Die Grenzboten. Jg. 6, 1847, I. Semester II. Band.Der unglückliche Hofmeister Novelle von desso -Aortt. Zweite AbtyeNung und Schluß. Die Heimreise. Wenzel saß oben auf dem Bock mit einem scelenvergnügteu Gesichte, Der unglückliche Hofmeister Novelle von desso -Aortt. Zweite AbtyeNung und Schluß. Die Heimreise. Wenzel saß oben auf dem Bock mit einem scelenvergnügteu Gesichte, <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0061" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/271960"/> </div> <div n="1"> <head> Der unglückliche Hofmeister<lb/><note type="byline"> Novelle von desso -Aortt.</note></head><lb/> <div n="2"> <head> Zweite AbtyeNung und Schluß.</head><lb/> <div n="3"> <head> Die Heimreise.</head><lb/> <p xml:id="ID_200" next="#ID_201"> Wenzel saß oben auf dem Bock mit einem scelenvergnügteu Gesichte,<lb/> es ging nach Rischlowicz zurück, zu Anne und den Juchtenstiefeln, denn auch<lb/> eine dreimonatliche Praxis hatte ihm die Kamaschcn noch nicht beingerecht<lb/> gemacht. Betel und Theodor theilten sich in den Rücksitz des Wagens, im<lb/> Fond saßen die Baronin und der junge Herr. Theodor war, da sein Män¬<lb/> telchen die Mittlerweile empfindlich gewordene Kälte nicht sattsam abgehalten<lb/> hatte, in einen alten Pelz des Grafen, den lediglich Betel's Fürsorge in<lb/> der Garderobe entdeckt hatte, gewickelt worden und saß der Baronin gegen¬<lb/> über, deren Fußsack ihn nöthigte im Wagen zu sitzen, wie ein Reiter ans<lb/> dem Pferd. Jaromir war nach Wenzel der Glücklichste, denn die zankende<lb/> und hosmeisterude Tante war ihm gründlich zuwider geworden und er sehnte<lb/> sich nach dem tvllfreien Leben im väterlichen Hanse. Betel hatte es einzu-<lb/> richten gewußt, daß sie ihre Hand aus dem Mantel herausstecken konnte,<lb/> und Theodor hatte sich unter dem Schutze des Pelzes sogleich derselben be¬<lb/> mächtigt. So saßen sie glücklich und schweigsam. Betel empfand uur ein<lb/> Unbehagen, wenn sie an Karl den Jäger dachte — er konnte freilich auch<lb/> Förster werden, aber was ist ein Förster gegen einen Studenten, der Amts-<lb/> dircctor, Magistratsrath oder gar Bürgermeister werden kann; sie machte sich<lb/> die lebhaftesten Vorwürfe, ihr Herz leichtsinnig verschleudert zu haben und<lb/> wußte nicht, wie sie ihre Verirrung Theodor mittheilen solle. Vorgebeugt<lb/> mußte aber werden: denn wenn Karl beim Wiedersehen eine etwas zu leb¬<lb/> hafte Freude an den Tag legte, so konnte das Theodor stutzig macheu. Die<lb/> Baronin beschäftigte sich ebenfalls mit dem Hofmeister; eine Ahnung sagte<lb/> ihr, daß er den Beifall ihres Gatten nicht haben werde, aber daran lag<lb/> ihr bei weitem weniger, als daß sie nicht recht einig war, wie sie eigentlich</p><lb/> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0061]
Der unglückliche Hofmeister
Novelle von desso -Aortt.
Zweite AbtyeNung und Schluß.
Die Heimreise.
Wenzel saß oben auf dem Bock mit einem scelenvergnügteu Gesichte,
es ging nach Rischlowicz zurück, zu Anne und den Juchtenstiefeln, denn auch
eine dreimonatliche Praxis hatte ihm die Kamaschcn noch nicht beingerecht
gemacht. Betel und Theodor theilten sich in den Rücksitz des Wagens, im
Fond saßen die Baronin und der junge Herr. Theodor war, da sein Män¬
telchen die Mittlerweile empfindlich gewordene Kälte nicht sattsam abgehalten
hatte, in einen alten Pelz des Grafen, den lediglich Betel's Fürsorge in
der Garderobe entdeckt hatte, gewickelt worden und saß der Baronin gegen¬
über, deren Fußsack ihn nöthigte im Wagen zu sitzen, wie ein Reiter ans
dem Pferd. Jaromir war nach Wenzel der Glücklichste, denn die zankende
und hosmeisterude Tante war ihm gründlich zuwider geworden und er sehnte
sich nach dem tvllfreien Leben im väterlichen Hanse. Betel hatte es einzu-
richten gewußt, daß sie ihre Hand aus dem Mantel herausstecken konnte,
und Theodor hatte sich unter dem Schutze des Pelzes sogleich derselben be¬
mächtigt. So saßen sie glücklich und schweigsam. Betel empfand uur ein
Unbehagen, wenn sie an Karl den Jäger dachte — er konnte freilich auch
Förster werden, aber was ist ein Förster gegen einen Studenten, der Amts-
dircctor, Magistratsrath oder gar Bürgermeister werden kann; sie machte sich
die lebhaftesten Vorwürfe, ihr Herz leichtsinnig verschleudert zu haben und
wußte nicht, wie sie ihre Verirrung Theodor mittheilen solle. Vorgebeugt
mußte aber werden: denn wenn Karl beim Wiedersehen eine etwas zu leb¬
hafte Freude an den Tag legte, so konnte das Theodor stutzig macheu. Die
Baronin beschäftigte sich ebenfalls mit dem Hofmeister; eine Ahnung sagte
ihr, daß er den Beifall ihres Gatten nicht haben werde, aber daran lag
ihr bei weitem weniger, als daß sie nicht recht einig war, wie sie eigentlich
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