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Die Grenzboten. Jg. 6, 1847, II. Semester. IV. Band.

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und Wien weit hinter sich zurücklassen. Berlin hatte daher wohl von allen Städten
der Monarchie die meiste Ursache, zur Fahne des Liberalismus zu schwören, weil an
dessen Obsiegen seine Grosse, seine ganze Zukunft unzertrennlich geknüpft sind.

Kehren wir nun von dieser erträumten Herrlichkeit zu unserer kleinen Wirklichkeit
zurück, und werfen einige flüchtige Blicke ans den bisherigen Verlauf unserer Quast-Saison,
so ist es natürlich zunächst das Theater, als der Glanzpunkt derselben, dem wir einige
Aufmerksamkeit widmen. Bis jetzt fehlt es auf diesem Felde uoch an einem Mittelpunkt
für ,das allgemeine Interesse, wie eS im vorigen Winter die Garcia und Cerrito dar¬
boten. Die Lind ist, wie ein schönes Meteor, aufgetaucht und verschwunden, das mu¬
sikalische Ungewitter, Rienzi genannt, unschädlich vorübergegangen, Kücken'S weichliche
Mondschcinmnsik ist nur das ohnmächtige Gegenstück zu Wagner's Donnerschlägen, selbst
Thea-Taglioni kann den schlafenden Enthusiasmus nicht erwecken, die Berliner ärgern
sich über ihre kleine Gage, die erhöhten Eintrittspreise und über Küstner's finanzielles
Genie, das Gott in seinem Zorn in den Leib eines Theaterintendanten gesteckt hat.
So wären wir denn ganz verwaist und verrathen, hätten der Himmel und Herr von
Küstncr uns nicht Charlotte Birchvfeiffcr gegeben. "Stadt und Land" ist jeht an der
Tagesordnung, so wie vor einem Jahr die "Familie." Es ist eine schreckliche Wahrheit,
sie darf aber trotzdem nicht verhehlt werden, Charlotte Birchvfciffer ist jetzt wirklich
preußische Hof- und Nationaldichterin. Sie hat nicht nur das junge Deutschland über¬
flügelt, was vielleicht zu verschmerzen wäre, nein mich das Alte ist sast ganz von ihr
verdrängt worden. Ihr dramatischer Küchenzettel mündet unserem Publikum besser, als
selbst die Finessen des Auslandes. Die Italiener an der Königsstadt finden viel Beifall, ohne
grade Enthusiasmus zu erregen. Das Ensemble der Gesellschaft ist gut, es fehlt jedoch an
einer hervorragenden Virtuosität. Das deutsche Schauspiel jener Bühne macht nicht
unbedeutende Bestrebungen, sich wieder auf seinen ehemaligen Standpunkt zu erheben,
und aus der Mißachtung herauszukommen, in welche es bei dem Publikum schon seit
Jahren verfallen ist. Bis jetzt sind diese Bemühungen nicht mit Erfolg gekrönt, trotz
unleugbarer Besserung in den Engagements und dem Repertoir, ja selbst trotz der zärt¬
lichen Protection des Herrn Nötschcr. Der Virtuvscustrom hat uns bis jeht so ziem¬
lich verschont; jedoch wird er sicherlich uicht ausbleiben. Diese jährlich eintretende Ue-
berschwemmung äußert auf die vou ihr heimgesuchten Gegenden grade den entgegengesetz¬
ten Effect, als das Auftreten des Nil. Die Töne unserer modernen Amphionen geben
sich nicht damit ab, plebejische Kieselsteine in Bewegung zu setzen, ihre Attractionskraft
ist aristokratischer Natur, sie erstreckt sich nur auf die edlen Metalle.

Kroll präludirte zu dem kommenden Karneval mit einem Maskenball, der außer
vielen anderen interessanten Dingen ein Bild der jetzt herrschenden Noth im begränzten
Raume darbot. Wie jene französische Königin die Hungerleidenden auf Buttcrsemmcln
anwies, so Kroll seine 2000 Gäste auf Hascnpastcte, von der mit lobenswerther Vor¬
aussicht wahrhaft merkwürdige Vorräthe aufgehäuft zu sein schienen. Der Mann muß
sich die Hasen ans der Schweiz dazu verschrieben haben. Sie sollen dort sehr zahlreich
sein und werden gewöhnlich Landsturm genannt. >-- Der Polcnvroccß ist endlich zu Ende
gekommen. Er wurde zuletzt wahrhaft chronisch, eine Art von krebsartigen Geschwür
an unseren Zeitungen. Wenn man in auswärtige" Blättern, besonders im (,'ouiier
t'rür^ius (der überhaupt ein wahrer politischer Mährchendichter ist) die Berichte über
die große in Betreff des PolenprvcesseS hier herrschende Aufregung las, und damit die
beispiellose Apathie der Berliner gegen die unglücklichen Enkel der alten Sarmaten be¬
trachtete, so war trotz des Ernstes der Sache dieser Contrast fast komisch. Abgesehen von


und Wien weit hinter sich zurücklassen. Berlin hatte daher wohl von allen Städten
der Monarchie die meiste Ursache, zur Fahne des Liberalismus zu schwören, weil an
dessen Obsiegen seine Grosse, seine ganze Zukunft unzertrennlich geknüpft sind.

Kehren wir nun von dieser erträumten Herrlichkeit zu unserer kleinen Wirklichkeit
zurück, und werfen einige flüchtige Blicke ans den bisherigen Verlauf unserer Quast-Saison,
so ist es natürlich zunächst das Theater, als der Glanzpunkt derselben, dem wir einige
Aufmerksamkeit widmen. Bis jetzt fehlt es auf diesem Felde uoch an einem Mittelpunkt
für ,das allgemeine Interesse, wie eS im vorigen Winter die Garcia und Cerrito dar¬
boten. Die Lind ist, wie ein schönes Meteor, aufgetaucht und verschwunden, das mu¬
sikalische Ungewitter, Rienzi genannt, unschädlich vorübergegangen, Kücken'S weichliche
Mondschcinmnsik ist nur das ohnmächtige Gegenstück zu Wagner's Donnerschlägen, selbst
Thea-Taglioni kann den schlafenden Enthusiasmus nicht erwecken, die Berliner ärgern
sich über ihre kleine Gage, die erhöhten Eintrittspreise und über Küstner's finanzielles
Genie, das Gott in seinem Zorn in den Leib eines Theaterintendanten gesteckt hat.
So wären wir denn ganz verwaist und verrathen, hätten der Himmel und Herr von
Küstncr uns nicht Charlotte Birchvfeiffcr gegeben. „Stadt und Land" ist jeht an der
Tagesordnung, so wie vor einem Jahr die „Familie." Es ist eine schreckliche Wahrheit,
sie darf aber trotzdem nicht verhehlt werden, Charlotte Birchvfciffer ist jetzt wirklich
preußische Hof- und Nationaldichterin. Sie hat nicht nur das junge Deutschland über¬
flügelt, was vielleicht zu verschmerzen wäre, nein mich das Alte ist sast ganz von ihr
verdrängt worden. Ihr dramatischer Küchenzettel mündet unserem Publikum besser, als
selbst die Finessen des Auslandes. Die Italiener an der Königsstadt finden viel Beifall, ohne
grade Enthusiasmus zu erregen. Das Ensemble der Gesellschaft ist gut, es fehlt jedoch an
einer hervorragenden Virtuosität. Das deutsche Schauspiel jener Bühne macht nicht
unbedeutende Bestrebungen, sich wieder auf seinen ehemaligen Standpunkt zu erheben,
und aus der Mißachtung herauszukommen, in welche es bei dem Publikum schon seit
Jahren verfallen ist. Bis jetzt sind diese Bemühungen nicht mit Erfolg gekrönt, trotz
unleugbarer Besserung in den Engagements und dem Repertoir, ja selbst trotz der zärt¬
lichen Protection des Herrn Nötschcr. Der Virtuvscustrom hat uns bis jeht so ziem¬
lich verschont; jedoch wird er sicherlich uicht ausbleiben. Diese jährlich eintretende Ue-
berschwemmung äußert auf die vou ihr heimgesuchten Gegenden grade den entgegengesetz¬
ten Effect, als das Auftreten des Nil. Die Töne unserer modernen Amphionen geben
sich nicht damit ab, plebejische Kieselsteine in Bewegung zu setzen, ihre Attractionskraft
ist aristokratischer Natur, sie erstreckt sich nur auf die edlen Metalle.

Kroll präludirte zu dem kommenden Karneval mit einem Maskenball, der außer
vielen anderen interessanten Dingen ein Bild der jetzt herrschenden Noth im begränzten
Raume darbot. Wie jene französische Königin die Hungerleidenden auf Buttcrsemmcln
anwies, so Kroll seine 2000 Gäste auf Hascnpastcte, von der mit lobenswerther Vor¬
aussicht wahrhaft merkwürdige Vorräthe aufgehäuft zu sein schienen. Der Mann muß
sich die Hasen ans der Schweiz dazu verschrieben haben. Sie sollen dort sehr zahlreich
sein und werden gewöhnlich Landsturm genannt. >— Der Polcnvroccß ist endlich zu Ende
gekommen. Er wurde zuletzt wahrhaft chronisch, eine Art von krebsartigen Geschwür
an unseren Zeitungen. Wenn man in auswärtige» Blättern, besonders im (,'ouiier
t'rür^ius (der überhaupt ein wahrer politischer Mährchendichter ist) die Berichte über
die große in Betreff des PolenprvcesseS hier herrschende Aufregung las, und damit die
beispiellose Apathie der Berliner gegen die unglücklichen Enkel der alten Sarmaten be¬
trachtete, so war trotz des Ernstes der Sache dieser Contrast fast komisch. Abgesehen von


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[0446] und Wien weit hinter sich zurücklassen. Berlin hatte daher wohl von allen Städten der Monarchie die meiste Ursache, zur Fahne des Liberalismus zu schwören, weil an dessen Obsiegen seine Grosse, seine ganze Zukunft unzertrennlich geknüpft sind. Kehren wir nun von dieser erträumten Herrlichkeit zu unserer kleinen Wirklichkeit zurück, und werfen einige flüchtige Blicke ans den bisherigen Verlauf unserer Quast-Saison, so ist es natürlich zunächst das Theater, als der Glanzpunkt derselben, dem wir einige Aufmerksamkeit widmen. Bis jetzt fehlt es auf diesem Felde uoch an einem Mittelpunkt für ,das allgemeine Interesse, wie eS im vorigen Winter die Garcia und Cerrito dar¬ boten. Die Lind ist, wie ein schönes Meteor, aufgetaucht und verschwunden, das mu¬ sikalische Ungewitter, Rienzi genannt, unschädlich vorübergegangen, Kücken'S weichliche Mondschcinmnsik ist nur das ohnmächtige Gegenstück zu Wagner's Donnerschlägen, selbst Thea-Taglioni kann den schlafenden Enthusiasmus nicht erwecken, die Berliner ärgern sich über ihre kleine Gage, die erhöhten Eintrittspreise und über Küstner's finanzielles Genie, das Gott in seinem Zorn in den Leib eines Theaterintendanten gesteckt hat. So wären wir denn ganz verwaist und verrathen, hätten der Himmel und Herr von Küstncr uns nicht Charlotte Birchvfeiffcr gegeben. „Stadt und Land" ist jeht an der Tagesordnung, so wie vor einem Jahr die „Familie." Es ist eine schreckliche Wahrheit, sie darf aber trotzdem nicht verhehlt werden, Charlotte Birchvfciffer ist jetzt wirklich preußische Hof- und Nationaldichterin. Sie hat nicht nur das junge Deutschland über¬ flügelt, was vielleicht zu verschmerzen wäre, nein mich das Alte ist sast ganz von ihr verdrängt worden. Ihr dramatischer Küchenzettel mündet unserem Publikum besser, als selbst die Finessen des Auslandes. Die Italiener an der Königsstadt finden viel Beifall, ohne grade Enthusiasmus zu erregen. Das Ensemble der Gesellschaft ist gut, es fehlt jedoch an einer hervorragenden Virtuosität. Das deutsche Schauspiel jener Bühne macht nicht unbedeutende Bestrebungen, sich wieder auf seinen ehemaligen Standpunkt zu erheben, und aus der Mißachtung herauszukommen, in welche es bei dem Publikum schon seit Jahren verfallen ist. Bis jetzt sind diese Bemühungen nicht mit Erfolg gekrönt, trotz unleugbarer Besserung in den Engagements und dem Repertoir, ja selbst trotz der zärt¬ lichen Protection des Herrn Nötschcr. Der Virtuvscustrom hat uns bis jeht so ziem¬ lich verschont; jedoch wird er sicherlich uicht ausbleiben. Diese jährlich eintretende Ue- berschwemmung äußert auf die vou ihr heimgesuchten Gegenden grade den entgegengesetz¬ ten Effect, als das Auftreten des Nil. Die Töne unserer modernen Amphionen geben sich nicht damit ab, plebejische Kieselsteine in Bewegung zu setzen, ihre Attractionskraft ist aristokratischer Natur, sie erstreckt sich nur auf die edlen Metalle. Kroll präludirte zu dem kommenden Karneval mit einem Maskenball, der außer vielen anderen interessanten Dingen ein Bild der jetzt herrschenden Noth im begränzten Raume darbot. Wie jene französische Königin die Hungerleidenden auf Buttcrsemmcln anwies, so Kroll seine 2000 Gäste auf Hascnpastcte, von der mit lobenswerther Vor¬ aussicht wahrhaft merkwürdige Vorräthe aufgehäuft zu sein schienen. Der Mann muß sich die Hasen ans der Schweiz dazu verschrieben haben. Sie sollen dort sehr zahlreich sein und werden gewöhnlich Landsturm genannt. >— Der Polcnvroccß ist endlich zu Ende gekommen. Er wurde zuletzt wahrhaft chronisch, eine Art von krebsartigen Geschwür an unseren Zeitungen. Wenn man in auswärtige» Blättern, besonders im (,'ouiier t'rür^ius (der überhaupt ein wahrer politischer Mährchendichter ist) die Berichte über die große in Betreff des PolenprvcesseS hier herrschende Aufregung las, und damit die beispiellose Apathie der Berliner gegen die unglücklichen Enkel der alten Sarmaten be¬ trachtete, so war trotz des Ernstes der Sache dieser Contrast fast komisch. Abgesehen von

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 6, 1847, II. Semester. IV. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341559_184763/446>, abgerufen am 03.07.2024.