Die Grenzboten. Jg. 5, 1846, II. Semester. IV. Band."Nicht eine Prise sonst, daß ich wüßte," versetzte Heinrich. "So sind wir diesmal mit dem Schrecken daven gekommen," Die Fässer aber lagen weit hinüber geschleudert jenseits der Aber wir standen wohlbehalten aufrecht und sie lagen beseitigt "Fuchs -- was ist das?" fragte Perglow, der seineu Augen "Fußsack, Wolföschur und Alles, was er um sich trug, liegt hier "Sollten ihn die Cabrioletpassagiere herausgelangt haben? Aber "Am Ende ist der Badegast in aller Stille aufgeflogen. Him¬ Die Dame saß bei der Dornenhecke und weinte. Auf unsere „Nicht eine Prise sonst, daß ich wüßte," versetzte Heinrich. „So sind wir diesmal mit dem Schrecken daven gekommen," Die Fässer aber lagen weit hinüber geschleudert jenseits der Aber wir standen wohlbehalten aufrecht und sie lagen beseitigt „Fuchs — was ist das?" fragte Perglow, der seineu Augen „Fußsack, Wolföschur und Alles, was er um sich trug, liegt hier „Sollten ihn die Cabrioletpassagiere herausgelangt haben? Aber „Am Ende ist der Badegast in aller Stille aufgeflogen. Him¬ Die Dame saß bei der Dornenhecke und weinte. Auf unsere <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0332" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/183914"/> <p xml:id="ID_966"> „Nicht eine Prise sonst, daß ich wüßte," versetzte Heinrich.</p><lb/> <p xml:id="ID_967"> „So sind wir diesmal mit dem Schrecken daven gekommen,"<lb/> fuhr der Häuptling fort, und trat die angegangene Leinwand mit<lb/> den Füßen aus.</p><lb/> <p xml:id="ID_968"> Die Fässer aber lagen weit hinüber geschleudert jenseits der<lb/> Straße. Wie wir sie mit gemeinschaftlichem Schwunge bis dahin<lb/> geworfen, steht nur nebelhaft vor meinem Gedächtnisse. Sie waren<lb/> sehr schwer, auch schwer anzufassen an den schmalen Rändern. -<lb/> Unsere Körper hatten auf dem Wagen keinen zuverlässigen Haltepunkt.<lb/> Daß die Fässer dennoch fortgeschleudert wurden, ohne daß Einer von<lb/> uns, oder noch wahrscheinlicher alle Drei ihrem Gewichte nachstürzten,<lb/> ist ein mathematisches Räthsel.</p><lb/> <p xml:id="ID_969"> Aber wir standen wohlbehalten aufrecht und sie lagen beseitigt<lb/> im nächsten Acker. Wir vertilgten jede Spur des Brandes bis auf<lb/> den Schmuzflecken, den der verkohlte Zunder auf einer der Kisten zu-<lb/> rückgelassen, und während der sanfte Heinrich noch oben im Verdecke<lb/> umhernestelte und schnürte, stiegen wir hinab und riefen die Entfer¬<lb/> nung jeder Gefahr aus. Dann besannen wir uns auch wieder auf<lb/> den Badegast. Es war so mäuschenstill im Wagen, daß wir einen<lb/> Todten hervorzuziehen fürchteten. Die hilflose Verzweiflung des auf¬<lb/> gegebenen Mannes mußte furchtbar gewesen sein. Was war wahr¬<lb/> scheinlicher, als daß sie ihn getödtet hatte!</p><lb/> <p xml:id="ID_970"> „Fuchs — was ist das?" fragte Perglow, der seineu Augen<lb/> nicht traute. „Ist der Kerl in sein Bettstroh gefallen und hat sich<lb/> darin verkrümelt?"</p><lb/> <p xml:id="ID_971"> „Fußsack, Wolföschur und Alles, was er um sich trug, liegt hier<lb/> im Wagen — aber der Mensch dazu fehlt," entgegnete ich, nicht min¬<lb/> der überrascht.</p><lb/> <p xml:id="ID_972"> „Sollten ihn die Cabrioletpassagiere herausgelangt haben? Aber<lb/> davon nimmt der Eine drüben an der Haferfeldecke Hoffmann'sche<lb/> Tropfen, wie es scheint, um sich den Schrecken ans dem Leibe zu<lb/> treiben, und der Naturforscher sucht schon wieder nach seinem Buche,<lb/> kein Dritter ist zu sehen!"</p><lb/> <p xml:id="ID_973"> „Am Ende ist der Badegast in aller Stille aufgeflogen. Him¬<lb/> melfahrtig genug sah er aus dazu. Oder hätte das Fräulein irgend<lb/> eine Kunde von seinem Schicksale?"</p><lb/> <p xml:id="ID_974" next="#ID_975"> Die Dame saß bei der Dornenhecke und weinte. Auf unsere<lb/> Frage antwortete sie, weil ihr vor innerer Bewegung die Stimme<lb/> versagte, mit einem abwehrenden und verneinenden Wi-ekelt ihres Ta¬<lb/> schentuchs. Das Verschwinden glich der Zauberet und wir schüttelten</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0332]
„Nicht eine Prise sonst, daß ich wüßte," versetzte Heinrich.
„So sind wir diesmal mit dem Schrecken daven gekommen,"
fuhr der Häuptling fort, und trat die angegangene Leinwand mit
den Füßen aus.
Die Fässer aber lagen weit hinüber geschleudert jenseits der
Straße. Wie wir sie mit gemeinschaftlichem Schwunge bis dahin
geworfen, steht nur nebelhaft vor meinem Gedächtnisse. Sie waren
sehr schwer, auch schwer anzufassen an den schmalen Rändern. -
Unsere Körper hatten auf dem Wagen keinen zuverlässigen Haltepunkt.
Daß die Fässer dennoch fortgeschleudert wurden, ohne daß Einer von
uns, oder noch wahrscheinlicher alle Drei ihrem Gewichte nachstürzten,
ist ein mathematisches Räthsel.
Aber wir standen wohlbehalten aufrecht und sie lagen beseitigt
im nächsten Acker. Wir vertilgten jede Spur des Brandes bis auf
den Schmuzflecken, den der verkohlte Zunder auf einer der Kisten zu-
rückgelassen, und während der sanfte Heinrich noch oben im Verdecke
umhernestelte und schnürte, stiegen wir hinab und riefen die Entfer¬
nung jeder Gefahr aus. Dann besannen wir uns auch wieder auf
den Badegast. Es war so mäuschenstill im Wagen, daß wir einen
Todten hervorzuziehen fürchteten. Die hilflose Verzweiflung des auf¬
gegebenen Mannes mußte furchtbar gewesen sein. Was war wahr¬
scheinlicher, als daß sie ihn getödtet hatte!
„Fuchs — was ist das?" fragte Perglow, der seineu Augen
nicht traute. „Ist der Kerl in sein Bettstroh gefallen und hat sich
darin verkrümelt?"
„Fußsack, Wolföschur und Alles, was er um sich trug, liegt hier
im Wagen — aber der Mensch dazu fehlt," entgegnete ich, nicht min¬
der überrascht.
„Sollten ihn die Cabrioletpassagiere herausgelangt haben? Aber
davon nimmt der Eine drüben an der Haferfeldecke Hoffmann'sche
Tropfen, wie es scheint, um sich den Schrecken ans dem Leibe zu
treiben, und der Naturforscher sucht schon wieder nach seinem Buche,
kein Dritter ist zu sehen!"
„Am Ende ist der Badegast in aller Stille aufgeflogen. Him¬
melfahrtig genug sah er aus dazu. Oder hätte das Fräulein irgend
eine Kunde von seinem Schicksale?"
Die Dame saß bei der Dornenhecke und weinte. Auf unsere
Frage antwortete sie, weil ihr vor innerer Bewegung die Stimme
versagte, mit einem abwehrenden und verneinenden Wi-ekelt ihres Ta¬
schentuchs. Das Verschwinden glich der Zauberet und wir schüttelten
Informationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.
Weitere Informationen:Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur. Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja; Nachkorrektur erfolgte automatisch.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |