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Die Grenzboten. Jg. 6, 1847, II. Semester. III. Band.

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und selbst Alles aufbietet, um den Kurgästcu den Ausenthalt angenehm zu
machen.

Wer größere Partien machen will, dem rathen wir zum Sinubrnnneu
zu gehen, eine Quelle, die unter dem Schatten des Laubwaldes krystallhell
aus einem Sandsteine hervorsprudelt, und das reinste, süßeste Wasser bietet,
das in einem kleinen See sich sammelt, in dessen Nähe Ruhebänke den Wan¬
derer einladen, Platz zu nehmen, um dem Gesang der Waldvögel zu lau¬
schen, welcher das Plätschern der Quelle zu begleiten scheint, und so die
feierliche Stille unterbricht, die ringsum herrscht. Vom Sinnbrunneu aus
kann man die Höhe des nahen zum Rhöngebirge gehörenden Dreistelz be¬
suchen, von der man ein Panorama übersieht, wie man in Deutschland kaum
eines wieder findet. Bis zu den Höhen des Steigerwaldes, und den Ber¬
gen des Taunus schweift hin der Blick, und selbst die Umrisse der Vogesen
gewahrt man in blaner Ferne.

Kehren wir von diesen Ausflügen aus unser liebes Bad Brückenau zu¬
rück, um uns in seinem prächtigen Knrsaale noch einmal zu erfrischen, und
dann von dein freundlichen Kurorte Abschied zu nehmen. Dieser stattliche
Bau, der Kursaal, eine Zierde der ganzen Gegend erhebt sich, im italieni¬
schen Style erbaut, auf einer Wiese, deren frisches Grün mit bunten Blu-
men mannigfacher Art durchwirkt ist. Um den gauzeu Bau sührt eine
offene Halle, in Form eines römischen Porticus erbaut, ans der man in
den Vorsaal tritt, welcher durch die drei großen Bogenöffnungen mit dem
eigentlichen Kursaal verbunden ist. Zwei Bogen schließen sich an diesen
Saal, von denen eine für die königliche Familie bestimmt ist, während in
der andern Fran Mustca bei festlichen Gelegenheiten ihren Sitz aufgeschlagen
hat. Will man diesen in jeder Hinsicht trefflich eingerichteten Saal bequem
übersehen, so trete man in das anstoßende geräumige Speisezimmer. Zahl¬
reiche Gesellschaft belebt besonders an Sonntagen die weiten Räume des
Kursaals, da kaun man die Blüthe der weiblichen Jugend Frankens sehen,
besonders Würzbnrgs schöne Töchter, wie sie im fröhlichen Neigen beim
Klänge der Musik leicht hinschwebcu, den Elfen gleich, die im Erlenbusch
um Mitternacht ihren Tanz aufführen. Auch die Kobolde fehlen nicht, die
mit allerlei Mummenschanz die Schönen necken, bis der Morgen graut, wo
tiefe Ruhe sich über das Thal hinsenkt, die aber bald verschwindet, wenn
die Stunde schlägt, wo jeder wieder zum Brunnen eilt, um durch ein Glas
frischen Mineralwassers den Gaumen zu netzen, der vom Staube, des vori¬
gen, in bewegter Lust verlebte" Abends, noch trunken ist.




und selbst Alles aufbietet, um den Kurgästcu den Ausenthalt angenehm zu
machen.

Wer größere Partien machen will, dem rathen wir zum Sinubrnnneu
zu gehen, eine Quelle, die unter dem Schatten des Laubwaldes krystallhell
aus einem Sandsteine hervorsprudelt, und das reinste, süßeste Wasser bietet,
das in einem kleinen See sich sammelt, in dessen Nähe Ruhebänke den Wan¬
derer einladen, Platz zu nehmen, um dem Gesang der Waldvögel zu lau¬
schen, welcher das Plätschern der Quelle zu begleiten scheint, und so die
feierliche Stille unterbricht, die ringsum herrscht. Vom Sinnbrunneu aus
kann man die Höhe des nahen zum Rhöngebirge gehörenden Dreistelz be¬
suchen, von der man ein Panorama übersieht, wie man in Deutschland kaum
eines wieder findet. Bis zu den Höhen des Steigerwaldes, und den Ber¬
gen des Taunus schweift hin der Blick, und selbst die Umrisse der Vogesen
gewahrt man in blaner Ferne.

Kehren wir von diesen Ausflügen aus unser liebes Bad Brückenau zu¬
rück, um uns in seinem prächtigen Knrsaale noch einmal zu erfrischen, und
dann von dein freundlichen Kurorte Abschied zu nehmen. Dieser stattliche
Bau, der Kursaal, eine Zierde der ganzen Gegend erhebt sich, im italieni¬
schen Style erbaut, auf einer Wiese, deren frisches Grün mit bunten Blu-
men mannigfacher Art durchwirkt ist. Um den gauzeu Bau sührt eine
offene Halle, in Form eines römischen Porticus erbaut, ans der man in
den Vorsaal tritt, welcher durch die drei großen Bogenöffnungen mit dem
eigentlichen Kursaal verbunden ist. Zwei Bogen schließen sich an diesen
Saal, von denen eine für die königliche Familie bestimmt ist, während in
der andern Fran Mustca bei festlichen Gelegenheiten ihren Sitz aufgeschlagen
hat. Will man diesen in jeder Hinsicht trefflich eingerichteten Saal bequem
übersehen, so trete man in das anstoßende geräumige Speisezimmer. Zahl¬
reiche Gesellschaft belebt besonders an Sonntagen die weiten Räume des
Kursaals, da kaun man die Blüthe der weiblichen Jugend Frankens sehen,
besonders Würzbnrgs schöne Töchter, wie sie im fröhlichen Neigen beim
Klänge der Musik leicht hinschwebcu, den Elfen gleich, die im Erlenbusch
um Mitternacht ihren Tanz aufführen. Auch die Kobolde fehlen nicht, die
mit allerlei Mummenschanz die Schönen necken, bis der Morgen graut, wo
tiefe Ruhe sich über das Thal hinsenkt, die aber bald verschwindet, wenn
die Stunde schlägt, wo jeder wieder zum Brunnen eilt, um durch ein Glas
frischen Mineralwassers den Gaumen zu netzen, der vom Staube, des vori¬
gen, in bewegter Lust verlebte» Abends, noch trunken ist.




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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 6, 1847, II. Semester. III. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341559_309659/238>, abgerufen am 01.09.2024.