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Die Grenzboten. Jg. 6, 1847, II. Semester. IV. Band.

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müthlichkeit des deutschen Publicums ergötzte. Claudius ist einer von den wenigen
populären Schriftstellern jener Tage, die sich im Gedächtniß des Volkes erhalten haben,
und wenigstens traditionell noch immer im Schwunge sind. Ja er ist wohl außer Justus
Möser der einzige. Beide Männer sind Geistesverwandte, in der Tendenz ihrer Schriften
wie in ihrer Darstellung. Die siebente Originalausgabe (Hamburg und Gotha, Per-
thes), die uns vorliegt, veranlaßt uns zu einigen Bemerkungen über den Geist einer
Zeit, die sich an dergleichen befriedigte. -- In unseren Tagen gehört es zum guten
Ton unter den Journalisten, einige Bildung zu haben, und pikant zu sein. Wohl
oder übel muß etwas von dem modern französischen Esprit in den Gesichtskreis deS
deutschen Armand Carrell's hineinschimmern, nothwendig muß aus einzelnen Phrasen her¬
vorgehen, daß, wenn man auch nicht gerade aus der Philosophie ein Handwerk macht, man
sich doch bequem damit abgeben könnte, wenn man nur wollte. Auch die Journale der
Reaction müssen auf die logische Entwickelung des Selbstbewußtseins reflectiren; auch
die Franzosenfresser müssen sich auf die geistreiche Nonchalance der gallischen Frivolität we¬
nigstens ironisch beziehen. -- In jenen Zeiten dagegen, wo das Gemüth, das Herz und die
sogenannte Natur sich überhaupt gegen den Verstand der Voltaire'sehen Aufklärung eben
so empörte, als gegen ihre Reifröcke und Perücken, hielt man es für schicklich, wenig¬
stens zu Zeiten die Maske der Einfalt anzunehmen, und von dem Gesichtskreise einer
dummen, braven Seele aus, die Erde und den Himmel zu kritisiren. Ein gutes Herz
schien der weltlichen Bildung zu widersprechen, darum trat Claudius als Schneider aus,
der über dies und jenes Einfälle hatte, und an diesen Einfällen, wenn er noch die
Bibel und das Gesangbuch dazu nahm, sich vollständig befriedigte. Aber es war ihm
kein rechter Ernst mit dieser Schneiderfigur, und er personificirte daher den Rest seines
Wesens in dem gelehrten "Vetter Andres", der die gemüthlich einfältigen Bemerkungen
des Schneiders "Asmus" jedesmal durch eine Reihe griechischer und englischer Citate un¬
terbrach. Jene Einfälle waren in der That artig und drollig genug, und das reflec-
tirte kindliche Gemüth hatte oft genug Recht gegen die Uebcrwcisheit des herrschenden
Nationalismus. Die Eigenthümlichkeit der Person und die Neigung, am Bestimmter
und Beschränkten sich genügen zu lassen, hat ein Recht gegen die Rastlosigkeit des Ver¬
standes, der sich stets neue Grenzen setzt, nur um sie wieder aufzuheben; ohne die con-
servative Zähigkeit des Gemüths würde unter der bloßen Herrschaft des Verstandes al-
les sittliche Leben sich verflüchtigen. Aber es liegt in dieser Tendenz dennoch etwas
Bedenkliches, weil das Gemüth dieser Art nicht rein ist, weil es reflectirt, weil es sich seines
Gegensatzes gegen den Verstand bewußt ist, und sich auf diesen Gegensatz pointirt. Die
Natürlichkeit an sich ist etwas gar liebes und schönes: aber die Natürlichkeit als reflec-
tirter Widerspruch gegen die Bildung aufgefaßt, ist ungesund und führt zur Charlatanerie.
Als der Versasser des <?nullite Sinn!,!,? dem Philosophen von Ferney seine berühmte Anklage
gegen die europäische Cultur mittheilte, sagte dieser, es sei recht brav, er verspüre schon
die Neigung, auf allen Vieren herumzukriechen. Aber Rousseau war Enthusiast, und der
Enthusiasmus hat auch in seinen extremen Consequenzen etwas Edles. Die deutsche
Naturwüchsigkeit dagegen hatte ganz und gar nichts Enthusiastisches, sie war mir few
timcntal oder ungeberdig. So lange sie sich im Kreise der gewöhnlichen Interessen be¬
wegte, konnte man an der Originalität ihrer Form Interesse und selbst Wohlgefallen
finden, wenn auch die Coquetterie der Naivetät immer etwas Unangenehmes hat; sobald
aber ernste, große Interessen in's Spiel kommen, wird die unschuldige Seele unerträg¬
lich. Claudius gab sich in den Zeiten, wo die Ideen Montesquieu'S und Rousseau'S
in's Leben traten, der rohsten Reaction in die Hände. Er eiferte in eben so einsäl-


müthlichkeit des deutschen Publicums ergötzte. Claudius ist einer von den wenigen
populären Schriftstellern jener Tage, die sich im Gedächtniß des Volkes erhalten haben,
und wenigstens traditionell noch immer im Schwunge sind. Ja er ist wohl außer Justus
Möser der einzige. Beide Männer sind Geistesverwandte, in der Tendenz ihrer Schriften
wie in ihrer Darstellung. Die siebente Originalausgabe (Hamburg und Gotha, Per-
thes), die uns vorliegt, veranlaßt uns zu einigen Bemerkungen über den Geist einer
Zeit, die sich an dergleichen befriedigte. — In unseren Tagen gehört es zum guten
Ton unter den Journalisten, einige Bildung zu haben, und pikant zu sein. Wohl
oder übel muß etwas von dem modern französischen Esprit in den Gesichtskreis deS
deutschen Armand Carrell's hineinschimmern, nothwendig muß aus einzelnen Phrasen her¬
vorgehen, daß, wenn man auch nicht gerade aus der Philosophie ein Handwerk macht, man
sich doch bequem damit abgeben könnte, wenn man nur wollte. Auch die Journale der
Reaction müssen auf die logische Entwickelung des Selbstbewußtseins reflectiren; auch
die Franzosenfresser müssen sich auf die geistreiche Nonchalance der gallischen Frivolität we¬
nigstens ironisch beziehen. — In jenen Zeiten dagegen, wo das Gemüth, das Herz und die
sogenannte Natur sich überhaupt gegen den Verstand der Voltaire'sehen Aufklärung eben
so empörte, als gegen ihre Reifröcke und Perücken, hielt man es für schicklich, wenig¬
stens zu Zeiten die Maske der Einfalt anzunehmen, und von dem Gesichtskreise einer
dummen, braven Seele aus, die Erde und den Himmel zu kritisiren. Ein gutes Herz
schien der weltlichen Bildung zu widersprechen, darum trat Claudius als Schneider aus,
der über dies und jenes Einfälle hatte, und an diesen Einfällen, wenn er noch die
Bibel und das Gesangbuch dazu nahm, sich vollständig befriedigte. Aber es war ihm
kein rechter Ernst mit dieser Schneiderfigur, und er personificirte daher den Rest seines
Wesens in dem gelehrten „Vetter Andres", der die gemüthlich einfältigen Bemerkungen
des Schneiders „Asmus" jedesmal durch eine Reihe griechischer und englischer Citate un¬
terbrach. Jene Einfälle waren in der That artig und drollig genug, und das reflec-
tirte kindliche Gemüth hatte oft genug Recht gegen die Uebcrwcisheit des herrschenden
Nationalismus. Die Eigenthümlichkeit der Person und die Neigung, am Bestimmter
und Beschränkten sich genügen zu lassen, hat ein Recht gegen die Rastlosigkeit des Ver¬
standes, der sich stets neue Grenzen setzt, nur um sie wieder aufzuheben; ohne die con-
servative Zähigkeit des Gemüths würde unter der bloßen Herrschaft des Verstandes al-
les sittliche Leben sich verflüchtigen. Aber es liegt in dieser Tendenz dennoch etwas
Bedenkliches, weil das Gemüth dieser Art nicht rein ist, weil es reflectirt, weil es sich seines
Gegensatzes gegen den Verstand bewußt ist, und sich auf diesen Gegensatz pointirt. Die
Natürlichkeit an sich ist etwas gar liebes und schönes: aber die Natürlichkeit als reflec-
tirter Widerspruch gegen die Bildung aufgefaßt, ist ungesund und führt zur Charlatanerie.
Als der Versasser des <?nullite Sinn!,!,? dem Philosophen von Ferney seine berühmte Anklage
gegen die europäische Cultur mittheilte, sagte dieser, es sei recht brav, er verspüre schon
die Neigung, auf allen Vieren herumzukriechen. Aber Rousseau war Enthusiast, und der
Enthusiasmus hat auch in seinen extremen Consequenzen etwas Edles. Die deutsche
Naturwüchsigkeit dagegen hatte ganz und gar nichts Enthusiastisches, sie war mir few
timcntal oder ungeberdig. So lange sie sich im Kreise der gewöhnlichen Interessen be¬
wegte, konnte man an der Originalität ihrer Form Interesse und selbst Wohlgefallen
finden, wenn auch die Coquetterie der Naivetät immer etwas Unangenehmes hat; sobald
aber ernste, große Interessen in's Spiel kommen, wird die unschuldige Seele unerträg¬
lich. Claudius gab sich in den Zeiten, wo die Ideen Montesquieu'S und Rousseau'S
in's Leben traten, der rohsten Reaction in die Hände. Er eiferte in eben so einsäl-


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 6, 1847, II. Semester. IV. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341559_184763/406>, abgerufen am 03.07.2024.