Die Grenzboten. Jg. 6, 1847, II. Semester. III. Band.ligionsobservanz besonders noch durch die Begünstigung des Obscurantismus. "Oesterreichs schöner Beruf ist Vertretung des Katholicismus, diesem Die Bureaukratie ist aus ihrem einförmigen Mechanismus heraus¬ In Beziehung auf das Militair wird eine der preußischen analoge In der Wissenschaft soll durch Aufhebung oder Milderung aller "Während sich das conservative System in allen politischen Verwal¬ ligionsobservanz besonders noch durch die Begünstigung des Obscurantismus. „Oesterreichs schöner Beruf ist Vertretung des Katholicismus, diesem Die Bureaukratie ist aus ihrem einförmigen Mechanismus heraus¬ In Beziehung auf das Militair wird eine der preußischen analoge In der Wissenschaft soll durch Aufhebung oder Milderung aller „Während sich das conservative System in allen politischen Verwal¬ <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0022" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/184182"/> <p xml:id="ID_41" prev="#ID_40"> ligionsobservanz besonders noch durch die Begünstigung des Obscurantismus.<lb/> Wurden die Nachtheile, welche die Gebrechen des Kirchenwesens bereiteten,<lb/> so schlagend nachgewiesen, daß man sie nicht wegräsonniren konnte, so hieß<lb/> es immer zuletzt: „„es sei bei der herrschenden Irreligiosität jetzt nicht an<lb/> der Zeit, kirchliche Reformen vorzunehmen."" Vom josephinischen Extrem<lb/> der Priesterfeindschaft und plumpen Religionsangriffe, welche damals als<lb/> Empfehlung galten, ist man nach der Hand zu einem fast eben so unpassen¬<lb/> den grellen Gegensatz von Schutz und Duldung übergegangen, und hat der<lb/> Sache, um die es sich handelt, dadurch ebenfalls geschadet."</p><lb/> <p xml:id="ID_42"> „Oesterreichs schöner Beruf ist Vertretung des Katholicismus, diesem<lb/> aber ist nur mit einer Vertretung in der Freiheit, nicht durch eine Zwangs¬<lb/> herrschaft gedient. In der Wesenheit reprüsentirt Oesterreich den Katholi¬<lb/> cismus geringer als die confessionell-gemischten deutschen Mittelstaaten, wo<lb/> die freiere Geistcsbewegung vortrefflich für ihn benutzt wird und wo die<lb/> streitende Kirche emporblüht und erstarkt, während in Oesterreich die herr¬<lb/> schende siecht und verfällt. Oesterreich hat recht gethan, daß es sich dem<lb/> sogenannten Deutschkatholicismus, der nicht deutsch, weil eine Schwindelei,<lb/> und nicht katholisch, weil eine platte Verneinung ist, fest verschloß. Alles<lb/> Secteuwesen ist vom Uebel." — „Diesen Beruf kann Oesterreich auch uach<lb/> Außen hin bethätigen. Die bedrängte Lage der Christen in Syrien ver¬<lb/> langt Oesterreichs Aufmerksamkeit. Der Johanniter- und der deutsche Orden<lb/> haben die hohe Bestimmung, ein Schirm der Christenheit zu sein; dieser<lb/> Bestimmung könnten sie neuerdings nachstreben, wenn sie sich zu einer An-<lb/> sässigmachung in Syrien und zu vereinigten Unternehmungen zum Schutze<lb/> der dortigen Christen verbänden."</p><lb/> <p xml:id="ID_43"> Die Bureaukratie ist aus ihrem einförmigen Mechanismus heraus¬<lb/> zureißen durch Betheiligung des Volkes an der Verwaltung und durch Ent¬<lb/> fesselung der Presse.</p><lb/> <p xml:id="ID_44"> In Beziehung auf das Militair wird eine der preußischen analoge<lb/> Volksbewaffnung angerathen, ebenso die Abschaffung entehrender Strafen.</p><lb/> <p xml:id="ID_45"> In der Wissenschaft soll durch Aufhebung oder Milderung aller<lb/> Hemmnisse, namentlich der Censur, ein volleres Leben und ein edlerer Sinn<lb/> eingeführt werden.</p><lb/> <p xml:id="ID_46" next="#ID_47"> „Während sich das conservative System in allen politischen Verwal¬<lb/> tungszweigen, mit Ausnahme der Disstdentenfrage, als unentsprechend der<lb/> Zeit und dem reellen Bedürfniß darstellt, erweist es sich im Allgemeinen<lb/> zweckmäßig, sobald wir den Rechtsboden betreten. Dieser Umstand schließt<lb/> aber keineswegs die Fortgestaltung aus, vielmehr ist dieselbe in der Gesetz-</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0022]
ligionsobservanz besonders noch durch die Begünstigung des Obscurantismus.
Wurden die Nachtheile, welche die Gebrechen des Kirchenwesens bereiteten,
so schlagend nachgewiesen, daß man sie nicht wegräsonniren konnte, so hieß
es immer zuletzt: „„es sei bei der herrschenden Irreligiosität jetzt nicht an
der Zeit, kirchliche Reformen vorzunehmen."" Vom josephinischen Extrem
der Priesterfeindschaft und plumpen Religionsangriffe, welche damals als
Empfehlung galten, ist man nach der Hand zu einem fast eben so unpassen¬
den grellen Gegensatz von Schutz und Duldung übergegangen, und hat der
Sache, um die es sich handelt, dadurch ebenfalls geschadet."
„Oesterreichs schöner Beruf ist Vertretung des Katholicismus, diesem
aber ist nur mit einer Vertretung in der Freiheit, nicht durch eine Zwangs¬
herrschaft gedient. In der Wesenheit reprüsentirt Oesterreich den Katholi¬
cismus geringer als die confessionell-gemischten deutschen Mittelstaaten, wo
die freiere Geistcsbewegung vortrefflich für ihn benutzt wird und wo die
streitende Kirche emporblüht und erstarkt, während in Oesterreich die herr¬
schende siecht und verfällt. Oesterreich hat recht gethan, daß es sich dem
sogenannten Deutschkatholicismus, der nicht deutsch, weil eine Schwindelei,
und nicht katholisch, weil eine platte Verneinung ist, fest verschloß. Alles
Secteuwesen ist vom Uebel." — „Diesen Beruf kann Oesterreich auch uach
Außen hin bethätigen. Die bedrängte Lage der Christen in Syrien ver¬
langt Oesterreichs Aufmerksamkeit. Der Johanniter- und der deutsche Orden
haben die hohe Bestimmung, ein Schirm der Christenheit zu sein; dieser
Bestimmung könnten sie neuerdings nachstreben, wenn sie sich zu einer An-
sässigmachung in Syrien und zu vereinigten Unternehmungen zum Schutze
der dortigen Christen verbänden."
Die Bureaukratie ist aus ihrem einförmigen Mechanismus heraus¬
zureißen durch Betheiligung des Volkes an der Verwaltung und durch Ent¬
fesselung der Presse.
In Beziehung auf das Militair wird eine der preußischen analoge
Volksbewaffnung angerathen, ebenso die Abschaffung entehrender Strafen.
In der Wissenschaft soll durch Aufhebung oder Milderung aller
Hemmnisse, namentlich der Censur, ein volleres Leben und ein edlerer Sinn
eingeführt werden.
„Während sich das conservative System in allen politischen Verwal¬
tungszweigen, mit Ausnahme der Disstdentenfrage, als unentsprechend der
Zeit und dem reellen Bedürfniß darstellt, erweist es sich im Allgemeinen
zweckmäßig, sobald wir den Rechtsboden betreten. Dieser Umstand schließt
aber keineswegs die Fortgestaltung aus, vielmehr ist dieselbe in der Gesetz-
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