Die Grenzboten. Jg. 7, 1848, I. Semester. II. Band.?!"8 !t 1a Napoleon; und die Jakobinermütze auf dem zottigen Haupt sieht zwar Man muß gestehen, daß die kriegerischen Aspectcn unseres guten Vaterlandes Die italienischen Provinzen Oestreichs benutzen die günstige Lage der Revo¬ Oestreichs schon an sich schwierige Lage in diesem Kampf wird noch dadurch Es ist schwer zu sagen, ob und wo hier ein Fehler begangen ist. Ein ge¬ Freilich gibt steh's leichter Rath vom Schreibtisch aus, als im Drange der Der Augenblick ist günstig. Die' östreichischen Waffen haben die Ehre des ?!»8 !t 1a Napoleon; und die Jakobinermütze auf dem zottigen Haupt sieht zwar Man muß gestehen, daß die kriegerischen Aspectcn unseres guten Vaterlandes Die italienischen Provinzen Oestreichs benutzen die günstige Lage der Revo¬ Oestreichs schon an sich schwierige Lage in diesem Kampf wird noch dadurch Es ist schwer zu sagen, ob und wo hier ein Fehler begangen ist. Ein ge¬ Freilich gibt steh's leichter Rath vom Schreibtisch aus, als im Drange der Der Augenblick ist günstig. Die' östreichischen Waffen haben die Ehre des <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0525" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/276731"/> <p xml:id="ID_1803" prev="#ID_1802"> ?!»8 !t 1a Napoleon; und die Jakobinermütze auf dem zottigen Haupt sieht zwar<lb/> burschikos genug aus, aber in guter Gesellschaft würdest dn auf diese Weise nicht<lb/> Passiren. Du bist noch schlaftrunken, Michel! dein Kriegstanz ist eine Art Som¬<lb/> nambulismus! gib dir Mühe, ernstlich zu erwachen und dich umzusehen in der<lb/> Welt, die du durch deine mehr genialen als graziösen Sprünge aus den Fugen<lb/> zu heben glaubst! Sie hält noch ziemlich fest, das alte Gebäude, und du könntest<lb/> mit deinen ungeschickten Sprüngen anstoßen und Schaden nehmen an deinem Leibe.</p><lb/> <p xml:id="ID_1804"> Man muß gestehen, daß die kriegerischen Aspectcn unseres guten Vaterlandes<lb/> die Napoleonischen Reminiscenzen weit hinter sich zurücklassen. Ein leichter Ueber¬<lb/> blick wird uns unsere Lage vergegenwärtigen. Fangen wir mit Oestreich an.</p><lb/> <p xml:id="ID_1805"> Die italienischen Provinzen Oestreichs benutzen die günstige Lage der Revo¬<lb/> lutionszeit zum Abfall. Der italienisch-patriotische Enthusiasmus bemächtigt sich<lb/> der ganzen Halbinsel; der König von Sardinien stellt sich an die Spitze der Be¬<lb/> wegung, der Papst kann seine eigenen Unterthanen nicht mehr verhindern, ihren<lb/> Landsleuten zu Hilfe zu ziehen, und auf alle Fälle sind die französischen Repu¬<lb/> blikaner gerüstet, ihren Prinzipien und ihrem Interesse im Kampf gegen den alten<lb/> Erbfeind Geltung zu schaffen.</p><lb/> <p xml:id="ID_1806"> Oestreichs schon an sich schwierige Lage in diesem Kampf wird noch dadurch<lb/> verwickelt, daß in Deutschland, ja in Oestreich selbst die lebhaftesten Sympathien<lb/> — nicht für den Charakter, aber für die Berechtigung der Italiener sich regen;<lb/> daß die große Majorität des deutschen Volkes einem Kriege gegen Frankreich ent¬<lb/> schieden abgeneigt ist. Es kommt hinzu, daß die Hilfsquellen des Staats sich<lb/> mehr und mehr verringern, daß Ungarn sich mehr und mehr vom Staatsverband<lb/> ablöst, daß die unsinnigen Umtriebe der Czechomanen die dauernde Entwickelung<lb/> einer Streitmacht in Böhmen, daß die polnische Gährung die strengste Aufmerk¬<lb/> samkeit nicht nur auf die Provinz Galizien selbst, sondern anch auf die russische<lb/> und französische Grenze nothwendig macht.</p><lb/> <p xml:id="ID_1807"> Es ist schwer zu sagen, ob und wo hier ein Fehler begangen ist. Ein ge¬<lb/> nialer Staatsmann hätte unmittelbar nach Metternichs Sturz in einer Proklama¬<lb/> tion den italienischen Provinzen die neue Stellung des Staats auseinandergesetzt,<lb/> hätte augenblicklich einen italienischen Reichstag einberufen und mit demselben die<lb/> friedliche Trennung der beiden Länder und die Ausgleichung der gegenseitigen<lb/> Ansprüche vereinbart. Man zauderte, bis es zu spät war.</p><lb/> <p xml:id="ID_1808"> Freilich gibt steh's leichter Rath vom Schreibtisch aus, als im Drange der<lb/> Ereignisse. Es ist die Frage, ob nicht noch jetzt ein glücklicher Ausgang zu<lb/> finden ist.</p><lb/> <p xml:id="ID_1809" next="#ID_1810"> Der Augenblick ist günstig. Die' östreichischen Waffen haben die Ehre des<lb/> Volkes auf eine glänzende Weise wieder hergestellt. In der Person des Königs<lb/> von Sardinien . wenn man nur nicht das Gemüth in die Politik mischen und<lb/> sich durch die gerechte Abneigung gegen Alberto la Spada von einer Verständigung</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0525]
?!»8 !t 1a Napoleon; und die Jakobinermütze auf dem zottigen Haupt sieht zwar
burschikos genug aus, aber in guter Gesellschaft würdest dn auf diese Weise nicht
Passiren. Du bist noch schlaftrunken, Michel! dein Kriegstanz ist eine Art Som¬
nambulismus! gib dir Mühe, ernstlich zu erwachen und dich umzusehen in der
Welt, die du durch deine mehr genialen als graziösen Sprünge aus den Fugen
zu heben glaubst! Sie hält noch ziemlich fest, das alte Gebäude, und du könntest
mit deinen ungeschickten Sprüngen anstoßen und Schaden nehmen an deinem Leibe.
Man muß gestehen, daß die kriegerischen Aspectcn unseres guten Vaterlandes
die Napoleonischen Reminiscenzen weit hinter sich zurücklassen. Ein leichter Ueber¬
blick wird uns unsere Lage vergegenwärtigen. Fangen wir mit Oestreich an.
Die italienischen Provinzen Oestreichs benutzen die günstige Lage der Revo¬
lutionszeit zum Abfall. Der italienisch-patriotische Enthusiasmus bemächtigt sich
der ganzen Halbinsel; der König von Sardinien stellt sich an die Spitze der Be¬
wegung, der Papst kann seine eigenen Unterthanen nicht mehr verhindern, ihren
Landsleuten zu Hilfe zu ziehen, und auf alle Fälle sind die französischen Repu¬
blikaner gerüstet, ihren Prinzipien und ihrem Interesse im Kampf gegen den alten
Erbfeind Geltung zu schaffen.
Oestreichs schon an sich schwierige Lage in diesem Kampf wird noch dadurch
verwickelt, daß in Deutschland, ja in Oestreich selbst die lebhaftesten Sympathien
— nicht für den Charakter, aber für die Berechtigung der Italiener sich regen;
daß die große Majorität des deutschen Volkes einem Kriege gegen Frankreich ent¬
schieden abgeneigt ist. Es kommt hinzu, daß die Hilfsquellen des Staats sich
mehr und mehr verringern, daß Ungarn sich mehr und mehr vom Staatsverband
ablöst, daß die unsinnigen Umtriebe der Czechomanen die dauernde Entwickelung
einer Streitmacht in Böhmen, daß die polnische Gährung die strengste Aufmerk¬
samkeit nicht nur auf die Provinz Galizien selbst, sondern anch auf die russische
und französische Grenze nothwendig macht.
Es ist schwer zu sagen, ob und wo hier ein Fehler begangen ist. Ein ge¬
nialer Staatsmann hätte unmittelbar nach Metternichs Sturz in einer Proklama¬
tion den italienischen Provinzen die neue Stellung des Staats auseinandergesetzt,
hätte augenblicklich einen italienischen Reichstag einberufen und mit demselben die
friedliche Trennung der beiden Länder und die Ausgleichung der gegenseitigen
Ansprüche vereinbart. Man zauderte, bis es zu spät war.
Freilich gibt steh's leichter Rath vom Schreibtisch aus, als im Drange der
Ereignisse. Es ist die Frage, ob nicht noch jetzt ein glücklicher Ausgang zu
finden ist.
Der Augenblick ist günstig. Die' östreichischen Waffen haben die Ehre des
Volkes auf eine glänzende Weise wieder hergestellt. In der Person des Königs
von Sardinien . wenn man nur nicht das Gemüth in die Politik mischen und
sich durch die gerechte Abneigung gegen Alberto la Spada von einer Verständigung
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