Die Grenzboten. Jg. 7, 1848, I. Semester. II. Band.baren Gewehren versehen ist und die Lieferung dieser Gewehre dem Handlungs' In unsern "wöchentlichen privilegirten gemeinnützigen Nachrichten," Ur. 136 d. I. baren Gewehren versehen ist und die Lieferung dieser Gewehre dem Handlungs' In unsern „wöchentlichen privilegirten gemeinnützigen Nachrichten," Ur. 136 d. I. <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0523" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/276729"/> <p xml:id="ID_1796" prev="#ID_1795"> baren Gewehren versehen ist und die Lieferung dieser Gewehre dem Handlungs'<lb/> Hause des hiesigen Senators Merck zur Last fällt, das sie, in Mexiko „als un¬<lb/> brauchbar" refüsirt, ankaufte und unsere Krieger damit beglückte. Von Seiten<lb/> unsers politischen Clubs ist der or. Gällois nach Rendsburg dclegirt worden, um<lb/> an Ort und Stelle den Zustand dieser Gewehre durch unbetheiligte Sachverstän¬<lb/> dige untersuchen zu lassen, und wir werden seiner Zeit das Resultat dieser Unter-<lb/> suchung mittheilen. Es folge aber schon hier ein solches Urtheil von einem hiesigen<lb/> Sachverständigen, das, weil motivirt, nicht zu verdächtigen sein dürste.</p><lb/> <p xml:id="ID_1797"> In unsern „wöchentlichen privilegirten gemeinnützigen Nachrichten," Ur. 136 d. I.<lb/> heißt es: „Die Gewehre der Hamburger Infanterie. In Bezug auf die<lb/> in letzterer Zeit besprochene Gewchrangelcgcnheit möge es Einsender, als einem Sach¬<lb/> verständigen, der jedoch allen Parteien fremd steht, erlaubt sein, den wirklichen Zustand<lb/> der Gewehre zu schildern. So wenig derselbe den Verkäufern zur Last gelegt werden<lb/> kann («ioy, da sie für den technischen Zustand, besonders nach einer vorgenommenen<lb/> Veränderung in keiner Weise verantwortlich sein können, eben so wenig lassen sich die<lb/> Gewehre vertheidigen. Die nachfolgende Darlegung ist das Ergebniß des Augenscheins,<lb/> den Jeder, der sich dafür interesstrt und genügende Kenntnisse hat, bei den Gewehren hat<lb/> vornehmen können und hierauf gestützt, muß Einsender wiederholen, daß es ihn wundert,<lb/> wie man die Gewehre noch vertheidigen kann. Gut sind nur die Läufe. Die Schwanz¬<lb/> schraube ist bei vielen Gewehren so undicht, daß Pulverdampf und Wasser ungehindert<lb/> dnrch die Gewinde ziehen. Der Ladestock ist so dünn und sitzt so wenig fest, daß er<lb/> bei jedem Stoße herausfliegt und fehlt selbst bei vielen Gewehren die Feder, die ihn<lb/> halten soll. Die Bayonnette sind schlecht und die Federn daran so lahm, daß manche<lb/> bei den gewöhnlichen Griffen abfliegen, wenigstens sich verdrehen. Das Korn sitzt auf<lb/> dem obern Ring und muß dnrch eine Schraube festgehalten werden, die bei jedem Putzen<lb/> gelöst, folglich selten wieder in die richtige Stellung gebracht wird. Das Schloß ist<lb/> jämmerlich und sind bei einigen zu starken Federn äußerst viele lahme, die nur bei<lb/> mehrmaligem Abdrücken das Zündhütchen zerschlagen. Alle Schrauben am Gewehre<lb/> sind entweder zu lang oder zu kurz, so daß die Gewinde vorspringen oder die Mutter¬<lb/> gewinde nicht ausfüllen und sind so weich und nachlässig gearbeitet, daß sie herausfallen.<lb/> Die Schäfte find von zu leichtem Holze und unangenehm beim Zielen. Die Znndkegcl<lb/> sind von verschiedenem Durchmesser, so daß bei manchen die Hütchen abfallen. Was<lb/> das Treffen mit diesen Gewehren anbetrifft, so hört bei 1S0 Schritt alle Genauigkeit<lb/> auf. Für Militärgewehre haben sie noch den Nachtheil, ungleich geschäftet zu sein, so<lb/> daß bei jedem Gewehre Schloß, Ringe, Abzugsbügel u. s. w. in verschiedener Höhe<lb/> liegen. Die beste Probe für die Untauglichkeit liefert die Büchsenschäster-Rechnung."</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0523]
baren Gewehren versehen ist und die Lieferung dieser Gewehre dem Handlungs'
Hause des hiesigen Senators Merck zur Last fällt, das sie, in Mexiko „als un¬
brauchbar" refüsirt, ankaufte und unsere Krieger damit beglückte. Von Seiten
unsers politischen Clubs ist der or. Gällois nach Rendsburg dclegirt worden, um
an Ort und Stelle den Zustand dieser Gewehre durch unbetheiligte Sachverstän¬
dige untersuchen zu lassen, und wir werden seiner Zeit das Resultat dieser Unter-
suchung mittheilen. Es folge aber schon hier ein solches Urtheil von einem hiesigen
Sachverständigen, das, weil motivirt, nicht zu verdächtigen sein dürste.
In unsern „wöchentlichen privilegirten gemeinnützigen Nachrichten," Ur. 136 d. I.
heißt es: „Die Gewehre der Hamburger Infanterie. In Bezug auf die
in letzterer Zeit besprochene Gewchrangelcgcnheit möge es Einsender, als einem Sach¬
verständigen, der jedoch allen Parteien fremd steht, erlaubt sein, den wirklichen Zustand
der Gewehre zu schildern. So wenig derselbe den Verkäufern zur Last gelegt werden
kann («ioy, da sie für den technischen Zustand, besonders nach einer vorgenommenen
Veränderung in keiner Weise verantwortlich sein können, eben so wenig lassen sich die
Gewehre vertheidigen. Die nachfolgende Darlegung ist das Ergebniß des Augenscheins,
den Jeder, der sich dafür interesstrt und genügende Kenntnisse hat, bei den Gewehren hat
vornehmen können und hierauf gestützt, muß Einsender wiederholen, daß es ihn wundert,
wie man die Gewehre noch vertheidigen kann. Gut sind nur die Läufe. Die Schwanz¬
schraube ist bei vielen Gewehren so undicht, daß Pulverdampf und Wasser ungehindert
dnrch die Gewinde ziehen. Der Ladestock ist so dünn und sitzt so wenig fest, daß er
bei jedem Stoße herausfliegt und fehlt selbst bei vielen Gewehren die Feder, die ihn
halten soll. Die Bayonnette sind schlecht und die Federn daran so lahm, daß manche
bei den gewöhnlichen Griffen abfliegen, wenigstens sich verdrehen. Das Korn sitzt auf
dem obern Ring und muß dnrch eine Schraube festgehalten werden, die bei jedem Putzen
gelöst, folglich selten wieder in die richtige Stellung gebracht wird. Das Schloß ist
jämmerlich und sind bei einigen zu starken Federn äußerst viele lahme, die nur bei
mehrmaligem Abdrücken das Zündhütchen zerschlagen. Alle Schrauben am Gewehre
sind entweder zu lang oder zu kurz, so daß die Gewinde vorspringen oder die Mutter¬
gewinde nicht ausfüllen und sind so weich und nachlässig gearbeitet, daß sie herausfallen.
Die Schäfte find von zu leichtem Holze und unangenehm beim Zielen. Die Znndkegcl
sind von verschiedenem Durchmesser, so daß bei manchen die Hütchen abfallen. Was
das Treffen mit diesen Gewehren anbetrifft, so hört bei 1S0 Schritt alle Genauigkeit
auf. Für Militärgewehre haben sie noch den Nachtheil, ungleich geschäftet zu sein, so
daß bei jedem Gewehre Schloß, Ringe, Abzugsbügel u. s. w. in verschiedener Höhe
liegen. Die beste Probe für die Untauglichkeit liefert die Büchsenschäster-Rechnung."
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