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Die Grenzboten. Jg. 6, 1847, II. Semester. III. Band.

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So wird und muß denn die Zeit kommen, wo die Besitzenden und die
Besitzlosen, in zwei gleiche Lagen geschieden, einen offenen Kampf ans Leben
und Tod beginnen werden; und erst wenn dieser Kampf beendigt ist, kann
sich die menschliche Gesellschaft auf neuen Grundlagen ausbauen, erst dann
kann die Idee des Christenthums eine Wahrheit, und das Glück der Mensch¬
heit begründet werden.

Der Verfasser weiß wohl, daß ihm der Vorwurf der Uebertreibung
und der Schwarzsichtigkeit gemacht werden wird; aber er hat das Bewußt¬
sein, nichts anderes gesagt zu haben, als was ihn die Erfahrung lehrte.
Er hat kein Buch benutzt, nichts auf Hörensagen berichtet -- seine einzige
Quelle waren die Proletarier selbst, die er geschildert, und deren er über
1800 allein in vier Monaten kennen lernte.

Vielleicht auch wird man sagen, diese Erfahrungen seien in einer be¬
sonders armen Gegend gesammelt und dürsten darum bei der Schilderung
allgemeiner Zustände uicht als Quelle benutzt werden. Aber der Ver¬
fasser lebt weder in Polen, noch in Ostpreußen oder Schlesien, sondern in
einem Theile Süddeutschlands, der für einen der wohlhabensten füglich gel¬
ten kann.




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So wird und muß denn die Zeit kommen, wo die Besitzenden und die
Besitzlosen, in zwei gleiche Lagen geschieden, einen offenen Kampf ans Leben
und Tod beginnen werden; und erst wenn dieser Kampf beendigt ist, kann
sich die menschliche Gesellschaft auf neuen Grundlagen ausbauen, erst dann
kann die Idee des Christenthums eine Wahrheit, und das Glück der Mensch¬
heit begründet werden.

Der Verfasser weiß wohl, daß ihm der Vorwurf der Uebertreibung
und der Schwarzsichtigkeit gemacht werden wird; aber er hat das Bewußt¬
sein, nichts anderes gesagt zu haben, als was ihn die Erfahrung lehrte.
Er hat kein Buch benutzt, nichts auf Hörensagen berichtet — seine einzige
Quelle waren die Proletarier selbst, die er geschildert, und deren er über
1800 allein in vier Monaten kennen lernte.

Vielleicht auch wird man sagen, diese Erfahrungen seien in einer be¬
sonders armen Gegend gesammelt und dürsten darum bei der Schilderung
allgemeiner Zustände uicht als Quelle benutzt werden. Aber der Ver¬
fasser lebt weder in Polen, noch in Ostpreußen oder Schlesien, sondern in
einem Theile Süddeutschlands, der für einen der wohlhabensten füglich gel¬
ten kann.




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[0293] So wird und muß denn die Zeit kommen, wo die Besitzenden und die Besitzlosen, in zwei gleiche Lagen geschieden, einen offenen Kampf ans Leben und Tod beginnen werden; und erst wenn dieser Kampf beendigt ist, kann sich die menschliche Gesellschaft auf neuen Grundlagen ausbauen, erst dann kann die Idee des Christenthums eine Wahrheit, und das Glück der Mensch¬ heit begründet werden. Der Verfasser weiß wohl, daß ihm der Vorwurf der Uebertreibung und der Schwarzsichtigkeit gemacht werden wird; aber er hat das Bewußt¬ sein, nichts anderes gesagt zu haben, als was ihn die Erfahrung lehrte. Er hat kein Buch benutzt, nichts auf Hörensagen berichtet — seine einzige Quelle waren die Proletarier selbst, die er geschildert, und deren er über 1800 allein in vier Monaten kennen lernte. Vielleicht auch wird man sagen, diese Erfahrungen seien in einer be¬ sonders armen Gegend gesammelt und dürsten darum bei der Schilderung allgemeiner Zustände uicht als Quelle benutzt werden. Aber der Ver¬ fasser lebt weder in Polen, noch in Ostpreußen oder Schlesien, sondern in einem Theile Süddeutschlands, der für einen der wohlhabensten füglich gel¬ ten kann. 38*

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 6, 1847, II. Semester. III. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341559_309659/293>, abgerufen am 01.09.2024.