Die Grenzboten. Jg. 6, 1847, I. Semester II. Band.machen -- daß auf manchen Gütern ein besonderes, natürlich besseres Bier für Jedenfalls wäre ein glücklicher Mittelweg zur Ausgleichung dieser Uebelstände Nachdem baierische Zeitungsberichte die Bierfrage so häufig, mit bedeutender Nach dem Postulatcnlandtage wurden die Sitzungen der Ständeversamm¬ Nachdem das Beamtenwesen der Stände vor einigen Jahren nach einem, machen — daß auf manchen Gütern ein besonderes, natürlich besseres Bier für Jedenfalls wäre ein glücklicher Mittelweg zur Ausgleichung dieser Uebelstände Nachdem baierische Zeitungsberichte die Bierfrage so häufig, mit bedeutender Nach dem Postulatcnlandtage wurden die Sitzungen der Ständeversamm¬ Nachdem das Beamtenwesen der Stände vor einigen Jahren nach einem, <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0363" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/272262"/> <p xml:id="ID_1265" prev="#ID_1264"> machen — daß auf manchen Gütern ein besonderes, natürlich besseres Bier für<lb/> den freien Verkauf, ein anderes dagegen, gleichsam nur ein Nominalbier für<lb/> die sogenannten Zwangswirthshäuscr ihres Dominiums gebraut wird, welche ge-<lb/> halten sind, ausschließend nur obrigkeitliches Bier abzunehmen, und man kann<lb/> denken, welche Labung der müdgearbejtete Bauersmann in diesem Brauprodnctc<lb/> genießt.</p><lb/> <p xml:id="ID_1266"> Jedenfalls wäre ein glücklicher Mittelweg zur Ausgleichung dieser Uebelstände<lb/> zu wünschen, welcher sich in einer billigen Expropriation gegen Entschädigung<lb/> der Obrigkeiten ergäbe, zu welcher die bisherigen Zwangswirthshäuser im Lande<lb/> immerhin beizutragen hätten.</p><lb/> <p xml:id="ID_1267"> Nachdem baierische Zeitungsberichte die Bierfrage so häufig, mit bedeutender<lb/> Breite und dialcctischem Aufwande besprochen, als wichtige Frage des Tages, so<lb/> mögen Ihre Leser uns diese Bicrdigrcsfivn freundlich nachsehen.</p><lb/> <p xml:id="ID_1268"> Nach dem Postulatcnlandtage wurden die Sitzungen der Ständeversamm¬<lb/> lung wieder aufgenommen und einige bemerkenswerthe Beschlüsse gefaßt. Die so<lb/> oft schon angeregte Lotto frage kam neuerdings zur Sprache, die demoralistren-<lb/> den Wirkungen des Lotto auf die Armen, besonders die Gebirgsbevölkerung wurde<lb/> von mehreren Gutsherren nachgewiesen, und bedauerlich bemerkt, daß alle bisheri¬<lb/> gen Vorstellungen der Stände von der Regierung weder beachtet, noch eines Be¬<lb/> scheides werth geachtet worden seien; endlich wurde beschlossen, eine eigene Depu¬<lb/> tation mit der Spccialmission, die Lottoaufhcbung zu betreiben, nach Hofe zu<lb/> senden. Fürst von Auersperg, Prälat Czastka, Graf von Harrach, Ritter von<lb/> Bergcnthal, und Viccbürgermcistcr Keller sind zu Deputirten erkoren worden.<lb/> Eben so hat die bisherige Verschollenheit des den Hofstellcn vorgelegten Hypo-<lb/> thekenbankprojcctes mißliebige Besprechungen hervorgerufen und zu dem Beschlusse<lb/> geführt, eine permanente Deputation mit Grafen Friedrich Dapa an der Spitze<lb/> zu wählen, welche die Spur des verschollenen Bankprojectcs von Bureau zu Bu¬<lb/> reau zu verfolgen, die Wiederaufnahme und Erledigung der Sache energisch zu<lb/> betreiben hat.</p><lb/> <p xml:id="ID_1269" next="#ID_1270"> Nachdem das Beamtenwesen der Stände vor einigen Jahren nach einem,<lb/> von den Ständen vorgelegten Plane, von der Hofkanzlei sustcmisirct worden war,<lb/> ist im Jahre 1845 der Beschluß beliebet worden, das Personale zu mindern, den<lb/> Organismus ständischer Kanzleien zu vereinfachen und den Plan hierzu durch ein<lb/> besonderes Comite entwerfen zu lassen. Gleichzeitig ward festgesetzt, es seien in¬<lb/> zwischen in Erledigung gelangende Stellen nicht zu besetzen, sondern provisorisch<lb/> durch Ersatzmänner zu versehen. Späterhin kam man hiervon zurück, und ersetzte<lb/> vacante Stellen definitiv, doch war der frühere Beschluß auf indirectem Wege zur<lb/> Kenntniß der Hofkanzlei gekommen, welche denselben sehr übel vermerkend, den<lb/> Austrag erließ, es seien alle erledigten Dicnstposten fortan weder zu besetzen, in¬<lb/> dem der kaum in's Leben getretene Organisationsplan von den Ständen selbst<lb/> ausgegangen, hohen Ortes genehmigt worden sei, und das Bedürfniß neuerlicher<lb/> Aenderung durchaus nicht vorliege. Dieser Erlaß erregte bedeutende Bitterkeit<lb/> in der Versammlung, man sprach die Ansicht aus, nur der König, keineswegs<lb/> aber seine Hofkanzlei habe das Recht, den Ständen Ausstellungen zu machen und<lb/> Austräge zu geben. Auf den Vortrag des geübtesten Redners der Versammlung, wei-</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0363]
machen — daß auf manchen Gütern ein besonderes, natürlich besseres Bier für
den freien Verkauf, ein anderes dagegen, gleichsam nur ein Nominalbier für
die sogenannten Zwangswirthshäuscr ihres Dominiums gebraut wird, welche ge-
halten sind, ausschließend nur obrigkeitliches Bier abzunehmen, und man kann
denken, welche Labung der müdgearbejtete Bauersmann in diesem Brauprodnctc
genießt.
Jedenfalls wäre ein glücklicher Mittelweg zur Ausgleichung dieser Uebelstände
zu wünschen, welcher sich in einer billigen Expropriation gegen Entschädigung
der Obrigkeiten ergäbe, zu welcher die bisherigen Zwangswirthshäuser im Lande
immerhin beizutragen hätten.
Nachdem baierische Zeitungsberichte die Bierfrage so häufig, mit bedeutender
Breite und dialcctischem Aufwande besprochen, als wichtige Frage des Tages, so
mögen Ihre Leser uns diese Bicrdigrcsfivn freundlich nachsehen.
Nach dem Postulatcnlandtage wurden die Sitzungen der Ständeversamm¬
lung wieder aufgenommen und einige bemerkenswerthe Beschlüsse gefaßt. Die so
oft schon angeregte Lotto frage kam neuerdings zur Sprache, die demoralistren-
den Wirkungen des Lotto auf die Armen, besonders die Gebirgsbevölkerung wurde
von mehreren Gutsherren nachgewiesen, und bedauerlich bemerkt, daß alle bisheri¬
gen Vorstellungen der Stände von der Regierung weder beachtet, noch eines Be¬
scheides werth geachtet worden seien; endlich wurde beschlossen, eine eigene Depu¬
tation mit der Spccialmission, die Lottoaufhcbung zu betreiben, nach Hofe zu
senden. Fürst von Auersperg, Prälat Czastka, Graf von Harrach, Ritter von
Bergcnthal, und Viccbürgermcistcr Keller sind zu Deputirten erkoren worden.
Eben so hat die bisherige Verschollenheit des den Hofstellcn vorgelegten Hypo-
thekenbankprojcctes mißliebige Besprechungen hervorgerufen und zu dem Beschlusse
geführt, eine permanente Deputation mit Grafen Friedrich Dapa an der Spitze
zu wählen, welche die Spur des verschollenen Bankprojectcs von Bureau zu Bu¬
reau zu verfolgen, die Wiederaufnahme und Erledigung der Sache energisch zu
betreiben hat.
Nachdem das Beamtenwesen der Stände vor einigen Jahren nach einem,
von den Ständen vorgelegten Plane, von der Hofkanzlei sustcmisirct worden war,
ist im Jahre 1845 der Beschluß beliebet worden, das Personale zu mindern, den
Organismus ständischer Kanzleien zu vereinfachen und den Plan hierzu durch ein
besonderes Comite entwerfen zu lassen. Gleichzeitig ward festgesetzt, es seien in¬
zwischen in Erledigung gelangende Stellen nicht zu besetzen, sondern provisorisch
durch Ersatzmänner zu versehen. Späterhin kam man hiervon zurück, und ersetzte
vacante Stellen definitiv, doch war der frühere Beschluß auf indirectem Wege zur
Kenntniß der Hofkanzlei gekommen, welche denselben sehr übel vermerkend, den
Austrag erließ, es seien alle erledigten Dicnstposten fortan weder zu besetzen, in¬
dem der kaum in's Leben getretene Organisationsplan von den Ständen selbst
ausgegangen, hohen Ortes genehmigt worden sei, und das Bedürfniß neuerlicher
Aenderung durchaus nicht vorliege. Dieser Erlaß erregte bedeutende Bitterkeit
in der Versammlung, man sprach die Ansicht aus, nur der König, keineswegs
aber seine Hofkanzlei habe das Recht, den Ständen Ausstellungen zu machen und
Austräge zu geben. Auf den Vortrag des geübtesten Redners der Versammlung, wei-
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