befähigt
sind, sich ihre Nahrung auf weiten Strecken zu suchen, ohne die Nutzung zu
versagen und welche in großer Zahl von einem Menschen ans der Weide, wenn
dazu der erforderliche Raum ist, beaufsichtigt werden können. Der kleine Grund¬
besitzer braucht aber für sich und die Seinigen Milch, Butter und Käse; er muß
also Kühe halten, für welche magerer Boden bei ungünstiger Witterung keine
Nahrung gibt.

Das Colonisiren auf Grundstücken von geringer Ertragsfähigkeit ist daber
eine der unglücklichsten Maßregeln, die man in der Meinung, dem Nothstande
gewisser Eiuwohuerklasseu abzuhelfen, ergreifen kann.

Durch Fleiß und Anwendung verständiger Hilfsmittel kau" allerdings mancher
Boden sehr verbessert werde", über es ist dazu viel Zeit und ein großes Betriebs¬
kapital erforderlich, was in der Negel viel zu niedrig veranschlagt wird.

Bei der Bewirthsckaftuug des geringen Bodens sind die Verhältnisse denen
sehr ähnlich, welche bei dem Fabnkenvetricb, verglichen mit der durch den einzel-


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zu halten, durch den Weidegang derselben die unzureichenden Düngungsmittel
zu verstärken und daraus einen Ernteertrag zu erzielen, welcher jenen reinen
Ueberschuß gewährt, ohne welchen keine gewerbliche Unternehmung beste¬
hen kann.

Diese Thatsachen führen zu dem Schluß, daß magerer Boden eher
in großen Gütern mit Vortheil bewirthschaftet werden kann, als
in kleinen, ferner aber, daß es ein Irrthum ist, zu glauben, es gäbe über¬
haupt eine absolut zweckmäßige Größe für Landgüter.

Sie wird bedingt:

durch die Güte und Beschaffenheit des Bodens;
durch die Kenntnisse der Ackerbauer von ihrem Geschäft;
durch die Gelegenheit zum Nebenverdienst;
durch den Besitz des Betriebskapitals.

Boden mit großer natürlicher Ertragsfähigkeit erzeugt die Materialien zur Erhal¬
tung seiner Ertragsfähigkeit leicht. Dieser ist auch im Kleinbesitz ohne wesentliche
Verschlechterung zu benutzen, was mit den geringeren Bodenklassen seine großen
Schwierigkeiten hat. Das dringende Bedürfniß nöthigt den armen Manu Brot¬
früchte zu bauen, welche den Boden erschöpfen und wenig zur Düugcrerzengung
zurücklassen. Fehlt es also an Hilfsmitteln dazu vou außerhalb, z. B. an Gele¬
genheit zum Düngercmkauf oder zum Gewinn von Heu und Einstreu aus andere»
Grundstücken, so ist bei starkem Anbau der mehligen Körner auf geringem Boden
auch nicht durch die Spatcucultur seiner allmäligen Verschlechterung eine Grenze
zu setzen.

In großen Gütern bewirthschaftet, wird die Ertragsfähigkeit dadurch erhal¬
ten, daß man das zur Weide Liegen des Landes von Zeit zu Zeit zu Hilfe
nimmt. Diese Weiden werden am besten mit Schafen benutzt, welche befähigt
sind, sich ihre Nahrung auf weiten Strecken zu suchen, ohne die Nutzung zu
versagen und welche in großer Zahl von einem Menschen ans der Weide, wenn
dazu der erforderliche Raum ist, beaufsichtigt werden können. Der kleine Grund¬
besitzer braucht aber für sich und die Seinigen Milch, Butter und Käse; er muß
also Kühe halten, für welche magerer Boden bei ungünstiger Witterung keine
Nahrung gibt.

Das Colonisiren auf Grundstücken von geringer Ertragsfähigkeit ist daber
eine der unglücklichsten Maßregeln, die man in der Meinung, dem Nothstande
gewisser Eiuwohuerklasseu abzuhelfen, ergreifen kann.

Durch Fleiß und Anwendung verständiger Hilfsmittel kau» allerdings mancher
Boden sehr verbessert werde», über es ist dazu viel Zeit und ein großes Betriebs¬
kapital erforderlich, was in der Negel viel zu niedrig veranschlagt wird.

Bei der Bewirthsckaftuug des geringen Bodens sind die Verhältnisse denen
sehr ähnlich, welche bei dem Fabnkenvetricb, verglichen mit der durch den einzel-


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[0147] zu halten, durch den Weidegang derselben die unzureichenden Düngungsmittel zu verstärken und daraus einen Ernteertrag zu erzielen, welcher jenen reinen Ueberschuß gewährt, ohne welchen keine gewerbliche Unternehmung beste¬ hen kann. Diese Thatsachen führen zu dem Schluß, daß magerer Boden eher in großen Gütern mit Vortheil bewirthschaftet werden kann, als in kleinen, ferner aber, daß es ein Irrthum ist, zu glauben, es gäbe über¬ haupt eine absolut zweckmäßige Größe für Landgüter. Sie wird bedingt: durch die Güte und Beschaffenheit des Bodens; durch die Kenntnisse der Ackerbauer von ihrem Geschäft; durch die Gelegenheit zum Nebenverdienst; durch den Besitz des Betriebskapitals. Boden mit großer natürlicher Ertragsfähigkeit erzeugt die Materialien zur Erhal¬ tung seiner Ertragsfähigkeit leicht. Dieser ist auch im Kleinbesitz ohne wesentliche Verschlechterung zu benutzen, was mit den geringeren Bodenklassen seine großen Schwierigkeiten hat. Das dringende Bedürfniß nöthigt den armen Manu Brot¬ früchte zu bauen, welche den Boden erschöpfen und wenig zur Düugcrerzengung zurücklassen. Fehlt es also an Hilfsmitteln dazu vou außerhalb, z. B. an Gele¬ genheit zum Düngercmkauf oder zum Gewinn von Heu und Einstreu aus andere» Grundstücken, so ist bei starkem Anbau der mehligen Körner auf geringem Boden auch nicht durch die Spatcucultur seiner allmäligen Verschlechterung eine Grenze zu setzen. In großen Gütern bewirthschaftet, wird die Ertragsfähigkeit dadurch erhal¬ ten, daß man das zur Weide Liegen des Landes von Zeit zu Zeit zu Hilfe nimmt. Diese Weiden werden am besten mit Schafen benutzt, welche befähigt sind, sich ihre Nahrung auf weiten Strecken zu suchen, ohne die Nutzung zu versagen und welche in großer Zahl von einem Menschen ans der Weide, wenn dazu der erforderliche Raum ist, beaufsichtigt werden können. Der kleine Grund¬ besitzer braucht aber für sich und die Seinigen Milch, Butter und Käse; er muß also Kühe halten, für welche magerer Boden bei ungünstiger Witterung keine Nahrung gibt. Das Colonisiren auf Grundstücken von geringer Ertragsfähigkeit ist daber eine der unglücklichsten Maßregeln, die man in der Meinung, dem Nothstande gewisser Eiuwohuerklasseu abzuhelfen, ergreifen kann. Durch Fleiß und Anwendung verständiger Hilfsmittel kau» allerdings mancher Boden sehr verbessert werde», über es ist dazu viel Zeit und ein großes Betriebs¬ kapital erforderlich, was in der Negel viel zu niedrig veranschlagt wird. Bei der Bewirthsckaftuug des geringen Bodens sind die Verhältnisse denen sehr ähnlich, welche bei dem Fabnkenvetricb, verglichen mit der durch den einzel- 13*

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 8, 1849, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341563_277987/147>, abgerufen am 23.07.2024.