Die Grenzboten. Jg. 7, 1848, I. Semester. II. Band.der roth-schwarz-goldnen Fahne, uns, den Männern des burschenschaftlichen Ver¬ Dem Kaiser schwoll die Kollerader. -- Gemach, meine Herren, vergessen Sie Der Hanpthofrath erschrack, faßte sich aber bald wieder. -- Erstens sind wir Der Kaiser pfiff, der Kammerdiener -- ehemals Mitarbeiter vom Jarcke'schen Werft diese naseweisen Burschen zur Thüre hinaus und laßt keinen wieder Die Hofräthe sahen sich außerhalb des Gewölbes. Keine Spur vou Thüren Was ist nun zu thun? sagte der Eine nach einer Pause. Es bleibt uns nichts anders übrig; wir müssen nun doch uach Berlin gehn. X. V. F. der roth-schwarz-goldnen Fahne, uns, den Männern des burschenschaftlichen Ver¬ Dem Kaiser schwoll die Kollerader. — Gemach, meine Herren, vergessen Sie Der Hanpthofrath erschrack, faßte sich aber bald wieder. — Erstens sind wir Der Kaiser pfiff, der Kammerdiener — ehemals Mitarbeiter vom Jarcke'schen Werft diese naseweisen Burschen zur Thüre hinaus und laßt keinen wieder Die Hofräthe sahen sich außerhalb des Gewölbes. Keine Spur vou Thüren Was ist nun zu thun? sagte der Eine nach einer Pause. Es bleibt uns nichts anders übrig; wir müssen nun doch uach Berlin gehn. X. V. F. <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0232" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/276438"/> <p xml:id="ID_792" prev="#ID_791"> der roth-schwarz-goldnen Fahne, uns, den Männern des burschenschaftlichen Ver¬<lb/> trauens, gegenüber zu proclamiren? Man begnügt sich nicht damit, uns den histo¬<lb/> rischen Christus streitig zu machen, man will uns auch den Kyffhäuser rauben?<lb/> Wo soll das deutsche Gemüth ein Asyl suchen, wenn auch die markige Helden¬<lb/> gestalt eines Barbarossa sich in gemüthloses Traumwesen verflüchtigt?</p><lb/> <p xml:id="ID_793"> Dem Kaiser schwoll die Kollerader. — Gemach, meine Herren, vergessen Sie<lb/> nicht, wo Sie reden, und mit wem Sie reden. Ich bin der Kaiser, und in<lb/> meinem Hause, und was sind Sie bei Licht besehen, als gemeines Bürgerpack?<lb/> Zwei, drei Edelleute unter ihnen, was will das sagen? Merket Euch, ihr Bur¬<lb/> schen, daß man Leute eures Gleichen wohl dazu gebraucht, um Manifeste auszu¬<lb/> arbeiten , und auf roncalischen Feldern den Mnnicipie» Wind vorzumachen, aber<lb/> nicht, um sich Sottisen sagen zu lassen. Wenn ihr so hungrig seid nach Realität,<lb/> ihr meineidiger Vasallen, bei meinem Bart, ihr sollt sie haben! Heda! wo sind<lb/> meine Büttel?</p><lb/> <p xml:id="ID_794"> Der Hanpthofrath erschrack, faßte sich aber bald wieder. — Erstens sind wir<lb/> immer liberal gewesen; wir haben Zeitungen gegen die Jesuiten wie gegen die<lb/> Radicalen geschrieben, wir haben mehrmals protestirt, wir haben in den Kammern<lb/> Reden gehalten, und vom Adel wollen wir nichts mehr wissen. Und zweitens —<lb/> wie kommst du mir vor, alter Bursche? Hast du nicht selbst gesagt, daß du nirgend<lb/> anders existirtest, als in unserer Einbildung? Was sollen wir uns vor unsern<lb/> eigenen Träumen fürchten? Entweder dn existirest, dann mußt du dich gebärden,<lb/> wie wir es haben wollen, oder du existirest nicht, und dann hast du nichts mit¬<lb/> zureden.</p><lb/> <p xml:id="ID_795"> Der Kaiser pfiff, der Kammerdiener — ehemals Mitarbeiter vom Jarcke'schen<lb/> Wochenblatt und selbst Hofrath — erschien mit einigen abenteuerlichen Knappe».</p><lb/> <p xml:id="ID_796"> Werft diese naseweisen Burschen zur Thüre hinaus und laßt keinen wieder<lb/> herein. Ich sehe, daß die Raben noch immer flattern, und will in meinem Schlafe<lb/> nicht gestört werden.</p><lb/> <p xml:id="ID_797"> Die Hofräthe sahen sich außerhalb des Gewölbes. Keine Spur vou Thüren<lb/> war wieder zu sehen, die Raben stimmten ein Spottlied an.</p><lb/> <p xml:id="ID_798"> Was ist nun zu thun? sagte der Eine nach einer Pause.</p><lb/> <p xml:id="ID_799"> Es bleibt uns nichts anders übrig; wir müssen nun doch uach Berlin gehn.</p><lb/> <note type="byline"> X. V. F.</note><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0232]
der roth-schwarz-goldnen Fahne, uns, den Männern des burschenschaftlichen Ver¬
trauens, gegenüber zu proclamiren? Man begnügt sich nicht damit, uns den histo¬
rischen Christus streitig zu machen, man will uns auch den Kyffhäuser rauben?
Wo soll das deutsche Gemüth ein Asyl suchen, wenn auch die markige Helden¬
gestalt eines Barbarossa sich in gemüthloses Traumwesen verflüchtigt?
Dem Kaiser schwoll die Kollerader. — Gemach, meine Herren, vergessen Sie
nicht, wo Sie reden, und mit wem Sie reden. Ich bin der Kaiser, und in
meinem Hause, und was sind Sie bei Licht besehen, als gemeines Bürgerpack?
Zwei, drei Edelleute unter ihnen, was will das sagen? Merket Euch, ihr Bur¬
schen, daß man Leute eures Gleichen wohl dazu gebraucht, um Manifeste auszu¬
arbeiten , und auf roncalischen Feldern den Mnnicipie» Wind vorzumachen, aber
nicht, um sich Sottisen sagen zu lassen. Wenn ihr so hungrig seid nach Realität,
ihr meineidiger Vasallen, bei meinem Bart, ihr sollt sie haben! Heda! wo sind
meine Büttel?
Der Hanpthofrath erschrack, faßte sich aber bald wieder. — Erstens sind wir
immer liberal gewesen; wir haben Zeitungen gegen die Jesuiten wie gegen die
Radicalen geschrieben, wir haben mehrmals protestirt, wir haben in den Kammern
Reden gehalten, und vom Adel wollen wir nichts mehr wissen. Und zweitens —
wie kommst du mir vor, alter Bursche? Hast du nicht selbst gesagt, daß du nirgend
anders existirtest, als in unserer Einbildung? Was sollen wir uns vor unsern
eigenen Träumen fürchten? Entweder dn existirest, dann mußt du dich gebärden,
wie wir es haben wollen, oder du existirest nicht, und dann hast du nichts mit¬
zureden.
Der Kaiser pfiff, der Kammerdiener — ehemals Mitarbeiter vom Jarcke'schen
Wochenblatt und selbst Hofrath — erschien mit einigen abenteuerlichen Knappe».
Werft diese naseweisen Burschen zur Thüre hinaus und laßt keinen wieder
herein. Ich sehe, daß die Raben noch immer flattern, und will in meinem Schlafe
nicht gestört werden.
Die Hofräthe sahen sich außerhalb des Gewölbes. Keine Spur vou Thüren
war wieder zu sehen, die Raben stimmten ein Spottlied an.
Was ist nun zu thun? sagte der Eine nach einer Pause.
Es bleibt uns nichts anders übrig; wir müssen nun doch uach Berlin gehn.
X. V. F.
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