Die Grenzboten. Jg. 6, 1847, II. Semester. III. Band.gewaltsame Umwälznngöpläne im Lande erweckt, und überdies ist der Zweck dieses (Dritte Abtheilung folgt.) gewaltsame Umwälznngöpläne im Lande erweckt, und überdies ist der Zweck dieses (Dritte Abtheilung folgt.) <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0426" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/184586"/> <p xml:id="ID_1482" prev="#ID_1481"> gewaltsame Umwälznngöpläne im Lande erweckt, und überdies ist der Zweck dieses<lb/> großartigen Baues noch heute unbegreiflich. Das Haus wird übrigens gegenwärtig<lb/> zu einer Artillerie-Caserne und zum Staatsgefäugniß verwendet. In der letzten Zeit<lb/> wurde eine Gesellschaft, die falsche Banknoten in großem Maßstab fabricirte, hier<lb/> einquartirt, und uoch eine andere Person soll Hieher gebracht worden sein, die<lb/> mißliebige Papiere in die Öffentlichkeit warf, der Schriftsteller Stanislaus. Die¬<lb/> ser war früher evangelischer Prediger in Pesth. Seine kühnen beredten Vorträge<lb/> fanden großen Zulauf und man war genöthigt, ihn von der Kanzel zu entfernen.<lb/> Nun griff der ruhelose Mann zur Feder. Er schrieb ein Volksbuch, das, im Aus¬<lb/> land gedruckt, in einM Million Exemplaren, wie die Vorrede sagte, im Lande ver¬<lb/> breitet werden sollte. Die Kosten soll ein reicher Magnat, der zu den Koryphäen<lb/> der Opposition gehört, bestritten haben. Dieses Buch übertrifft an logischer Dar¬<lb/> stellung, populäM Sprache, Macht des Eindrucks und radicaler Gesinnung die<lb/> gerühmtcsten Werke des Abbe Lamcnais. Es waren bereits eine Anzahl Exemplare<lb/> im Lande — ich hatte selbst eines in Händen — als die Regierung nachdrückliche<lb/> Schritte gegen die weitere Verbreitung des gefährliche» Buches that. DaS Verbot<lb/> des ungarischen Verlages in einer gewissen dentschen Stadt soll die nächste Folge<lb/> der Veröffentlichung dieses Buches gewesen sein. Dem Verfasser selbst, heißt es,<lb/> könne man gesetzlich nichts anhaben, da in Ungarn «le jure keine Censur besteht,<lb/> sondern blos als Polizeimaßregel ausgeübt wird; überdies war das Buch im Aus¬<lb/> land gedruckt. Auf dieses gute Recht pochend hätte sich nun der Versasser, der<lb/> sich aus dem Titel genannt, in seine Heimath gewagt; wäre aber an der Grenze<lb/> ergriffen und in's Staatögefängniß des neugebaute gebracht worden. Auf dem<lb/> nächsten Landtag wird die Negierung, wie mau allgemein versichert, wegen dieser<lb/> Angelegenheit interpellirt werden.</p><lb/> <p xml:id="ID_1483"> (Dritte Abtheilung folgt.)</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0426]
gewaltsame Umwälznngöpläne im Lande erweckt, und überdies ist der Zweck dieses
großartigen Baues noch heute unbegreiflich. Das Haus wird übrigens gegenwärtig
zu einer Artillerie-Caserne und zum Staatsgefäugniß verwendet. In der letzten Zeit
wurde eine Gesellschaft, die falsche Banknoten in großem Maßstab fabricirte, hier
einquartirt, und uoch eine andere Person soll Hieher gebracht worden sein, die
mißliebige Papiere in die Öffentlichkeit warf, der Schriftsteller Stanislaus. Die¬
ser war früher evangelischer Prediger in Pesth. Seine kühnen beredten Vorträge
fanden großen Zulauf und man war genöthigt, ihn von der Kanzel zu entfernen.
Nun griff der ruhelose Mann zur Feder. Er schrieb ein Volksbuch, das, im Aus¬
land gedruckt, in einM Million Exemplaren, wie die Vorrede sagte, im Lande ver¬
breitet werden sollte. Die Kosten soll ein reicher Magnat, der zu den Koryphäen
der Opposition gehört, bestritten haben. Dieses Buch übertrifft an logischer Dar¬
stellung, populäM Sprache, Macht des Eindrucks und radicaler Gesinnung die
gerühmtcsten Werke des Abbe Lamcnais. Es waren bereits eine Anzahl Exemplare
im Lande — ich hatte selbst eines in Händen — als die Regierung nachdrückliche
Schritte gegen die weitere Verbreitung des gefährliche» Buches that. DaS Verbot
des ungarischen Verlages in einer gewissen dentschen Stadt soll die nächste Folge
der Veröffentlichung dieses Buches gewesen sein. Dem Verfasser selbst, heißt es,
könne man gesetzlich nichts anhaben, da in Ungarn «le jure keine Censur besteht,
sondern blos als Polizeimaßregel ausgeübt wird; überdies war das Buch im Aus¬
land gedruckt. Auf dieses gute Recht pochend hätte sich nun der Versasser, der
sich aus dem Titel genannt, in seine Heimath gewagt; wäre aber an der Grenze
ergriffen und in's Staatögefängniß des neugebaute gebracht worden. Auf dem
nächsten Landtag wird die Negierung, wie mau allgemein versichert, wegen dieser
Angelegenheit interpellirt werden.
(Dritte Abtheilung folgt.)
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