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Die Grenzboten. Jg. 7, 1848, II. Semester. IV. Band.

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und Vermögens/' Wie bequem! der Kern der Sache folgt weiter: "Glauben
Sie, daß es gut sein würde, wenn wir auf der einen Seite ein mächtiges Preußen
haben und auf der andern Seite ein mächtiges Oestreich aufgeben und inzwischen
lauter kleine Staaten haben? (Und Baiern?) Es fehlt nur noch, daß ein Mann,
der in Süddeutschland keine Sympathien hat, zum Oberhaupt von Deutschland
gewählt wird, dann haben Sie alle Schrecken des blutigsten Bürgerkriegs." "Man
sagt, es sei hier auf der Tribüne gut sprechen, so wird, so soll es sein; aber man
fragt uns , was können wir thun, um den Anschluß Oestreichs an Deutschland
zu erreichen! Aber, meine Herren, wenn wir nicht für die Einheit Dentschlands
sorgen können, dann haben wir gar nichts hier zu thun, dann gehn wir fort!"
Ist auch immer eine Antwort. "Wenn es ja zum Kriege kommen sollte, zwischen
Deutschen und Slaven, so komme er lieber früher als später." Frisch! froh!
fromm! frei! "Wir sind nicht gesandt, sagte Uhland, um große Gebiete, welche
durch Jahrhunderte deutsches Reichsland waren, von Deutschland abzulösen."
Er stimmte dafür, diese beiden K§., um sich mit Oestreich schnell ins Klare zu
setzen, ausnahmsweise sogleich anzunehmen, während der übrige Entwurf zweima¬
liger Berathung unterliegt. Vogt zog sowohl gegen die preußischen als östreich-
schen Dynastiker zu Felde, von denen die einen den Ausschluß wollten, die an¬
dern von einem abenteuerlichen mitteleuropäischen Reich träumen. Er erklärte die
Stellung der Linken, Jellachich gegenüber. "Wir erkennen die Berechtigung einer
jeden (!) östreichischen Nationalität an, sich zu befreien von dem Bande der Ge-
sammtmonarchie. Wir haben auch die Berechtigung der kroatischen Bewegung an¬
erkannt, so lange diese dahin ging, die croatische Nation frei zu machen von ir¬
gend einem Druck, komme er von wem er wolle. Im Moment aber, wo diese
Bewegung weiter ging und Jellachich, statt Befreier der Croaten zu sein, das
Werkzeug in den Händen der Camarilla wurde, in diesem Augenblick sind wir
Feinde der kroatischen Bewegung geworden." Daß es aber den Kroaten gar nicht
daran liegt, einen eignen Staat zu bilden, daß sie sich von dem Druck der Ma¬
gyaren nicht anders befreien können, als durch Aufrechthaltung des Gesammtstaa-
tes und daß sie zu diesem Zweck nothwendig in die Offensive übergehen müßten,
darauf nimmt der radikale Professor, der sich rühmt, ohne allen Standpunkt zu
sein, keine Rücksicht. Er sährt fort: "Ich sehe nicht ein, warum nicht Böhmen
ein durch Personalunion mit dem übrigen deutschen Oestreich verbundenes Land
sein könnte, welches in unsern deutschen Bundesstaat gehört, aber die administra¬
tiven Einrichtungen abgesondert von Oestreich haben." Die Sache ist aber die, daß
die Czechen auf diesen Vorschlag nicht eingehen wollen, und es fragt sich eben,
soll man sie dazu zwingen?

Der Bürgerkrieg zwischen den beiden Parteien, von denen die eine die Erhal¬
tung Oestreichs, die andere den Anschluß ein Deutschland will, ist offen ausgebro-


und Vermögens/' Wie bequem! der Kern der Sache folgt weiter: „Glauben
Sie, daß es gut sein würde, wenn wir auf der einen Seite ein mächtiges Preußen
haben und auf der andern Seite ein mächtiges Oestreich aufgeben und inzwischen
lauter kleine Staaten haben? (Und Baiern?) Es fehlt nur noch, daß ein Mann,
der in Süddeutschland keine Sympathien hat, zum Oberhaupt von Deutschland
gewählt wird, dann haben Sie alle Schrecken des blutigsten Bürgerkriegs." „Man
sagt, es sei hier auf der Tribüne gut sprechen, so wird, so soll es sein; aber man
fragt uns , was können wir thun, um den Anschluß Oestreichs an Deutschland
zu erreichen! Aber, meine Herren, wenn wir nicht für die Einheit Dentschlands
sorgen können, dann haben wir gar nichts hier zu thun, dann gehn wir fort!"
Ist auch immer eine Antwort. „Wenn es ja zum Kriege kommen sollte, zwischen
Deutschen und Slaven, so komme er lieber früher als später." Frisch! froh!
fromm! frei! „Wir sind nicht gesandt, sagte Uhland, um große Gebiete, welche
durch Jahrhunderte deutsches Reichsland waren, von Deutschland abzulösen."
Er stimmte dafür, diese beiden K§., um sich mit Oestreich schnell ins Klare zu
setzen, ausnahmsweise sogleich anzunehmen, während der übrige Entwurf zweima¬
liger Berathung unterliegt. Vogt zog sowohl gegen die preußischen als östreich-
schen Dynastiker zu Felde, von denen die einen den Ausschluß wollten, die an¬
dern von einem abenteuerlichen mitteleuropäischen Reich träumen. Er erklärte die
Stellung der Linken, Jellachich gegenüber. „Wir erkennen die Berechtigung einer
jeden (!) östreichischen Nationalität an, sich zu befreien von dem Bande der Ge-
sammtmonarchie. Wir haben auch die Berechtigung der kroatischen Bewegung an¬
erkannt, so lange diese dahin ging, die croatische Nation frei zu machen von ir¬
gend einem Druck, komme er von wem er wolle. Im Moment aber, wo diese
Bewegung weiter ging und Jellachich, statt Befreier der Croaten zu sein, das
Werkzeug in den Händen der Camarilla wurde, in diesem Augenblick sind wir
Feinde der kroatischen Bewegung geworden." Daß es aber den Kroaten gar nicht
daran liegt, einen eignen Staat zu bilden, daß sie sich von dem Druck der Ma¬
gyaren nicht anders befreien können, als durch Aufrechthaltung des Gesammtstaa-
tes und daß sie zu diesem Zweck nothwendig in die Offensive übergehen müßten,
darauf nimmt der radikale Professor, der sich rühmt, ohne allen Standpunkt zu
sein, keine Rücksicht. Er sährt fort: „Ich sehe nicht ein, warum nicht Böhmen
ein durch Personalunion mit dem übrigen deutschen Oestreich verbundenes Land
sein könnte, welches in unsern deutschen Bundesstaat gehört, aber die administra¬
tiven Einrichtungen abgesondert von Oestreich haben." Die Sache ist aber die, daß
die Czechen auf diesen Vorschlag nicht eingehen wollen, und es fragt sich eben,
soll man sie dazu zwingen?

Der Bürgerkrieg zwischen den beiden Parteien, von denen die eine die Erhal¬
tung Oestreichs, die andere den Anschluß ein Deutschland will, ist offen ausgebro-


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[0236] und Vermögens/' Wie bequem! der Kern der Sache folgt weiter: „Glauben Sie, daß es gut sein würde, wenn wir auf der einen Seite ein mächtiges Preußen haben und auf der andern Seite ein mächtiges Oestreich aufgeben und inzwischen lauter kleine Staaten haben? (Und Baiern?) Es fehlt nur noch, daß ein Mann, der in Süddeutschland keine Sympathien hat, zum Oberhaupt von Deutschland gewählt wird, dann haben Sie alle Schrecken des blutigsten Bürgerkriegs." „Man sagt, es sei hier auf der Tribüne gut sprechen, so wird, so soll es sein; aber man fragt uns , was können wir thun, um den Anschluß Oestreichs an Deutschland zu erreichen! Aber, meine Herren, wenn wir nicht für die Einheit Dentschlands sorgen können, dann haben wir gar nichts hier zu thun, dann gehn wir fort!" Ist auch immer eine Antwort. „Wenn es ja zum Kriege kommen sollte, zwischen Deutschen und Slaven, so komme er lieber früher als später." Frisch! froh! fromm! frei! „Wir sind nicht gesandt, sagte Uhland, um große Gebiete, welche durch Jahrhunderte deutsches Reichsland waren, von Deutschland abzulösen." Er stimmte dafür, diese beiden K§., um sich mit Oestreich schnell ins Klare zu setzen, ausnahmsweise sogleich anzunehmen, während der übrige Entwurf zweima¬ liger Berathung unterliegt. Vogt zog sowohl gegen die preußischen als östreich- schen Dynastiker zu Felde, von denen die einen den Ausschluß wollten, die an¬ dern von einem abenteuerlichen mitteleuropäischen Reich träumen. Er erklärte die Stellung der Linken, Jellachich gegenüber. „Wir erkennen die Berechtigung einer jeden (!) östreichischen Nationalität an, sich zu befreien von dem Bande der Ge- sammtmonarchie. Wir haben auch die Berechtigung der kroatischen Bewegung an¬ erkannt, so lange diese dahin ging, die croatische Nation frei zu machen von ir¬ gend einem Druck, komme er von wem er wolle. Im Moment aber, wo diese Bewegung weiter ging und Jellachich, statt Befreier der Croaten zu sein, das Werkzeug in den Händen der Camarilla wurde, in diesem Augenblick sind wir Feinde der kroatischen Bewegung geworden." Daß es aber den Kroaten gar nicht daran liegt, einen eignen Staat zu bilden, daß sie sich von dem Druck der Ma¬ gyaren nicht anders befreien können, als durch Aufrechthaltung des Gesammtstaa- tes und daß sie zu diesem Zweck nothwendig in die Offensive übergehen müßten, darauf nimmt der radikale Professor, der sich rühmt, ohne allen Standpunkt zu sein, keine Rücksicht. Er sährt fort: „Ich sehe nicht ein, warum nicht Böhmen ein durch Personalunion mit dem übrigen deutschen Oestreich verbundenes Land sein könnte, welches in unsern deutschen Bundesstaat gehört, aber die administra¬ tiven Einrichtungen abgesondert von Oestreich haben." Die Sache ist aber die, daß die Czechen auf diesen Vorschlag nicht eingehen wollen, und es fragt sich eben, soll man sie dazu zwingen? Der Bürgerkrieg zwischen den beiden Parteien, von denen die eine die Erhal¬ tung Oestreichs, die andere den Anschluß ein Deutschland will, ist offen ausgebro-

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 7, 1848, II. Semester. IV. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341561_276755/236>, abgerufen am 26.12.2024.