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Die Grenzboten. Jg. 6, 1847, II. Semester. III. Band.

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nommer; durch diese Huld ermuthigt und gestützt auf ihr alt hergebrachtes Vorrecht
auf jede ihrer in den Landtagscrklärungen angebrachten Bitten eine eigene allerhöchste
Erledigung zu empfangen, wagen es die trcugehorsamstcn Stände noch einmal auf ihre
allerunterthänigste Vorstellung zurückzukommen, und Ew. Maj. um baldige und kräftige
Abhülfe des Nothstandes Ihres Volkes zu bitten.

Es war eine Zeit, wo nach blutigen Kämpfen die Segnungen des Friedens die
schlummernden Kräfte des Landes zur heilbringenden Thätigkeit erweckten, wo der Acker¬
bau in verständigem Betriebe aufblühte, Industrie und Gewerbe aus der Asche erstan¬
den, wo Fleiß und Arbeitsamkeit die Früchte ihrer Anstrengungen in den eigenen Schooß
lenkten, wo der stille Genuß eines mäßigen Wohlstandes den Heerd des genügsamen
Bürgers mit dem Wohlbehagen einer gesicherten Zukunft umgab, wo der lüsterne Wunsch
nicht hinausschweifte über die Grenze der Mittel seiner Befriedigung. Aus diesem
glücklichen Zustande entwickelte sich eine Macht, die mit scheinbarem Wohlwollen im
Anbeginne, sich im raschen Fluge auf eine Höhe schwang, von der sie jetzt als unum¬
schränkte Herrscherin schaltet. Mit unermeßlichen Kräften ausgestattet senkt die Geld¬
macht ihre Saugwurzeln in das Zellgewebe des bürgerlichen und Staatslebens, wuchert
in Kraftentwickelung und Intelligenz, verlockt durch ihren Flitterstaat die leicht erreg¬
bare Sinnlichkeit, vergiftet den stillen Haushalt, entwürdigt Ackerbau und Gewerbsfleiß,
einst die Grundlagen und Stützen der Regierungen zu ihren Lohnarbeitern.

Das ist die Wunde, an der die Volker sich verbluten, an der ihre kräftige Männ¬
lichkeit zum Skelette verdorrt, die sie einem unheilbaren, todtbringcnden Siechthum zu¬
führt; vergeblich ist der schwache Kampf, den die Noth der Selbsterhaltung ringt, immer
tiefer sinkt der Werth des Einzelnen, immer stärker wird diese Macht, bis endlich Nichts
und Alles, Macht und Ohnmacht sich die Stirne bieten werden. Diese Schuld der Zeit
wird in Zukunft ihre schwere Tilgung finden, wenn nicht die Gegenwart sie friedlich
führt, und nur das Wort des Herrschers, in dessen Hände die Vorsehung das Schicksal
seines Volkes legte, vermag das Unheil abzuwenden. Nur vom Throne aus kann der
Strom, der Staaten und Völker überfluthet, in die Grenzen seiner Ufer zurückgelenkt,
in seinem Laufe geregelt, als dienendes Element des allgemeinen Wohles, auf seinen
Ursprunges segcnvollcs Wirken beschränkt, und das ewige Gesetz, das unerbittlich jeden
schroffen Gegensatz vernichtet, in seinem Richtcramte gehemmt werden.

Das, Ew. Maj., ist das Bild, das vor dem Auge des unbefangenen Beschauers
sich entfaltet, das sind die Jrrgänge, die die kranke Zeit uns führt, das ist der Weg,
der zu ihrer Heilung führen kann.

Bor langer Zeit schon haben warnende Stimmen sich erhoben über die regelmäßigen
reißenden Fortschritte der immer mehr an Ausdehnung gewinnenden Verarmung, und
wohlmeinend ist ihr Rath ergangen: diesem zerstörenden Elemente bei guter Zeit entge¬
gen zu wirken. Auch in unserem Lande hat es tiefe Wurzel geschlagen, und aus den
untersten Regionen immer höher sich erhebend, nagt die Wuchcrpflanze schon am Herzen
des sonst so blühenden Mittelstandes. Die immer steigende Entwerthung der Geldzei¬
chen, die Ansprüche vermehrter Bedürfnisse, die vcrhältiiißmäßig große Besteuerung der
ersten Leben-erfordernissc, die Unsicherheit des Erwerbes, verhöhnen jeden Voranschlag;
wo zufällige Glücksgüter nicht den Ausfall decken, genügt der redliche Verdienst nicht
mehr zur Erhaltung eines beschränkten Hausstandes, und ein unvorhergesehener Un-
glücke-fall reicht hin, um ganze Familien in Armuth zu versenken. Zwischen Elend und
Verbrechen steht das Unglück in der Mitte, und in einer so furchtbaren Alternative lenkt
oft Aufall oder Verzweiflung die Hand des Wählers. Die Noth achtet kein Gesetz, ist
die Mehrzahl ihr verfallen, bleibt auch der Wille nicht zurück die Last von sich zu
wälzen, und die Gemeinschaft von Armuth und Elend ist einer der gefährlichsten Ver-


nommer; durch diese Huld ermuthigt und gestützt auf ihr alt hergebrachtes Vorrecht
auf jede ihrer in den Landtagscrklärungen angebrachten Bitten eine eigene allerhöchste
Erledigung zu empfangen, wagen es die trcugehorsamstcn Stände noch einmal auf ihre
allerunterthänigste Vorstellung zurückzukommen, und Ew. Maj. um baldige und kräftige
Abhülfe des Nothstandes Ihres Volkes zu bitten.

Es war eine Zeit, wo nach blutigen Kämpfen die Segnungen des Friedens die
schlummernden Kräfte des Landes zur heilbringenden Thätigkeit erweckten, wo der Acker¬
bau in verständigem Betriebe aufblühte, Industrie und Gewerbe aus der Asche erstan¬
den, wo Fleiß und Arbeitsamkeit die Früchte ihrer Anstrengungen in den eigenen Schooß
lenkten, wo der stille Genuß eines mäßigen Wohlstandes den Heerd des genügsamen
Bürgers mit dem Wohlbehagen einer gesicherten Zukunft umgab, wo der lüsterne Wunsch
nicht hinausschweifte über die Grenze der Mittel seiner Befriedigung. Aus diesem
glücklichen Zustande entwickelte sich eine Macht, die mit scheinbarem Wohlwollen im
Anbeginne, sich im raschen Fluge auf eine Höhe schwang, von der sie jetzt als unum¬
schränkte Herrscherin schaltet. Mit unermeßlichen Kräften ausgestattet senkt die Geld¬
macht ihre Saugwurzeln in das Zellgewebe des bürgerlichen und Staatslebens, wuchert
in Kraftentwickelung und Intelligenz, verlockt durch ihren Flitterstaat die leicht erreg¬
bare Sinnlichkeit, vergiftet den stillen Haushalt, entwürdigt Ackerbau und Gewerbsfleiß,
einst die Grundlagen und Stützen der Regierungen zu ihren Lohnarbeitern.

Das ist die Wunde, an der die Volker sich verbluten, an der ihre kräftige Männ¬
lichkeit zum Skelette verdorrt, die sie einem unheilbaren, todtbringcnden Siechthum zu¬
führt; vergeblich ist der schwache Kampf, den die Noth der Selbsterhaltung ringt, immer
tiefer sinkt der Werth des Einzelnen, immer stärker wird diese Macht, bis endlich Nichts
und Alles, Macht und Ohnmacht sich die Stirne bieten werden. Diese Schuld der Zeit
wird in Zukunft ihre schwere Tilgung finden, wenn nicht die Gegenwart sie friedlich
führt, und nur das Wort des Herrschers, in dessen Hände die Vorsehung das Schicksal
seines Volkes legte, vermag das Unheil abzuwenden. Nur vom Throne aus kann der
Strom, der Staaten und Völker überfluthet, in die Grenzen seiner Ufer zurückgelenkt,
in seinem Laufe geregelt, als dienendes Element des allgemeinen Wohles, auf seinen
Ursprunges segcnvollcs Wirken beschränkt, und das ewige Gesetz, das unerbittlich jeden
schroffen Gegensatz vernichtet, in seinem Richtcramte gehemmt werden.

Das, Ew. Maj., ist das Bild, das vor dem Auge des unbefangenen Beschauers
sich entfaltet, das sind die Jrrgänge, die die kranke Zeit uns führt, das ist der Weg,
der zu ihrer Heilung führen kann.

Bor langer Zeit schon haben warnende Stimmen sich erhoben über die regelmäßigen
reißenden Fortschritte der immer mehr an Ausdehnung gewinnenden Verarmung, und
wohlmeinend ist ihr Rath ergangen: diesem zerstörenden Elemente bei guter Zeit entge¬
gen zu wirken. Auch in unserem Lande hat es tiefe Wurzel geschlagen, und aus den
untersten Regionen immer höher sich erhebend, nagt die Wuchcrpflanze schon am Herzen
des sonst so blühenden Mittelstandes. Die immer steigende Entwerthung der Geldzei¬
chen, die Ansprüche vermehrter Bedürfnisse, die vcrhältiiißmäßig große Besteuerung der
ersten Leben-erfordernissc, die Unsicherheit des Erwerbes, verhöhnen jeden Voranschlag;
wo zufällige Glücksgüter nicht den Ausfall decken, genügt der redliche Verdienst nicht
mehr zur Erhaltung eines beschränkten Hausstandes, und ein unvorhergesehener Un-
glücke-fall reicht hin, um ganze Familien in Armuth zu versenken. Zwischen Elend und
Verbrechen steht das Unglück in der Mitte, und in einer so furchtbaren Alternative lenkt
oft Aufall oder Verzweiflung die Hand des Wählers. Die Noth achtet kein Gesetz, ist
die Mehrzahl ihr verfallen, bleibt auch der Wille nicht zurück die Last von sich zu
wälzen, und die Gemeinschaft von Armuth und Elend ist einer der gefährlichsten Ver-


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[0543] nommer; durch diese Huld ermuthigt und gestützt auf ihr alt hergebrachtes Vorrecht auf jede ihrer in den Landtagscrklärungen angebrachten Bitten eine eigene allerhöchste Erledigung zu empfangen, wagen es die trcugehorsamstcn Stände noch einmal auf ihre allerunterthänigste Vorstellung zurückzukommen, und Ew. Maj. um baldige und kräftige Abhülfe des Nothstandes Ihres Volkes zu bitten. Es war eine Zeit, wo nach blutigen Kämpfen die Segnungen des Friedens die schlummernden Kräfte des Landes zur heilbringenden Thätigkeit erweckten, wo der Acker¬ bau in verständigem Betriebe aufblühte, Industrie und Gewerbe aus der Asche erstan¬ den, wo Fleiß und Arbeitsamkeit die Früchte ihrer Anstrengungen in den eigenen Schooß lenkten, wo der stille Genuß eines mäßigen Wohlstandes den Heerd des genügsamen Bürgers mit dem Wohlbehagen einer gesicherten Zukunft umgab, wo der lüsterne Wunsch nicht hinausschweifte über die Grenze der Mittel seiner Befriedigung. Aus diesem glücklichen Zustande entwickelte sich eine Macht, die mit scheinbarem Wohlwollen im Anbeginne, sich im raschen Fluge auf eine Höhe schwang, von der sie jetzt als unum¬ schränkte Herrscherin schaltet. Mit unermeßlichen Kräften ausgestattet senkt die Geld¬ macht ihre Saugwurzeln in das Zellgewebe des bürgerlichen und Staatslebens, wuchert in Kraftentwickelung und Intelligenz, verlockt durch ihren Flitterstaat die leicht erreg¬ bare Sinnlichkeit, vergiftet den stillen Haushalt, entwürdigt Ackerbau und Gewerbsfleiß, einst die Grundlagen und Stützen der Regierungen zu ihren Lohnarbeitern. Das ist die Wunde, an der die Volker sich verbluten, an der ihre kräftige Männ¬ lichkeit zum Skelette verdorrt, die sie einem unheilbaren, todtbringcnden Siechthum zu¬ führt; vergeblich ist der schwache Kampf, den die Noth der Selbsterhaltung ringt, immer tiefer sinkt der Werth des Einzelnen, immer stärker wird diese Macht, bis endlich Nichts und Alles, Macht und Ohnmacht sich die Stirne bieten werden. Diese Schuld der Zeit wird in Zukunft ihre schwere Tilgung finden, wenn nicht die Gegenwart sie friedlich führt, und nur das Wort des Herrschers, in dessen Hände die Vorsehung das Schicksal seines Volkes legte, vermag das Unheil abzuwenden. Nur vom Throne aus kann der Strom, der Staaten und Völker überfluthet, in die Grenzen seiner Ufer zurückgelenkt, in seinem Laufe geregelt, als dienendes Element des allgemeinen Wohles, auf seinen Ursprunges segcnvollcs Wirken beschränkt, und das ewige Gesetz, das unerbittlich jeden schroffen Gegensatz vernichtet, in seinem Richtcramte gehemmt werden. Das, Ew. Maj., ist das Bild, das vor dem Auge des unbefangenen Beschauers sich entfaltet, das sind die Jrrgänge, die die kranke Zeit uns führt, das ist der Weg, der zu ihrer Heilung führen kann. Bor langer Zeit schon haben warnende Stimmen sich erhoben über die regelmäßigen reißenden Fortschritte der immer mehr an Ausdehnung gewinnenden Verarmung, und wohlmeinend ist ihr Rath ergangen: diesem zerstörenden Elemente bei guter Zeit entge¬ gen zu wirken. Auch in unserem Lande hat es tiefe Wurzel geschlagen, und aus den untersten Regionen immer höher sich erhebend, nagt die Wuchcrpflanze schon am Herzen des sonst so blühenden Mittelstandes. Die immer steigende Entwerthung der Geldzei¬ chen, die Ansprüche vermehrter Bedürfnisse, die vcrhältiiißmäßig große Besteuerung der ersten Leben-erfordernissc, die Unsicherheit des Erwerbes, verhöhnen jeden Voranschlag; wo zufällige Glücksgüter nicht den Ausfall decken, genügt der redliche Verdienst nicht mehr zur Erhaltung eines beschränkten Hausstandes, und ein unvorhergesehener Un- glücke-fall reicht hin, um ganze Familien in Armuth zu versenken. Zwischen Elend und Verbrechen steht das Unglück in der Mitte, und in einer so furchtbaren Alternative lenkt oft Aufall oder Verzweiflung die Hand des Wählers. Die Noth achtet kein Gesetz, ist die Mehrzahl ihr verfallen, bleibt auch der Wille nicht zurück die Last von sich zu wälzen, und die Gemeinschaft von Armuth und Elend ist einer der gefährlichsten Ver-

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 6, 1847, II. Semester. III. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341559_309659/543>, abgerufen am 01.09.2024.