Die Grenzboten. Jg. 7, 1848, I. Semester. II. Band.wirrt. Wähnt ja nicht, daß Frankreichs Republik eine östreichische Suprematie L. wirrt. Wähnt ja nicht, daß Frankreichs Republik eine östreichische Suprematie L. <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0220" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/276426"/> <p xml:id="ID_760" prev="#ID_759"> wirrt. Wähnt ja nicht, daß Frankreichs Republik eine östreichische Suprematie<lb/> in Italien abermals dulden werde, oder daß Deutschland in einem Kampfe um<lb/> Italien, ohne sehr triftige Veranlassung, eurem Herrscherdünkel gegen Frankreich<lb/> beistehen wird. Schämt ihr euch vielleicht nicht, auf Rußlands Hilfe zu bauen?<lb/> Wohlan, kann euch dort Rußland helfen, woran übrigens zu zweifeln, so hat<lb/> Rußland noch niemals umsonst geholfen. Will es euch helfen, so geschieht es<lb/> wahrlich nur, um scheinbar eurem Kaiser, nicht um der Nationalität Oestreichs<lb/> beizustehen, damit es Oestreich in seinem Kaiser um so sicherer und schneller ver¬<lb/> derben und knechten könne. Jeden Gulden, den ihr Italiens Wiedergewinnung<lb/> hingeht, jeden Tropfen Bluts, den ihr eurem Hochmuthe und der Ländersucht eurer<lb/> Dynastie verspritzt, opfert ihr lediglich zu Gunsten eures größten und heim¬<lb/> tückischsten Feindes — dem Czarenthum. Die Fesseln, welche ihr kaum halb ge¬<lb/> brochen habt, schmiedet ihr selbst von Neuem, schlingt ihr selbst um eure Hände!<lb/> Narren sagen euch, ihr übtet Großmuth gegen Italien, wenn ihr Venedig<lb/> und die Lombardei freigebe, — Narren sagen euch dies, denn ihr übt damit nur<lb/> eine dringende Pflicht gegen euch selbst, gegen eure Ehre, gegen eure Freiheit,<lb/> gegen eure ganze Zukunft!</p><lb/> <note type="byline"> L.</note><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0220]
wirrt. Wähnt ja nicht, daß Frankreichs Republik eine östreichische Suprematie
in Italien abermals dulden werde, oder daß Deutschland in einem Kampfe um
Italien, ohne sehr triftige Veranlassung, eurem Herrscherdünkel gegen Frankreich
beistehen wird. Schämt ihr euch vielleicht nicht, auf Rußlands Hilfe zu bauen?
Wohlan, kann euch dort Rußland helfen, woran übrigens zu zweifeln, so hat
Rußland noch niemals umsonst geholfen. Will es euch helfen, so geschieht es
wahrlich nur, um scheinbar eurem Kaiser, nicht um der Nationalität Oestreichs
beizustehen, damit es Oestreich in seinem Kaiser um so sicherer und schneller ver¬
derben und knechten könne. Jeden Gulden, den ihr Italiens Wiedergewinnung
hingeht, jeden Tropfen Bluts, den ihr eurem Hochmuthe und der Ländersucht eurer
Dynastie verspritzt, opfert ihr lediglich zu Gunsten eures größten und heim¬
tückischsten Feindes — dem Czarenthum. Die Fesseln, welche ihr kaum halb ge¬
brochen habt, schmiedet ihr selbst von Neuem, schlingt ihr selbst um eure Hände!
Narren sagen euch, ihr übtet Großmuth gegen Italien, wenn ihr Venedig
und die Lombardei freigebe, — Narren sagen euch dies, denn ihr übt damit nur
eine dringende Pflicht gegen euch selbst, gegen eure Ehre, gegen eure Freiheit,
gegen eure ganze Zukunft!
L.
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