Die Grenzboten. Jg. 7, 1848, I. Semester. II. Band.recht gut siedet an, bei zweckmäßiger Eintheilung aber läßt sich auch manches Dies ganz kurz unsere Ansichten über eine deutsche Kriegsflotte. Wir hoffen I. ZV "Srenzbvten. II.29
recht gut siedet an, bei zweckmäßiger Eintheilung aber läßt sich auch manches Dies ganz kurz unsere Ansichten über eine deutsche Kriegsflotte. Wir hoffen I. ZV «Srenzbvten. II.29
<TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0227" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/276433"/> <p xml:id="ID_773" prev="#ID_772"> recht gut siedet an, bei zweckmäßiger Eintheilung aber läßt sich auch manches<lb/> ersparen, ohne dem Zwecke zu schaden. Die Bemannung dieser Schiffe müßte<lb/> natürlich aus der Bevölkerung der Seeküsten genommen, ihre Besoldung aber<lb/> aus der gemeinsamen Marinekasse bezahlt werden. An tüchtigen Matrosen aller<lb/> Art würde es nicht fehlen und auch geeignete Seeoffiziere würden wir uns bald<lb/> heranbilden können. Der Deutsche hat alle Anlage zu einem guten Seemann,<lb/> dies hat er von alten Zeiten her durch Thaten hinlänglich bewiesen. Um aber<lb/> auch deu Söhnen des Binnenlandes, besonders denen der gebildeten Stände, die<lb/> Neigung hätten sich dem deutschen Seedienst zu widmen, Gelegenheit hiezu zu<lb/> geben, müssen in mehreren Hafenstädten eigene Marine-Kollegien errichtet werden,<lb/> in denen jeder Deutsche, gleich viel aus welchem Lande er gebürtig wäre, das<lb/> Recht hätte einzutreten. Hier müßten diese Zöglinge vom Knabenalter an sowohl<lb/> theoretisch wie praktisch sür den Seedienst erzogen und so zu tüchtigen Seeoffi¬<lb/> zieren ausgebildet werden. So würde manchem feurigen Sohn des Binnenlandes,<lb/> der so gerne seine Thatenlust in fernen Meereszügen stillen möchte, und jetzt schmerz¬<lb/> lich die Gelegenheit dazu vermißt, diese verschafft, und dadurch nicht allein ihm,<lb/> sondern auch dem ganzen Vaterlands, dem er so auf zweckmäßige Weise nützlich<lb/> sein könnte, während er jetzt oft daheim durch wilde» Uebermuth nur lästig<lb/> wird, ein Dienst erwiesen. Es ist gewiß ein großer Vortheil für die innere Ruhe<lb/> und Gesetzmäßigkeit Englands, daß seine Kolonien und seine Flotten so manchen<lb/> unruhigen Geistern Gelegenheit verschaffen, ihren Drang nach wechselvollerer<lb/> Thätigkeit, den sie daheim nicht befriedigen konnten, draußen zu des Vaterlandes<lb/> Wohl und Nutzen auszulassen. So muß es auch später in dem einigen, starken<lb/> Deutschland geschehen, was auch sich in andern Welttheilen solche Gelegenheit<lb/> suchen wird.</p><lb/> <p xml:id="ID_774"> Dies ganz kurz unsere Ansichten über eine deutsche Kriegsflotte. Wir hoffen<lb/> jetzt mit Zuversicht, daß in nächster Zeit schon ein kräftiger Anfang gemacht werde.<lb/> Beeilen wir uns hiemit, bevor es zu spät ist.</p><lb/> <note type="byline"> I. ZV</note><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <fw type="sig" place="bottom"> «Srenzbvten. II.29</fw><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0227]
recht gut siedet an, bei zweckmäßiger Eintheilung aber läßt sich auch manches
ersparen, ohne dem Zwecke zu schaden. Die Bemannung dieser Schiffe müßte
natürlich aus der Bevölkerung der Seeküsten genommen, ihre Besoldung aber
aus der gemeinsamen Marinekasse bezahlt werden. An tüchtigen Matrosen aller
Art würde es nicht fehlen und auch geeignete Seeoffiziere würden wir uns bald
heranbilden können. Der Deutsche hat alle Anlage zu einem guten Seemann,
dies hat er von alten Zeiten her durch Thaten hinlänglich bewiesen. Um aber
auch deu Söhnen des Binnenlandes, besonders denen der gebildeten Stände, die
Neigung hätten sich dem deutschen Seedienst zu widmen, Gelegenheit hiezu zu
geben, müssen in mehreren Hafenstädten eigene Marine-Kollegien errichtet werden,
in denen jeder Deutsche, gleich viel aus welchem Lande er gebürtig wäre, das
Recht hätte einzutreten. Hier müßten diese Zöglinge vom Knabenalter an sowohl
theoretisch wie praktisch sür den Seedienst erzogen und so zu tüchtigen Seeoffi¬
zieren ausgebildet werden. So würde manchem feurigen Sohn des Binnenlandes,
der so gerne seine Thatenlust in fernen Meereszügen stillen möchte, und jetzt schmerz¬
lich die Gelegenheit dazu vermißt, diese verschafft, und dadurch nicht allein ihm,
sondern auch dem ganzen Vaterlands, dem er so auf zweckmäßige Weise nützlich
sein könnte, während er jetzt oft daheim durch wilde» Uebermuth nur lästig
wird, ein Dienst erwiesen. Es ist gewiß ein großer Vortheil für die innere Ruhe
und Gesetzmäßigkeit Englands, daß seine Kolonien und seine Flotten so manchen
unruhigen Geistern Gelegenheit verschaffen, ihren Drang nach wechselvollerer
Thätigkeit, den sie daheim nicht befriedigen konnten, draußen zu des Vaterlandes
Wohl und Nutzen auszulassen. So muß es auch später in dem einigen, starken
Deutschland geschehen, was auch sich in andern Welttheilen solche Gelegenheit
suchen wird.
Dies ganz kurz unsere Ansichten über eine deutsche Kriegsflotte. Wir hoffen
jetzt mit Zuversicht, daß in nächster Zeit schon ein kräftiger Anfang gemacht werde.
Beeilen wir uns hiemit, bevor es zu spät ist.
I. ZV
«Srenzbvten. II.29
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