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Die Grenzboten. Jg. 7, 1848, II. Semester. IV. Band.

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weil davon die Anwesenheit der östreichischen Deputation in der Paulskirche und dann
die Modalität der Verfassung abhängig sei. "Wir treten so eben aus dem Staaten¬
bunde heraus, und da muthet mau uns schon wieder zu, in einen neuen hinein¬
zutreten. Und in was für einen? In einen solchen, der aus wenigstens 20 ver¬
schiedenen Nationalitäten besteht, in einen Staat, der an die Idee der Universal¬
monarchie erinnert, worüber die Geschichte den Stab längst gebrochen hat. -- Ich
halte eine solche Union sür uicht nützlich, weil sich große politische sowohl, wie
handelspolitische Maßregeln nicht durchführe" lassen, weil sich überhaupt eine be¬
stimmte Politik nicht durchführen läßt, ohne die Verletzung des einen oder andern
Theils, welche dann das Bestreben hervorruft, sich von der Verbindung loszu¬
reißen." Auch Wurm faßt die Möglichkeit einer Trennung in's Auge, setzt aber
ganz richtig hinzu, daß sie nur von Oestreich ausgesprochen werden könne, nicht
von Deutschland, und daß man dann seinen scheidenden Brüdern zurufen müsse:
Auf Wiedersehn! Zuletzt stellte der Berichterstatter Riesser mit der Gründlich¬
keit und Schärfe, die diesem Redner eigen sind, die Ansichten seiner Partei zu¬
sammen. "Die Frage hat zwei Seiten. Die staatsrechtliche Seite ist die,
daß wir die Bedingung des Eintritts in den Bundesstaat feststellen; darin sind
wir allmächtig.. Aber wir können uns nicht verhehlen, daß in diesen Verhältnissen,
gegenüber den Staaten, mit denen uach der bisherigen zweideutigen Weise, ein¬
zelne Bundesländer verbunden waren, daß gegenüber Dänemark, Holland und dem
nichtdeutschen Oestreich eine völkerrechtliche Frage vorliegt, in Beziehung auf
welche ein Krieg, abgesehen von der innern materiellen Berechtigung, in formeller
Hinsicht möglich sein würde. Wo aber ein völkerrechtlicher Krieg möglich ist, da
darf auch die Möglichkeit völkerrechtlicher Unterhandlung nicht ausgeschlossen sein. --
Wir sind es nicht, die diese Frage erfunden haben, um sie zur Lust an Oestreich
zu stellen; die Geschichte hat diese Frage gestellt und unsere Paragraphen sind nur
der Ausdruck der innern Nothwendigkeit, über welche sich Oestreich wird aus-
sprechen müssen."

Deutschland hat durch das Organ seiner Vertreter seine Entscheidung getrof¬
fen. Sie ist so ausgefallen, wie sie eines denkenden Volkes würdig ist. Jetzt
wird Oestreich seine Erklärung abgeben müssen. Es kann das aber erst, wenn es
sich constituirt hat. Die Einnahme von Wien ist nur der Anfang vom Ende.
Der bisherige Zustand war freilich nicht haltbar. Hintere sich durchkreuzende Par¬
teien, von denen jede die andere betrog und von denen keine wußte, was sie wollte;
ein Reichstag, in dem das eine Mitglied das andere, nicht verstand; ein Ministe¬
rium, wo die rechte Hand nicht wußte, was die linke that -- die einzige Macht,
die mit einiger Klarheit auftrat -- -- die Studentenschaft!! Ich gebe zu, es ist
in dieser Wirthschaft im Ganzen noch viel weniger Unheil geschehen, als , man
hätte erwarten sollen, aber es war, der Zustand absoluter Gedankenlosigkeit, ein
sieches, kraftloses Scheinleben.


weil davon die Anwesenheit der östreichischen Deputation in der Paulskirche und dann
die Modalität der Verfassung abhängig sei. „Wir treten so eben aus dem Staaten¬
bunde heraus, und da muthet mau uns schon wieder zu, in einen neuen hinein¬
zutreten. Und in was für einen? In einen solchen, der aus wenigstens 20 ver¬
schiedenen Nationalitäten besteht, in einen Staat, der an die Idee der Universal¬
monarchie erinnert, worüber die Geschichte den Stab längst gebrochen hat. — Ich
halte eine solche Union sür uicht nützlich, weil sich große politische sowohl, wie
handelspolitische Maßregeln nicht durchführe» lassen, weil sich überhaupt eine be¬
stimmte Politik nicht durchführen läßt, ohne die Verletzung des einen oder andern
Theils, welche dann das Bestreben hervorruft, sich von der Verbindung loszu¬
reißen." Auch Wurm faßt die Möglichkeit einer Trennung in's Auge, setzt aber
ganz richtig hinzu, daß sie nur von Oestreich ausgesprochen werden könne, nicht
von Deutschland, und daß man dann seinen scheidenden Brüdern zurufen müsse:
Auf Wiedersehn! Zuletzt stellte der Berichterstatter Riesser mit der Gründlich¬
keit und Schärfe, die diesem Redner eigen sind, die Ansichten seiner Partei zu¬
sammen. „Die Frage hat zwei Seiten. Die staatsrechtliche Seite ist die,
daß wir die Bedingung des Eintritts in den Bundesstaat feststellen; darin sind
wir allmächtig.. Aber wir können uns nicht verhehlen, daß in diesen Verhältnissen,
gegenüber den Staaten, mit denen uach der bisherigen zweideutigen Weise, ein¬
zelne Bundesländer verbunden waren, daß gegenüber Dänemark, Holland und dem
nichtdeutschen Oestreich eine völkerrechtliche Frage vorliegt, in Beziehung auf
welche ein Krieg, abgesehen von der innern materiellen Berechtigung, in formeller
Hinsicht möglich sein würde. Wo aber ein völkerrechtlicher Krieg möglich ist, da
darf auch die Möglichkeit völkerrechtlicher Unterhandlung nicht ausgeschlossen sein. —
Wir sind es nicht, die diese Frage erfunden haben, um sie zur Lust an Oestreich
zu stellen; die Geschichte hat diese Frage gestellt und unsere Paragraphen sind nur
der Ausdruck der innern Nothwendigkeit, über welche sich Oestreich wird aus-
sprechen müssen."

Deutschland hat durch das Organ seiner Vertreter seine Entscheidung getrof¬
fen. Sie ist so ausgefallen, wie sie eines denkenden Volkes würdig ist. Jetzt
wird Oestreich seine Erklärung abgeben müssen. Es kann das aber erst, wenn es
sich constituirt hat. Die Einnahme von Wien ist nur der Anfang vom Ende.
Der bisherige Zustand war freilich nicht haltbar. Hintere sich durchkreuzende Par¬
teien, von denen jede die andere betrog und von denen keine wußte, was sie wollte;
ein Reichstag, in dem das eine Mitglied das andere, nicht verstand; ein Ministe¬
rium, wo die rechte Hand nicht wußte, was die linke that — die einzige Macht,
die mit einiger Klarheit auftrat — — die Studentenschaft!! Ich gebe zu, es ist
in dieser Wirthschaft im Ganzen noch viel weniger Unheil geschehen, als , man
hätte erwarten sollen, aber es war, der Zustand absoluter Gedankenlosigkeit, ein
sieches, kraftloses Scheinleben.


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 7, 1848, II. Semester. IV. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341561_276755/239>, abgerufen am 25.12.2024.