Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 5, 1846, II. Semester. IV. Band.

Bild:
<< vorherige Seite

und so müssen wir diese Anfänge einer Oeffentlichkeit der Verwaltung mit
vollster Freude begrüßen. Frankreich gebührt die Ehre, zuerst statistische
Bureaus errichtet zu haben. Ihm folgten bald mehrere Staaten Europas
und unter den deutschen Monarchien war Preußen die erste, welche ein
statistisches Bureau gründete. Mit diesen Staatsanstalten setzten sich
außerdem in mehreren Ländern Vereine für Statistik in Verbindung,
welche meistens unter dem Schutze der Regierung arbeiten und entwe¬
der ausschließend auf die Statistik des Inlandes beschränkt sind, oder
auch die verwandten Untersuchungen des Auslandes in den Kreis
ihrer Thätigkeit ziehen. Diesen letztern Zweck erstrebt vor Allem
jener "Statistische Verein für Deutschland" zu erreichen, dessen großartigen
Plan Herr von Reden entwarf, wonach in einem Hauvtdirectorium alle
Nachrichten der Zweigvereine aller deutschen Staaten und Landestheile zu¬
sammenlaufen sollen. -- Wie jedoch dem Einzelnen nicht möglich ist, die
Masse eines derartigen Materials zu einem organisch gegliederten Ganzen
binnen einer Zeit zusammenzuordnen, wo dessen Veröffentlichung für
die laufenden Weiterentwicklungen nutzbar, eben so ist es dem Einzelnen
unmöglich die unermeßliche Masse der hierher gehörigen Literatur für
seine Zwecke in ihrer Vollständigkeit kennen zu lernen. Eine allgemeine
Uebersicht der geographischen, statistischen und historischen Zustände der heu¬
tigen Welt, übersichtlich zusammengefaßt, war sonach eine der wünschens-
werthesten Aufgaben für die Literatur. Johann Georg August Galletti, der
bekannte Geograph (1' 1829), machte dazu auch bereits vor langen
Jahren den Versuch in seiner allgemeinen Weltkunde. So mangelhaft
nun auch dieses Unternehmen sich zuerst herausstellte und wegen des
Mangels der statistischen Nachweise zur Zeit seiner Entstehung sich
herausstellen mußte, so war doch die Anlage des Ganzen so practisch
organisirt, daß Galletti bereits bei seinen Lebzeiten davon acht Auflagen
erlebte. Nach seinem Tod traten dann Cannabich (für den geogra¬
phisch-statistischen Theil), Dr. Meynert (für den historischen) und Prof.
Schulz von Straßnitzky (für die mathematisch-physikalische Partie)
zusammen, um auf der alten Grundlage weiter zu arbeiten und das
Vorhandene, wo nöthig, gänzlich neu zu gestalten. Die zehnte Auf¬
lage dieses Werkes liegt jetzt ziemlich vollendet vor, und der Titel
lautet in voller Ausdehnung: "Allgemeine Weltkunde oder Encyklo¬
pädie für Geographie, Statistik und Staatengeschichte, mittelst einer
geographisch-statistisch-historischen Uebersicht aller Länder, hinsichtlich
ihrer Lage, Größe, Bevölkerung, Cultur, ihrer vorzüglichsten Städte,
ihrer Verfassung und Nationalkraft, und einer Skizze der ältern und


E>r""zbor"n. IV. 1""". 58

und so müssen wir diese Anfänge einer Oeffentlichkeit der Verwaltung mit
vollster Freude begrüßen. Frankreich gebührt die Ehre, zuerst statistische
Bureaus errichtet zu haben. Ihm folgten bald mehrere Staaten Europas
und unter den deutschen Monarchien war Preußen die erste, welche ein
statistisches Bureau gründete. Mit diesen Staatsanstalten setzten sich
außerdem in mehreren Ländern Vereine für Statistik in Verbindung,
welche meistens unter dem Schutze der Regierung arbeiten und entwe¬
der ausschließend auf die Statistik des Inlandes beschränkt sind, oder
auch die verwandten Untersuchungen des Auslandes in den Kreis
ihrer Thätigkeit ziehen. Diesen letztern Zweck erstrebt vor Allem
jener „Statistische Verein für Deutschland" zu erreichen, dessen großartigen
Plan Herr von Reden entwarf, wonach in einem Hauvtdirectorium alle
Nachrichten der Zweigvereine aller deutschen Staaten und Landestheile zu¬
sammenlaufen sollen. — Wie jedoch dem Einzelnen nicht möglich ist, die
Masse eines derartigen Materials zu einem organisch gegliederten Ganzen
binnen einer Zeit zusammenzuordnen, wo dessen Veröffentlichung für
die laufenden Weiterentwicklungen nutzbar, eben so ist es dem Einzelnen
unmöglich die unermeßliche Masse der hierher gehörigen Literatur für
seine Zwecke in ihrer Vollständigkeit kennen zu lernen. Eine allgemeine
Uebersicht der geographischen, statistischen und historischen Zustände der heu¬
tigen Welt, übersichtlich zusammengefaßt, war sonach eine der wünschens-
werthesten Aufgaben für die Literatur. Johann Georg August Galletti, der
bekannte Geograph (1' 1829), machte dazu auch bereits vor langen
Jahren den Versuch in seiner allgemeinen Weltkunde. So mangelhaft
nun auch dieses Unternehmen sich zuerst herausstellte und wegen des
Mangels der statistischen Nachweise zur Zeit seiner Entstehung sich
herausstellen mußte, so war doch die Anlage des Ganzen so practisch
organisirt, daß Galletti bereits bei seinen Lebzeiten davon acht Auflagen
erlebte. Nach seinem Tod traten dann Cannabich (für den geogra¬
phisch-statistischen Theil), Dr. Meynert (für den historischen) und Prof.
Schulz von Straßnitzky (für die mathematisch-physikalische Partie)
zusammen, um auf der alten Grundlage weiter zu arbeiten und das
Vorhandene, wo nöthig, gänzlich neu zu gestalten. Die zehnte Auf¬
lage dieses Werkes liegt jetzt ziemlich vollendet vor, und der Titel
lautet in voller Ausdehnung: „Allgemeine Weltkunde oder Encyklo¬
pädie für Geographie, Statistik und Staatengeschichte, mittelst einer
geographisch-statistisch-historischen Uebersicht aller Länder, hinsichtlich
ihrer Lage, Größe, Bevölkerung, Cultur, ihrer vorzüglichsten Städte,
ihrer Verfassung und Nationalkraft, und einer Skizze der ältern und


E>r«»zbor«n. IV. 1»««. 58
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <pb facs="#f0437" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/184019"/>
          <p xml:id="ID_1270" prev="#ID_1269" next="#ID_1271"> und so müssen wir diese Anfänge einer Oeffentlichkeit der Verwaltung mit<lb/>
vollster Freude begrüßen. Frankreich gebührt die Ehre, zuerst statistische<lb/>
Bureaus errichtet zu haben. Ihm folgten bald mehrere Staaten Europas<lb/>
und unter den deutschen Monarchien war Preußen die erste, welche ein<lb/>
statistisches Bureau gründete. Mit diesen Staatsanstalten setzten sich<lb/>
außerdem in mehreren Ländern Vereine für Statistik in Verbindung,<lb/>
welche meistens unter dem Schutze der Regierung arbeiten und entwe¬<lb/>
der ausschließend auf die Statistik des Inlandes beschränkt sind, oder<lb/>
auch die verwandten Untersuchungen des Auslandes in den Kreis<lb/>
ihrer Thätigkeit ziehen. Diesen letztern Zweck erstrebt vor Allem<lb/>
jener &#x201E;Statistische Verein für Deutschland" zu erreichen, dessen großartigen<lb/>
Plan Herr von Reden entwarf, wonach in einem Hauvtdirectorium alle<lb/>
Nachrichten der Zweigvereine aller deutschen Staaten und Landestheile zu¬<lb/>
sammenlaufen sollen. &#x2014; Wie jedoch dem Einzelnen nicht möglich ist, die<lb/>
Masse eines derartigen Materials zu einem organisch gegliederten Ganzen<lb/>
binnen einer Zeit zusammenzuordnen, wo dessen Veröffentlichung für<lb/>
die laufenden Weiterentwicklungen nutzbar, eben so ist es dem Einzelnen<lb/>
unmöglich die unermeßliche Masse der hierher gehörigen Literatur für<lb/>
seine Zwecke in ihrer Vollständigkeit kennen zu lernen. Eine allgemeine<lb/>
Uebersicht der geographischen, statistischen und historischen Zustände der heu¬<lb/>
tigen Welt, übersichtlich zusammengefaßt, war sonach eine der wünschens-<lb/>
werthesten Aufgaben für die Literatur. Johann Georg August Galletti, der<lb/>
bekannte Geograph (1' 1829), machte dazu auch bereits vor langen<lb/>
Jahren den Versuch in seiner allgemeinen Weltkunde. So mangelhaft<lb/>
nun auch dieses Unternehmen sich zuerst herausstellte und wegen des<lb/>
Mangels der statistischen Nachweise zur Zeit seiner Entstehung sich<lb/>
herausstellen mußte, so war doch die Anlage des Ganzen so practisch<lb/>
organisirt, daß Galletti bereits bei seinen Lebzeiten davon acht Auflagen<lb/>
erlebte. Nach seinem Tod traten dann Cannabich (für den geogra¬<lb/>
phisch-statistischen Theil), Dr. Meynert (für den historischen) und Prof.<lb/>
Schulz von Straßnitzky (für die mathematisch-physikalische Partie)<lb/>
zusammen, um auf der alten Grundlage weiter zu arbeiten und das<lb/>
Vorhandene, wo nöthig, gänzlich neu zu gestalten. Die zehnte Auf¬<lb/>
lage dieses Werkes liegt jetzt ziemlich vollendet vor, und der Titel<lb/>
lautet in voller Ausdehnung: &#x201E;Allgemeine Weltkunde oder Encyklo¬<lb/>
pädie für Geographie, Statistik und Staatengeschichte, mittelst einer<lb/>
geographisch-statistisch-historischen Uebersicht aller Länder, hinsichtlich<lb/>
ihrer Lage, Größe, Bevölkerung, Cultur, ihrer vorzüglichsten Städte,<lb/>
ihrer Verfassung und Nationalkraft, und einer Skizze der ältern und</p><lb/>
          <fw type="sig" place="bottom"> E&gt;r«»zbor«n. IV. 1»««. 58</fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0437] und so müssen wir diese Anfänge einer Oeffentlichkeit der Verwaltung mit vollster Freude begrüßen. Frankreich gebührt die Ehre, zuerst statistische Bureaus errichtet zu haben. Ihm folgten bald mehrere Staaten Europas und unter den deutschen Monarchien war Preußen die erste, welche ein statistisches Bureau gründete. Mit diesen Staatsanstalten setzten sich außerdem in mehreren Ländern Vereine für Statistik in Verbindung, welche meistens unter dem Schutze der Regierung arbeiten und entwe¬ der ausschließend auf die Statistik des Inlandes beschränkt sind, oder auch die verwandten Untersuchungen des Auslandes in den Kreis ihrer Thätigkeit ziehen. Diesen letztern Zweck erstrebt vor Allem jener „Statistische Verein für Deutschland" zu erreichen, dessen großartigen Plan Herr von Reden entwarf, wonach in einem Hauvtdirectorium alle Nachrichten der Zweigvereine aller deutschen Staaten und Landestheile zu¬ sammenlaufen sollen. — Wie jedoch dem Einzelnen nicht möglich ist, die Masse eines derartigen Materials zu einem organisch gegliederten Ganzen binnen einer Zeit zusammenzuordnen, wo dessen Veröffentlichung für die laufenden Weiterentwicklungen nutzbar, eben so ist es dem Einzelnen unmöglich die unermeßliche Masse der hierher gehörigen Literatur für seine Zwecke in ihrer Vollständigkeit kennen zu lernen. Eine allgemeine Uebersicht der geographischen, statistischen und historischen Zustände der heu¬ tigen Welt, übersichtlich zusammengefaßt, war sonach eine der wünschens- werthesten Aufgaben für die Literatur. Johann Georg August Galletti, der bekannte Geograph (1' 1829), machte dazu auch bereits vor langen Jahren den Versuch in seiner allgemeinen Weltkunde. So mangelhaft nun auch dieses Unternehmen sich zuerst herausstellte und wegen des Mangels der statistischen Nachweise zur Zeit seiner Entstehung sich herausstellen mußte, so war doch die Anlage des Ganzen so practisch organisirt, daß Galletti bereits bei seinen Lebzeiten davon acht Auflagen erlebte. Nach seinem Tod traten dann Cannabich (für den geogra¬ phisch-statistischen Theil), Dr. Meynert (für den historischen) und Prof. Schulz von Straßnitzky (für die mathematisch-physikalische Partie) zusammen, um auf der alten Grundlage weiter zu arbeiten und das Vorhandene, wo nöthig, gänzlich neu zu gestalten. Die zehnte Auf¬ lage dieses Werkes liegt jetzt ziemlich vollendet vor, und der Titel lautet in voller Ausdehnung: „Allgemeine Weltkunde oder Encyklo¬ pädie für Geographie, Statistik und Staatengeschichte, mittelst einer geographisch-statistisch-historischen Uebersicht aller Länder, hinsichtlich ihrer Lage, Größe, Bevölkerung, Cultur, ihrer vorzüglichsten Städte, ihrer Verfassung und Nationalkraft, und einer Skizze der ältern und E>r«»zbor«n. IV. 1»««. 58

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341550_365123
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341550_365123/437
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 5, 1846, II. Semester. IV. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341550_365123/437>, abgerufen am 26.08.2024.