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Die Grenzboten. Jg. 5, 1846, II. Semester. IV. Band.

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Sommernacht auf wald'ger Insel,
mitten in der Luschnitz Fluchen
sprühen Fackeln düster lobend,
irre Lichter, irre Gluten.
Und der Himmel, der verstohlen
durch der Baume Dickicht blaue,
Lauscht dem schaurigsten Geheimniß,
das er jemals noch geschaut.
Auf dem Anger, auf dem Rasen,
vor der epheudunk'im Grotte
Schlingen tanzend, Hand in Hand, sich
eine wunderliche Rotte.
Nackte Männer, nackte Weiber,
übersprüht von Fackelglanz,
Schlingen sich mit wildem Jauchzen
im bacchantisch wilden Tanz.
Ihre Glieder flechten tanzend
in einander fest die Paare;
Um der Weiber weiße Brüste
flattern die gelösten Haare.
Lautes Singen, Beckcnklingcn,
zwischcndrein die Pfeife ruft.
Und die starken Männer werfen
hoch die Weiber in die Luft.
Abseits von dem Tanzplatz liegen
Zelte, Fasser, Waffenbündel,
Um die aufgeschirrten Feuer
lagert tobendes Gestndel.
Mann und Weib in wüstem Knäuel,
jauchzend Brust an Brust gepreßt,
Dieses Bild voll Grau'n und Wollust
ist ein Adamirenfestl
Donner rollen in den Lüften
fort und fort, die Tanzer jagen.
Nacktes Liebchen! horch! im Himmel
wie die Engel Pauken schlagen!
Götter zechen sie dort droben
in der Sterne Lustrevier,
Götter sind sie auf den Sternen,
Götter sind auf Erden wir.


Sommernacht auf wald'ger Insel,
mitten in der Luschnitz Fluchen
sprühen Fackeln düster lobend,
irre Lichter, irre Gluten.
Und der Himmel, der verstohlen
durch der Baume Dickicht blaue,
Lauscht dem schaurigsten Geheimniß,
das er jemals noch geschaut.
Auf dem Anger, auf dem Rasen,
vor der epheudunk'im Grotte
Schlingen tanzend, Hand in Hand, sich
eine wunderliche Rotte.
Nackte Männer, nackte Weiber,
übersprüht von Fackelglanz,
Schlingen sich mit wildem Jauchzen
im bacchantisch wilden Tanz.
Ihre Glieder flechten tanzend
in einander fest die Paare;
Um der Weiber weiße Brüste
flattern die gelösten Haare.
Lautes Singen, Beckcnklingcn,
zwischcndrein die Pfeife ruft.
Und die starken Männer werfen
hoch die Weiber in die Luft.
Abseits von dem Tanzplatz liegen
Zelte, Fasser, Waffenbündel,
Um die aufgeschirrten Feuer
lagert tobendes Gestndel.
Mann und Weib in wüstem Knäuel,
jauchzend Brust an Brust gepreßt,
Dieses Bild voll Grau'n und Wollust
ist ein Adamirenfestl
Donner rollen in den Lüften
fort und fort, die Tanzer jagen.
Nacktes Liebchen! horch! im Himmel
wie die Engel Pauken schlagen!
Götter zechen sie dort droben
in der Sterne Lustrevier,
Götter sind sie auf den Sternen,
Götter sind auf Erden wir.

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[0068] Sommernacht auf wald'ger Insel, mitten in der Luschnitz Fluchen sprühen Fackeln düster lobend, irre Lichter, irre Gluten. Und der Himmel, der verstohlen durch der Baume Dickicht blaue, Lauscht dem schaurigsten Geheimniß, das er jemals noch geschaut. Auf dem Anger, auf dem Rasen, vor der epheudunk'im Grotte Schlingen tanzend, Hand in Hand, sich eine wunderliche Rotte. Nackte Männer, nackte Weiber, übersprüht von Fackelglanz, Schlingen sich mit wildem Jauchzen im bacchantisch wilden Tanz. Ihre Glieder flechten tanzend in einander fest die Paare; Um der Weiber weiße Brüste flattern die gelösten Haare. Lautes Singen, Beckcnklingcn, zwischcndrein die Pfeife ruft. Und die starken Männer werfen hoch die Weiber in die Luft. Abseits von dem Tanzplatz liegen Zelte, Fasser, Waffenbündel, Um die aufgeschirrten Feuer lagert tobendes Gestndel. Mann und Weib in wüstem Knäuel, jauchzend Brust an Brust gepreßt, Dieses Bild voll Grau'n und Wollust ist ein Adamirenfestl Donner rollen in den Lüften fort und fort, die Tanzer jagen. Nacktes Liebchen! horch! im Himmel wie die Engel Pauken schlagen! Götter zechen sie dort droben in der Sterne Lustrevier, Götter sind sie auf den Sternen, Götter sind auf Erden wir.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 5, 1846, II. Semester. IV. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341550_365123/68>, abgerufen am 26.08.2024.