Die Grenzboten. Jg. 7, 1848, I. Semester. II. Band.streben sollten? Frankfurt möge immerhin der künstliche Mittelpunkt Deutschlands Täuschen wir uns nicht: entweder wird der Reichstag zu Frankfurt zu einer Entweder sind die östreichischen, die preußischen Deputirten unbedingt deutsch Im entgegengesetzten Fall löst sich die Reichsverbindung wieder, oder sie Vor dieser Frage über das Verhältniß der verschiedenen Versammlungen Schon sühlen die Regierungen -- nicht blos die Könige -- das Bedenkliche Julian Schmidt. streben sollten? Frankfurt möge immerhin der künstliche Mittelpunkt Deutschlands Täuschen wir uns nicht: entweder wird der Reichstag zu Frankfurt zu einer Entweder sind die östreichischen, die preußischen Deputirten unbedingt deutsch Im entgegengesetzten Fall löst sich die Reichsverbindung wieder, oder sie Vor dieser Frage über das Verhältniß der verschiedenen Versammlungen Schon sühlen die Regierungen — nicht blos die Könige — das Bedenkliche Julian Schmidt. <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0144" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/276350"/> <p xml:id="ID_484" prev="#ID_483"> streben sollten? Frankfurt möge immerhin der künstliche Mittelpunkt Deutschlands<lb/> werden, seine natürlichen Schwerpunkte bleiben immer Wien und Berlin.</p><lb/> <p xml:id="ID_485"> Täuschen wir uns nicht: entweder wird der Reichstag zu Frankfurt zu einer<lb/> bloßen Scheinexistenz verdammt, oder die Macht der Centralstände zu Wien, zu<lb/> Berlin wird völlig gebrochen. Die Entscheidungsschlacht steht unmittelbar vor der<lb/> Thür; in demselben Augenblick beinahe treten die deutschen, treten die preußischen<lb/> Stände zusammen.</p><lb/> <p xml:id="ID_486"> Entweder sind die östreichischen, die preußischen Deputirten unbedingt deutsch<lb/> gesinnt, d. h. sie sind im Stande, die partikulären Interessen ihrer Staaten bis<lb/> auf deren Existenz dem deutschen Vaterland zu opfern; dann werden Wien und<lb/> Berlin im Lauf der Zeit zu Provinzialstädten herabgedrückt.</p><lb/> <p xml:id="ID_487"> Im entgegengesetzten Fall löst sich die Reichsverbindung wieder, oder sie<lb/> wird ein Staatenbund, wie früher.</p><lb/> <p xml:id="ID_488"> Vor dieser Frage über das Verhältniß der verschiedenen Versammlungen<lb/> zu einander, tritt die Frage über die beiden Kammern, die Frage über das Reichs¬<lb/> oberhaupt weit zurück.</p><lb/> <p xml:id="ID_489"> Schon sühlen die Regierungen — nicht blos die Könige — das Bedenkliche<lb/> dieser Lage, und noch bevor das deutsche Parlament zusammentritt, werden sie<lb/> vielleicht durch ein dreistes Wagniß der Frage eine bestimmtere Wendung zu<lb/> geben suchen.</p><lb/> <note type="byline"> Julian Schmidt.</note><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0144]
streben sollten? Frankfurt möge immerhin der künstliche Mittelpunkt Deutschlands
werden, seine natürlichen Schwerpunkte bleiben immer Wien und Berlin.
Täuschen wir uns nicht: entweder wird der Reichstag zu Frankfurt zu einer
bloßen Scheinexistenz verdammt, oder die Macht der Centralstände zu Wien, zu
Berlin wird völlig gebrochen. Die Entscheidungsschlacht steht unmittelbar vor der
Thür; in demselben Augenblick beinahe treten die deutschen, treten die preußischen
Stände zusammen.
Entweder sind die östreichischen, die preußischen Deputirten unbedingt deutsch
gesinnt, d. h. sie sind im Stande, die partikulären Interessen ihrer Staaten bis
auf deren Existenz dem deutschen Vaterland zu opfern; dann werden Wien und
Berlin im Lauf der Zeit zu Provinzialstädten herabgedrückt.
Im entgegengesetzten Fall löst sich die Reichsverbindung wieder, oder sie
wird ein Staatenbund, wie früher.
Vor dieser Frage über das Verhältniß der verschiedenen Versammlungen
zu einander, tritt die Frage über die beiden Kammern, die Frage über das Reichs¬
oberhaupt weit zurück.
Schon sühlen die Regierungen — nicht blos die Könige — das Bedenkliche
dieser Lage, und noch bevor das deutsche Parlament zusammentritt, werden sie
vielleicht durch ein dreistes Wagniß der Frage eine bestimmtere Wendung zu
geben suchen.
Julian Schmidt.
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