Die Grenzboten. Jg. 7, 1848, II. Semester. IV. Band.verlangen kann, daß eine Abweichung von den Grundsätzen des Die Oestreicher, welche sich für die Trennung der Monarchie und das Auf¬ verlangen kann, daß eine Abweichung von den Grundsätzen des Die Oestreicher, welche sich für die Trennung der Monarchie und das Auf¬ <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0234" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/276990"/> <p xml:id="ID_668" prev="#ID_667"> verlangen kann, daß eine Abweichung von den Grundsätzen des<lb/> Bundesstaats in seinem Interesse geschehe, dann eine andere Form<lb/> der Vereinigung zu suchen sei, und diese Form fanden wir in der des völkerrecht¬<lb/> lichen Bündnisses zu militärischen, commerciellen und nationalen Zwecken (weil der<lb/> östreichische Föderativstaat mit dem Deutschen sich zur Stärkung der gemeinsamen<lb/> nationalen Elemente einigen muß.)" Und dieses Amendement fand nur 38 Stim¬<lb/> men, unter denen die des Präsidenten nicht war!</p><lb/> <p xml:id="ID_669" next="#ID_670"> Die Oestreicher, welche sich für die Trennung der Monarchie und das Auf¬<lb/> gehen der Deutsch-Oestreichischen Provinzen in Deutschland aussprachen, hatten ein<lb/> leichtes Spiel; sie ginge« ohne Ausnahme von der Voraussetzung aus, diese Tren¬<lb/> nung müsse erfolgen, sie waren daher deutscher als selbst ihre Verbündeten in<lb/> Wien, die doch den von den Galiziern mit beschickten Reichstag anerkennen und<lb/> beim Kaiser Anträge ans ein östreichisches Nationalparlament stellen. Ich gehe in<lb/> Kürze die charakteristischen Züge dieser Redner durch. Giskra vertheidigte<lb/> die Möglichkeit einer Personalunion gegen die vermeintlichen Anhänger der<lb/> preußischen Dynastie, welche für die nur deshalb stimmen sollten, um Oestreich<lb/> auszuschließen. „Man hörte zischeln, es wäre die Personalunion nicht möglich,<lb/> es müsse daher Oestreich aus dem deutschen Verbände ausscheiden, und ein anderer<lb/> großer Staat würde das Aufgehen in Deutschland in einer befriedigenden Weise<lb/> zu lösen wissen. Ich nenne das ein Irrlicht aus stinkenden Sümpfen, und meine<lb/> im Ernst, hier in der Paulskirche sei Niemand, der diesen Gedanken hegt und<lb/> pflegt; ich müßte den Träger eines solchen Gedankens für einen Schurken halten,<lb/> der die heiligsten Sachen seinem Egoismus unterordnet. Das wäre mehr als eine<lb/> gemeine Politik, das wäre Verrath und Niederträchtigkeit am ganzen Volke"<lb/> u. s. w. Das sind handgreifliche Argumente. Ueber die Schwierigkeit der Per¬<lb/> sonalunion bei staatlicher Trennung ging er leicht hinweg, indem er die Möglich¬<lb/> keit eines Collisionsfalls „verfluchte." Reitter aus Prag vertheidigte die<lb/> Wiener Bewegung, der er Beifall schenkte, gegen den Vorwurf demokratischer Ten¬<lb/> denzen. Wagner erklärte die Möglichkeit des bisherigen Uebergewichts der deut¬<lb/> schen Sprache in Oestreich nur aus dem Absolutismus; in einem constitutionellen<lb/> Oestreich müsse die Hegemonie an die Slaven fallen, und darum solle sich Deutsch-<lb/> Oestreich von den Nebcnländcrn trennen, v. Stremayr sagte: „wenn Slavien<lb/> mir die Freiheit bietet und Germanien mich in die Ketten brächte, so würde ich<lb/> doch Deutschland folgen!" Uebrigens könne eine innigere Verbindung zwischen<lb/> den einzelnen östreichischen Staaten noch in der Folge stattfinden. Wenn man<lb/> aber jetzt das Verhältniß in der Schwebe halten wolle, so hieße das die deutsche<lb/> Sache aufgeben. Schneider wies nach, daß die historischen Reminiscenzen an<lb/> die Großmacht Oestreich sich nnr aus die Dynastie, nicht auf die Völker bezogen,<lb/> und meinte, der Kaiser von Oestreich als König von Ungarn werde auch weiter<lb/> die Interessen der Deutschen in den Rebenlauben vertreten können; das Wie gab</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0234]
verlangen kann, daß eine Abweichung von den Grundsätzen des
Bundesstaats in seinem Interesse geschehe, dann eine andere Form
der Vereinigung zu suchen sei, und diese Form fanden wir in der des völkerrecht¬
lichen Bündnisses zu militärischen, commerciellen und nationalen Zwecken (weil der
östreichische Föderativstaat mit dem Deutschen sich zur Stärkung der gemeinsamen
nationalen Elemente einigen muß.)" Und dieses Amendement fand nur 38 Stim¬
men, unter denen die des Präsidenten nicht war!
Die Oestreicher, welche sich für die Trennung der Monarchie und das Auf¬
gehen der Deutsch-Oestreichischen Provinzen in Deutschland aussprachen, hatten ein
leichtes Spiel; sie ginge« ohne Ausnahme von der Voraussetzung aus, diese Tren¬
nung müsse erfolgen, sie waren daher deutscher als selbst ihre Verbündeten in
Wien, die doch den von den Galiziern mit beschickten Reichstag anerkennen und
beim Kaiser Anträge ans ein östreichisches Nationalparlament stellen. Ich gehe in
Kürze die charakteristischen Züge dieser Redner durch. Giskra vertheidigte
die Möglichkeit einer Personalunion gegen die vermeintlichen Anhänger der
preußischen Dynastie, welche für die nur deshalb stimmen sollten, um Oestreich
auszuschließen. „Man hörte zischeln, es wäre die Personalunion nicht möglich,
es müsse daher Oestreich aus dem deutschen Verbände ausscheiden, und ein anderer
großer Staat würde das Aufgehen in Deutschland in einer befriedigenden Weise
zu lösen wissen. Ich nenne das ein Irrlicht aus stinkenden Sümpfen, und meine
im Ernst, hier in der Paulskirche sei Niemand, der diesen Gedanken hegt und
pflegt; ich müßte den Träger eines solchen Gedankens für einen Schurken halten,
der die heiligsten Sachen seinem Egoismus unterordnet. Das wäre mehr als eine
gemeine Politik, das wäre Verrath und Niederträchtigkeit am ganzen Volke"
u. s. w. Das sind handgreifliche Argumente. Ueber die Schwierigkeit der Per¬
sonalunion bei staatlicher Trennung ging er leicht hinweg, indem er die Möglich¬
keit eines Collisionsfalls „verfluchte." Reitter aus Prag vertheidigte die
Wiener Bewegung, der er Beifall schenkte, gegen den Vorwurf demokratischer Ten¬
denzen. Wagner erklärte die Möglichkeit des bisherigen Uebergewichts der deut¬
schen Sprache in Oestreich nur aus dem Absolutismus; in einem constitutionellen
Oestreich müsse die Hegemonie an die Slaven fallen, und darum solle sich Deutsch-
Oestreich von den Nebcnländcrn trennen, v. Stremayr sagte: „wenn Slavien
mir die Freiheit bietet und Germanien mich in die Ketten brächte, so würde ich
doch Deutschland folgen!" Uebrigens könne eine innigere Verbindung zwischen
den einzelnen östreichischen Staaten noch in der Folge stattfinden. Wenn man
aber jetzt das Verhältniß in der Schwebe halten wolle, so hieße das die deutsche
Sache aufgeben. Schneider wies nach, daß die historischen Reminiscenzen an
die Großmacht Oestreich sich nnr aus die Dynastie, nicht auf die Völker bezogen,
und meinte, der Kaiser von Oestreich als König von Ungarn werde auch weiter
die Interessen der Deutschen in den Rebenlauben vertreten können; das Wie gab
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