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Die Grenzboten. Jg. 6, 1847, II. Semester. IV. Band.

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schlag über Veränderung des gegenwärtigen Militärdieustsystemcs machte, noch im¬
mer zu retten. Für den Augenblick fiel sie durch, und der Grundsatz: gleiche
Lasten, gleiche Rechte, in der Ausdehnung, wie ihn die Opposition durchführen
wollte, muß für diesen Landtag noch in deu Hintergrund treten. Drittens end¬
lich stimmte man über Errichtung einer Landeskasse ab, zur Deckung verschiedener
Bedürfnisse des Laubes: Straßenbau, Canalisation, Eisenbahnen, Fabriken u. s. w.
Auch diese Frage siegte gegen eine Minorität von nur 6 Stimmen. --

Szuchonhi nnn war vorzüglich für Letztere, und wollte sie auf Kosten selbst
der Domesticalsteucr (der eigentlichen Grundsteuer) durchführen. Nach ihm sollte
mau dem steuertragenden Volke gar keine directe Erleichterung verschaffen, da bei
der Trägheit des ungarischen Bauers dieser nur durch die Abgabenlast zur Arbeit
gezwungen werden könne. Dafür würden ihm mit der Zeit sehr beträchtliche Er¬
leichterungen werden durch den größeren Verkehr, dnrch Hebung der Industrie
u. s. w., die ans den Hülfsquellen der Landeskasse zu bewirken wären. Kossuth
hingegen will vor Allem Erleichterung des unseligen Zustandes unseres Landvol¬
kes, ohne dadurch die Existenz der Landeskasse nur im Geringsten gefährdet zu
sehen. Denn directe Steuer soll der Adel vorläufig nur in die Domesticalkasse
zahlen, und er hätte es gewünscht, auch in die Kriegskasse. Die Landeskasse hin-
gegen soll durch indirecte Abgaben zu Stande gefordert werden, abgesehen davon,
daß der Ueberschuß der Domesticalkasse in die Landeskasse fließen könne. Die Quelle"
dieser Kasse wären nun entweder solche, die ohne Kampf mit der Regierung durch¬
zusetzen wären, und wieder audere, die einen solchen Kampf benöthigten. Zu ersteren
gehöre das Salz. Dasselbe trägt der Regierung wenigstens 10 Millionen Gulden
C.-M., im I. 1790 wurde der Centner um 11 Kreuzer erhöht; wenn wir nun
eine ähnliche Erhöhung festsetzen, so hätten wir gleich an 30,000 Gulden. Denn
obgleich eine österreichische Notabilität den Verbrauch des Salzes auf 1,300,000
Centner anschlägt, so beträgt derselbe wenigstens 2,000,000. Denn schon im
Jahre 1802 wies die Kammer einen Verbrauch vou 1,400,000 Centnern nach,
und damals war die Bevölkerung Ungarns 8 Millionen stark, während sich dieselbe
gegenwärtig auf 12,000,000 beläuft, und auch die Viehzucht natürlich ausgebreiteter
ist. Hierher sind auch Jntabulations-Taxen und Grundbücher- (Landtafel-) Ta¬
xen zu rechnen, da mit Aufhebung der Aviticität nothwendig Grundbücher einge¬
führt werden müssen. Ferner könnte man eine Branntweinsteuer ausschreiben, die
Stcmpelgefalle wenigstens für Spielkarten einführen u. s. w. u. s. w. Bei der
zweiten Art von Quellen ist wieder das Salz zu berücksichtigen. Im Jahre 1802
verlangte nämlich die Regierung zur Deckung der Kriegskosten eine Steuererhebung
von 2 Millionen Gulden. Die Stände bewilligten selbe, und repartirten einige
Tausende davon auf das Volk, während man den Rest durch eine Preiserhöhung
des Salzes von 1 Fi. K Kr. bestritt, und zu diesem Behufe gab damals die Kammer
das Verbrauchsquantum des Salzes erwähnter Weise aus 1,400,000 Centner an.


schlag über Veränderung des gegenwärtigen Militärdieustsystemcs machte, noch im¬
mer zu retten. Für den Augenblick fiel sie durch, und der Grundsatz: gleiche
Lasten, gleiche Rechte, in der Ausdehnung, wie ihn die Opposition durchführen
wollte, muß für diesen Landtag noch in deu Hintergrund treten. Drittens end¬
lich stimmte man über Errichtung einer Landeskasse ab, zur Deckung verschiedener
Bedürfnisse des Laubes: Straßenbau, Canalisation, Eisenbahnen, Fabriken u. s. w.
Auch diese Frage siegte gegen eine Minorität von nur 6 Stimmen. —

Szuchonhi nnn war vorzüglich für Letztere, und wollte sie auf Kosten selbst
der Domesticalsteucr (der eigentlichen Grundsteuer) durchführen. Nach ihm sollte
mau dem steuertragenden Volke gar keine directe Erleichterung verschaffen, da bei
der Trägheit des ungarischen Bauers dieser nur durch die Abgabenlast zur Arbeit
gezwungen werden könne. Dafür würden ihm mit der Zeit sehr beträchtliche Er¬
leichterungen werden durch den größeren Verkehr, dnrch Hebung der Industrie
u. s. w., die ans den Hülfsquellen der Landeskasse zu bewirken wären. Kossuth
hingegen will vor Allem Erleichterung des unseligen Zustandes unseres Landvol¬
kes, ohne dadurch die Existenz der Landeskasse nur im Geringsten gefährdet zu
sehen. Denn directe Steuer soll der Adel vorläufig nur in die Domesticalkasse
zahlen, und er hätte es gewünscht, auch in die Kriegskasse. Die Landeskasse hin-
gegen soll durch indirecte Abgaben zu Stande gefordert werden, abgesehen davon,
daß der Ueberschuß der Domesticalkasse in die Landeskasse fließen könne. Die Quelle»
dieser Kasse wären nun entweder solche, die ohne Kampf mit der Regierung durch¬
zusetzen wären, und wieder audere, die einen solchen Kampf benöthigten. Zu ersteren
gehöre das Salz. Dasselbe trägt der Regierung wenigstens 10 Millionen Gulden
C.-M., im I. 1790 wurde der Centner um 11 Kreuzer erhöht; wenn wir nun
eine ähnliche Erhöhung festsetzen, so hätten wir gleich an 30,000 Gulden. Denn
obgleich eine österreichische Notabilität den Verbrauch des Salzes auf 1,300,000
Centner anschlägt, so beträgt derselbe wenigstens 2,000,000. Denn schon im
Jahre 1802 wies die Kammer einen Verbrauch vou 1,400,000 Centnern nach,
und damals war die Bevölkerung Ungarns 8 Millionen stark, während sich dieselbe
gegenwärtig auf 12,000,000 beläuft, und auch die Viehzucht natürlich ausgebreiteter
ist. Hierher sind auch Jntabulations-Taxen und Grundbücher- (Landtafel-) Ta¬
xen zu rechnen, da mit Aufhebung der Aviticität nothwendig Grundbücher einge¬
führt werden müssen. Ferner könnte man eine Branntweinsteuer ausschreiben, die
Stcmpelgefalle wenigstens für Spielkarten einführen u. s. w. u. s. w. Bei der
zweiten Art von Quellen ist wieder das Salz zu berücksichtigen. Im Jahre 1802
verlangte nämlich die Regierung zur Deckung der Kriegskosten eine Steuererhebung
von 2 Millionen Gulden. Die Stände bewilligten selbe, und repartirten einige
Tausende davon auf das Volk, während man den Rest durch eine Preiserhöhung
des Salzes von 1 Fi. K Kr. bestritt, und zu diesem Behufe gab damals die Kammer
das Verbrauchsquantum des Salzes erwähnter Weise aus 1,400,000 Centner an.


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 6, 1847, II. Semester. IV. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341559_184763/480>, abgerufen am 22.07.2024.