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Die Grenzboten. Jg. 7, 1848, II. Semester. IV. Band.

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Parrisius durch das Geschrei der Rechten einschüchtern ließ. Der Antrag war
ganz vernünftig undt'Ester that nicht klug, sich ihm zu widersetzen, aber er war
doch einmal in seinem Rechte. Wie konnte nun Phillips sich dermaßen terro-
risiren lassen, daß er die Abstimmung über einen Antrag zuließ, der nicht nur der
Geschäftsordnung, sondern dem gesunden Menschenverstand Hohn sprach? Es war
ausdrücklich nur der erste Punkt von d'Ester's Antrag zur Discussion gestellt
und man ging zur motivirten Tagesordnung über alle drei Artikel über, ohne sich
an den Einspruch des Betheiligten zu kehren! Dieser Vorfall hat Phillips sehr
geschadet, so daß man ihn jetzt kaum mehr als Ministercandidaten betrachten kann.
Von dem "geistreichen" Berg ist ebenfalls vielfach die Rede gewesen; doch seine
stehende Antwort aus alle Vorschläge ist: "Es sitzt sich so schön auf der Oppo¬
sitionsbank!" Es kann kaum eine Aeußerung geben, die charakteristischer für ihn
wäre. --

Die äußerste Linke ist sür den Augenblick demnach ohne Bedeutung: doch die
Sonnabcndsitzung hat gezeigt, wo diese Herren hinfort ihre Stützen suchen wer¬
den und was wir zu erwarten haben, wenn eine nochmalige unglückliche Krisis
ihnen wieder zu Ausehen verhilft. Das Land und die Geschichte, sie werden urtheilen
über jene 107 Stimmen, die dem Elsner'schen Amendement beitraten: sie werden
die Männer richten, welche 'die letzte Stütze des Staates, das einzige Band der
socialen Ordnung, das Eigenthum vernichten wollten, die sich nicht scheuten, einen
neuen Bauernkrieg heraufzubeschwören über ihr unglückliches Vaterland, die aus
rein egoistischen Zwecken den Bund mit dem souveränen Pöbel nicht verschmähen,
um mit ihm im traulichen Vereine die gebildeten Klassen der Nation zu tyranni-
siren. So mild, so human und doch so perfid! Nur sistirt sollen die Abgaben
werden: wahrscheinlich traut der Herr Abgeordnete Elsner sich die Kraft von Am-
phions Leier zu, die Bauern nachher wieder zur Entrichtung derselben durch sanfte
Gesänge zu locken. Denn wo die Minister energisch einschreiten, wo sie den
wilden Horden mit Militär entgegentreten, da sind ja die sanften Herzen von
Brill und Elsner gleich tödtlich getroffen, so daß sie in romantischen Schwanen¬
gesängen von Radetzky und Jallachich faseln. Doch Herr Elsner hat ja eine Pe¬
tition von 15,000 Bauern, die ihm selbst an Humanität nicht nachstehen. Sie
bitten nur um Erlaubniß, die Gutsherren plündern zu dürfen, unterwerfen sich
aber in Demuth der Entscheidung der hohen Versammlung. Freilich kontrastirt
damit gar seltsam der heutige Bericht der Minister , nach welchem Herrn Elsner's
Klienten nicht nur die Abgaben nicht serner bezahlen wollen, sondern sogar von
den Gutsbesitzern durch Drohungen die Rückzahlung des bisher Geleisteten ver¬
langen. Doch Herr Elsner versichert uns ja, alle diese Uebelstände wären ver¬
mieden , wenn man nur seinen Antrag angenommen hätte. El freilich! ich glaube,
daß man mancherlei Uebel umgehen könnte, wenn man Herrn Elsner folgte und
seiner Partei: unter andere Ordnung, Gesetz und Recht und alle die andern Uebel,


Parrisius durch das Geschrei der Rechten einschüchtern ließ. Der Antrag war
ganz vernünftig undt'Ester that nicht klug, sich ihm zu widersetzen, aber er war
doch einmal in seinem Rechte. Wie konnte nun Phillips sich dermaßen terro-
risiren lassen, daß er die Abstimmung über einen Antrag zuließ, der nicht nur der
Geschäftsordnung, sondern dem gesunden Menschenverstand Hohn sprach? Es war
ausdrücklich nur der erste Punkt von d'Ester's Antrag zur Discussion gestellt
und man ging zur motivirten Tagesordnung über alle drei Artikel über, ohne sich
an den Einspruch des Betheiligten zu kehren! Dieser Vorfall hat Phillips sehr
geschadet, so daß man ihn jetzt kaum mehr als Ministercandidaten betrachten kann.
Von dem „geistreichen" Berg ist ebenfalls vielfach die Rede gewesen; doch seine
stehende Antwort aus alle Vorschläge ist: „Es sitzt sich so schön auf der Oppo¬
sitionsbank!" Es kann kaum eine Aeußerung geben, die charakteristischer für ihn
wäre. —

Die äußerste Linke ist sür den Augenblick demnach ohne Bedeutung: doch die
Sonnabcndsitzung hat gezeigt, wo diese Herren hinfort ihre Stützen suchen wer¬
den und was wir zu erwarten haben, wenn eine nochmalige unglückliche Krisis
ihnen wieder zu Ausehen verhilft. Das Land und die Geschichte, sie werden urtheilen
über jene 107 Stimmen, die dem Elsner'schen Amendement beitraten: sie werden
die Männer richten, welche 'die letzte Stütze des Staates, das einzige Band der
socialen Ordnung, das Eigenthum vernichten wollten, die sich nicht scheuten, einen
neuen Bauernkrieg heraufzubeschwören über ihr unglückliches Vaterland, die aus
rein egoistischen Zwecken den Bund mit dem souveränen Pöbel nicht verschmähen,
um mit ihm im traulichen Vereine die gebildeten Klassen der Nation zu tyranni-
siren. So mild, so human und doch so perfid! Nur sistirt sollen die Abgaben
werden: wahrscheinlich traut der Herr Abgeordnete Elsner sich die Kraft von Am-
phions Leier zu, die Bauern nachher wieder zur Entrichtung derselben durch sanfte
Gesänge zu locken. Denn wo die Minister energisch einschreiten, wo sie den
wilden Horden mit Militär entgegentreten, da sind ja die sanften Herzen von
Brill und Elsner gleich tödtlich getroffen, so daß sie in romantischen Schwanen¬
gesängen von Radetzky und Jallachich faseln. Doch Herr Elsner hat ja eine Pe¬
tition von 15,000 Bauern, die ihm selbst an Humanität nicht nachstehen. Sie
bitten nur um Erlaubniß, die Gutsherren plündern zu dürfen, unterwerfen sich
aber in Demuth der Entscheidung der hohen Versammlung. Freilich kontrastirt
damit gar seltsam der heutige Bericht der Minister , nach welchem Herrn Elsner's
Klienten nicht nur die Abgaben nicht serner bezahlen wollen, sondern sogar von
den Gutsbesitzern durch Drohungen die Rückzahlung des bisher Geleisteten ver¬
langen. Doch Herr Elsner versichert uns ja, alle diese Uebelstände wären ver¬
mieden , wenn man nur seinen Antrag angenommen hätte. El freilich! ich glaube,
daß man mancherlei Uebel umgehen könnte, wenn man Herrn Elsner folgte und
seiner Partei: unter andere Ordnung, Gesetz und Recht und alle die andern Uebel,


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 7, 1848, II. Semester. IV. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341561_276755/39>, abgerufen am 25.12.2024.