Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 6, 1847, I. Semester II. Band.

Bild:
<< vorherige Seite

düsterer Miene zum Himmel auf, von dem sie in angstvoller Erwartung
noch Rettung zu hoffen scheint. Das Ganze erregt mehr widrige als ange¬
nehme Gesichte und Niemand schien mit Vergnügen vor dem Bilde zu wev-
len. Eine große Anzahl Porträts füllen wieder die Raume wie gewöhnlich.
Den Rest füllen Thiere und Landschaften aus, was dem Nationalgeschmack
am besten zusagt. Wie viel es darauf ankomme, zeigt das Beispiel eines
,M" nrnili^no", der wegen seiner Heirath vom Vater enterbe, sich auf sein
einziges Talent, ein bischen Malen, angewiesen sah, und dnrch das Zeichnen
von Kutschen, wie sie sonst gebräuchlich waren, Frau und Kinder anständig
erhält. Er bekommt 15 L. für das Stück, und kann kaum so viele anfertigen
als bestellt werde". Um einigen Wechsel in die Ausführung zu bringen,
stellte er die Kutsche bald im Schnee, bald im Regen, bald umgeworfen,
bald am Abgrunde haltend, dar. Würde dies einem andern Volte genügen?

Eine Merkwürdigkeit der Saison sind auch zwei Glas - Kandelaber des
Pascha's von Egypten, die zu sehe" sind. Sie sind je 17 Fuß hoch und von
colossaler Proportion. Der Unternehmer hat selbst 1000 L. für das Stück
gezahlt, obwohl ihm vom Pascha nur 1500 für Beide zugestanden worden sind.
Er kümmert sich aber nickt um den Verlust, so lange das Publikum dadurch
angelockt wird.


Ämely.


düsterer Miene zum Himmel auf, von dem sie in angstvoller Erwartung
noch Rettung zu hoffen scheint. Das Ganze erregt mehr widrige als ange¬
nehme Gesichte und Niemand schien mit Vergnügen vor dem Bilde zu wev-
len. Eine große Anzahl Porträts füllen wieder die Raume wie gewöhnlich.
Den Rest füllen Thiere und Landschaften aus, was dem Nationalgeschmack
am besten zusagt. Wie viel es darauf ankomme, zeigt das Beispiel eines
,M« nrnili^no", der wegen seiner Heirath vom Vater enterbe, sich auf sein
einziges Talent, ein bischen Malen, angewiesen sah, und dnrch das Zeichnen
von Kutschen, wie sie sonst gebräuchlich waren, Frau und Kinder anständig
erhält. Er bekommt 15 L. für das Stück, und kann kaum so viele anfertigen
als bestellt werde». Um einigen Wechsel in die Ausführung zu bringen,
stellte er die Kutsche bald im Schnee, bald im Regen, bald umgeworfen,
bald am Abgrunde haltend, dar. Würde dies einem andern Volte genügen?

Eine Merkwürdigkeit der Saison sind auch zwei Glas - Kandelaber des
Pascha's von Egypten, die zu sehe» sind. Sie sind je 17 Fuß hoch und von
colossaler Proportion. Der Unternehmer hat selbst 1000 L. für das Stück
gezahlt, obwohl ihm vom Pascha nur 1500 für Beide zugestanden worden sind.
Er kümmert sich aber nickt um den Verlust, so lange das Publikum dadurch
angelockt wird.


Ämely.


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <pb facs="#f0380" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/272279"/>
          <p xml:id="ID_1304" prev="#ID_1303"> düsterer Miene zum Himmel auf, von dem sie in angstvoller Erwartung<lb/>
noch Rettung zu hoffen scheint. Das Ganze erregt mehr widrige als ange¬<lb/>
nehme Gesichte und Niemand schien mit Vergnügen vor dem Bilde zu wev-<lb/>
len. Eine große Anzahl Porträts füllen wieder die Raume wie gewöhnlich.<lb/>
Den Rest füllen Thiere und Landschaften aus, was dem Nationalgeschmack<lb/>
am besten zusagt. Wie viel es darauf ankomme, zeigt das Beispiel eines<lb/>
,M« nrnili^no", der wegen seiner Heirath vom Vater enterbe, sich auf sein<lb/>
einziges Talent, ein bischen Malen, angewiesen sah, und dnrch das Zeichnen<lb/>
von Kutschen, wie sie sonst gebräuchlich waren, Frau und Kinder anständig<lb/>
erhält. Er bekommt 15 L. für das Stück, und kann kaum so viele anfertigen<lb/>
als bestellt werde». Um einigen Wechsel in die Ausführung zu bringen,<lb/>
stellte er die Kutsche bald im Schnee, bald im Regen, bald umgeworfen,<lb/>
bald am Abgrunde haltend, dar. Würde dies einem andern Volte genügen?</p><lb/>
          <p xml:id="ID_1305"> Eine Merkwürdigkeit der Saison sind auch zwei Glas - Kandelaber des<lb/>
Pascha's von Egypten, die zu sehe» sind. Sie sind je 17 Fuß hoch und von<lb/>
colossaler Proportion. Der Unternehmer hat selbst 1000 L. für das Stück<lb/>
gezahlt, obwohl ihm vom Pascha nur 1500 für Beide zugestanden worden sind.<lb/>
Er kümmert sich aber nickt um den Verlust, so lange das Publikum dadurch<lb/>
angelockt wird.</p><lb/>
          <note type="byline"> Ämely.</note><lb/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0380] düsterer Miene zum Himmel auf, von dem sie in angstvoller Erwartung noch Rettung zu hoffen scheint. Das Ganze erregt mehr widrige als ange¬ nehme Gesichte und Niemand schien mit Vergnügen vor dem Bilde zu wev- len. Eine große Anzahl Porträts füllen wieder die Raume wie gewöhnlich. Den Rest füllen Thiere und Landschaften aus, was dem Nationalgeschmack am besten zusagt. Wie viel es darauf ankomme, zeigt das Beispiel eines ,M« nrnili^no", der wegen seiner Heirath vom Vater enterbe, sich auf sein einziges Talent, ein bischen Malen, angewiesen sah, und dnrch das Zeichnen von Kutschen, wie sie sonst gebräuchlich waren, Frau und Kinder anständig erhält. Er bekommt 15 L. für das Stück, und kann kaum so viele anfertigen als bestellt werde». Um einigen Wechsel in die Ausführung zu bringen, stellte er die Kutsche bald im Schnee, bald im Regen, bald umgeworfen, bald am Abgrunde haltend, dar. Würde dies einem andern Volte genügen? Eine Merkwürdigkeit der Saison sind auch zwei Glas - Kandelaber des Pascha's von Egypten, die zu sehe» sind. Sie sind je 17 Fuß hoch und von colossaler Proportion. Der Unternehmer hat selbst 1000 L. für das Stück gezahlt, obwohl ihm vom Pascha nur 1500 für Beide zugestanden worden sind. Er kümmert sich aber nickt um den Verlust, so lange das Publikum dadurch angelockt wird. Ämely.

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341559_271898
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341559_271898/380
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 6, 1847, I. Semester II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341559_271898/380>, abgerufen am 01.07.2024.