Die Grenzboten. Jg. 6, 1847, II. Semester. III. Band.Schauspieler Korn eine neue Zulage von 800 Fi. jährlich erhalten. Herr Korn Durch die Beförderung des Mediciner vo. Well zum Direktor der medi- Die Angelegenheiten im Kirchenstaate.werden hier mit der größten Theil¬ Von Knnstnotabilitäten waren in letzterer Zeit die Bildhauer Schalter und Schauspieler Korn eine neue Zulage von 800 Fi. jährlich erhalten. Herr Korn Durch die Beförderung des Mediciner vo. Well zum Direktor der medi- Die Angelegenheiten im Kirchenstaate.werden hier mit der größten Theil¬ Von Knnstnotabilitäten waren in letzterer Zeit die Bildhauer Schalter und <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <pb facs="#f0263" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/184423"/> <p xml:id="ID_857" prev="#ID_856"> Schauspieler Korn eine neue Zulage von 800 Fi. jährlich erhalten. Herr Korn<lb/> ist ohnehin ein reicher Mann, ohne Kinder — spielt selten und immer heiser.<lb/> Seit einigen Tagen geht das Gerücht, Otto Prechtlcr sei zum Hofdramaturgen<lb/> ernannt worden. Das fehlte noch!</p><lb/> <p xml:id="ID_858"> Durch die Beförderung des Mediciner vo. Well zum Direktor der medi-<lb/> cinischen Facultät ist das Vieedircctvriat erledigt und der Decan der Facultät<lb/> Freiherr V. Fcuchtersleben vom Director und der Regierung vorgeschlagen. Wir<lb/> können im Interesse der Wissenschaft und der Facultät zu diesem Vorschlage nur<lb/> Glück wünschen. Leider brachte es die krankhafte Heftigkeit eines Professors, von<lb/> dem die Botaniker behaupten, daß er kein Botaniker, aber ein großer Philolog<lb/> sei, während die Philologen sagen, er sei zwar kein Philolog, aber ein großer<lb/> Botaniker, dahin, die Professoren zu einer Eingabe zu vereinigen, daß jedesmal<lb/> der älteste Professor der Facultät Vicedircctor werde, und so wird es kommen,<lb/> daß diese Stelle, die für die Wissenschaft und für die Facultät so einflußreich<lb/> werden kann, nur nebenher als ein gutes Einkommensmittcl betrachtet werden<lb/> wird, indem gewöhnlich die älteren Professoren, wie z. B. Waldmann, der die<lb/> Stelle jetzt provisorisch verwaltet, eine so ausgedehnte Praxis haben, daß sie bei<lb/> bestem Willen die Vedcutnng der Stelle nicht erfüllen können. Soeben widerfuhr<lb/> dem Lehrbuche über Psychiatrie von Fenchtersleben (er creirte diese Professur an<lb/> der hiesigen Universität) die Auszeichnung, zur Einführung an den englischen<lb/> Universitäten von Berbington übersetzt zu werden.</p><lb/> <p xml:id="ID_859"> Die Angelegenheiten im Kirchenstaate.werden hier mit der größten Theil¬<lb/> nahme vernommen. Die mit durch sie hervorgerufenen Unruhen in Parma veran¬<lb/> laßten dieser Tage die Sendung des Grafen Bembcllcs dahin, um die schnellsten<lb/> begütigenden Verfügungen zu treffen. Die Herzogin Marie Louise hat ihre Reise<lb/> nach Ischl aufgeschoben und erwartet die Resultate der Sendung in Schönbrunn;<lb/> mali sieht sie häusig übrigens in den Theatern.</p><lb/> <p xml:id="ID_860"> Von Knnstnotabilitäten waren in letzterer Zeit die Bildhauer Schalter und<lb/> Hähnel aus Dresden anwesend, man brachte dies mit dem projectirten Monumente<lb/> für Erzherzog Karl in Verbindung. Wiewohl die traurige Erfahrung mit Mar-<lb/> chesi's Monument für den Kaiser Franz dem Ersten diesmal, eine Concurs-Aus-<lb/> schreibung hervorrufen dürfte; zwar fand eine auch damals statt; aus vielen ein¬<lb/> gelaufenen Projekten und Zeichnungen wurden die Arbeiten dreier Künstler zu<lb/> einem Denkmal von der Academie der bildenden Künste vorgeschlagen, als sie<lb/> erfuhr, daß man dem nicht concurrirenden Marchcsi kurzweg den Auftrag gegeben<lb/> habe; nun bestand sie auf der Forderung, wenigstens den ausgeschriebenen Preis<lb/> von !W0 Ducaten ertheilen zu dürfen, in welchen sich auch die drei Künstler<lb/> gleichmäßig theilten, und während sie so die materielle und die künstlerische An¬<lb/> erkennung, aber nur im Stillen, davontrugen, wußte der kluge nud talentlose<lb/> Italiener die Sache für sich auszubeuten. Den siegreichen Erfolg seines künstleri¬<lb/> schen Unvermögens kennt die Welt. —</p><lb/> <note type="byline"/><lb/> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0263]
Schauspieler Korn eine neue Zulage von 800 Fi. jährlich erhalten. Herr Korn
ist ohnehin ein reicher Mann, ohne Kinder — spielt selten und immer heiser.
Seit einigen Tagen geht das Gerücht, Otto Prechtlcr sei zum Hofdramaturgen
ernannt worden. Das fehlte noch!
Durch die Beförderung des Mediciner vo. Well zum Direktor der medi-
cinischen Facultät ist das Vieedircctvriat erledigt und der Decan der Facultät
Freiherr V. Fcuchtersleben vom Director und der Regierung vorgeschlagen. Wir
können im Interesse der Wissenschaft und der Facultät zu diesem Vorschlage nur
Glück wünschen. Leider brachte es die krankhafte Heftigkeit eines Professors, von
dem die Botaniker behaupten, daß er kein Botaniker, aber ein großer Philolog
sei, während die Philologen sagen, er sei zwar kein Philolog, aber ein großer
Botaniker, dahin, die Professoren zu einer Eingabe zu vereinigen, daß jedesmal
der älteste Professor der Facultät Vicedircctor werde, und so wird es kommen,
daß diese Stelle, die für die Wissenschaft und für die Facultät so einflußreich
werden kann, nur nebenher als ein gutes Einkommensmittcl betrachtet werden
wird, indem gewöhnlich die älteren Professoren, wie z. B. Waldmann, der die
Stelle jetzt provisorisch verwaltet, eine so ausgedehnte Praxis haben, daß sie bei
bestem Willen die Vedcutnng der Stelle nicht erfüllen können. Soeben widerfuhr
dem Lehrbuche über Psychiatrie von Fenchtersleben (er creirte diese Professur an
der hiesigen Universität) die Auszeichnung, zur Einführung an den englischen
Universitäten von Berbington übersetzt zu werden.
Die Angelegenheiten im Kirchenstaate.werden hier mit der größten Theil¬
nahme vernommen. Die mit durch sie hervorgerufenen Unruhen in Parma veran¬
laßten dieser Tage die Sendung des Grafen Bembcllcs dahin, um die schnellsten
begütigenden Verfügungen zu treffen. Die Herzogin Marie Louise hat ihre Reise
nach Ischl aufgeschoben und erwartet die Resultate der Sendung in Schönbrunn;
mali sieht sie häusig übrigens in den Theatern.
Von Knnstnotabilitäten waren in letzterer Zeit die Bildhauer Schalter und
Hähnel aus Dresden anwesend, man brachte dies mit dem projectirten Monumente
für Erzherzog Karl in Verbindung. Wiewohl die traurige Erfahrung mit Mar-
chesi's Monument für den Kaiser Franz dem Ersten diesmal, eine Concurs-Aus-
schreibung hervorrufen dürfte; zwar fand eine auch damals statt; aus vielen ein¬
gelaufenen Projekten und Zeichnungen wurden die Arbeiten dreier Künstler zu
einem Denkmal von der Academie der bildenden Künste vorgeschlagen, als sie
erfuhr, daß man dem nicht concurrirenden Marchcsi kurzweg den Auftrag gegeben
habe; nun bestand sie auf der Forderung, wenigstens den ausgeschriebenen Preis
von !W0 Ducaten ertheilen zu dürfen, in welchen sich auch die drei Künstler
gleichmäßig theilten, und während sie so die materielle und die künstlerische An¬
erkennung, aber nur im Stillen, davontrugen, wußte der kluge nud talentlose
Italiener die Sache für sich auszubeuten. Den siegreichen Erfolg seines künstleri¬
schen Unvermögens kennt die Welt. —
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