Die Grenzboten. Jg. 5, 1846, II. Semester. IV. Band. stand auf ihm mit Stundenglas und Hippe Der König Tod; um seine Majestät 'ne bleiche Garbe grinzender Gerippe. Die bleichen Schemen reckten ihre Glieder Und mühten ihre Kiefern zum Gebet Und heulten schmerzlich, und verschwanden wieder. Dazwischen war von unsichtbaren Chören Zur Maskenzeit im gräßlichen Contrast Ein Lied von Tod und Grabesnacht zu hören. Da riß das Volk die Larven vom Gesichte Und lauschte zähneklappernd, schreckcrblaßt, Als sei sie da, die Stunde der Gerichte. Da fror das Blut der Männer wie der Weiber, Es war, als packe jenes Königs Hand Zugleich an tausend, hunderttausend Leiber. Woher doch dies Erinnern alter Sagen, So oft um meine Brust in wildem Brand Der Freude heiße Flammenzungen schlagen? Wie Pier ti Cosimo ein freuderothes Erbärmliches Geschlecht recht ernst und wild In. Angst gejagt mit dem "Triumph des Todes", So möcht' auch ich den Satter und den Reichen, Die aus der Ruhe buhlerischem Schoos Nicht aufzuschrecken sind durch andre Aelchen, Den Starken, die beim Donnerfall nicht beten, Den Kalten, denen dieses Lebens Noth Das Herz nie mürb zu Mitgefühl getreten. Kurz all den Trunknen in des Lebens Neigen, Und Fastnachtslust, ein Bild von Graun und Tod, Und von der nahenden Vernichtung zeigen. stand auf ihm mit Stundenglas und Hippe Der König Tod; um seine Majestät 'ne bleiche Garbe grinzender Gerippe. Die bleichen Schemen reckten ihre Glieder Und mühten ihre Kiefern zum Gebet Und heulten schmerzlich, und verschwanden wieder. Dazwischen war von unsichtbaren Chören Zur Maskenzeit im gräßlichen Contrast Ein Lied von Tod und Grabesnacht zu hören. Da riß das Volk die Larven vom Gesichte Und lauschte zähneklappernd, schreckcrblaßt, Als sei sie da, die Stunde der Gerichte. Da fror das Blut der Männer wie der Weiber, Es war, als packe jenes Königs Hand Zugleich an tausend, hunderttausend Leiber. Woher doch dies Erinnern alter Sagen, So oft um meine Brust in wildem Brand Der Freude heiße Flammenzungen schlagen? Wie Pier ti Cosimo ein freuderothes Erbärmliches Geschlecht recht ernst und wild In. Angst gejagt mit dem „Triumph des Todes", So möcht' auch ich den Satter und den Reichen, Die aus der Ruhe buhlerischem Schoos Nicht aufzuschrecken sind durch andre Aelchen, Den Starken, die beim Donnerfall nicht beten, Den Kalten, denen dieses Lebens Noth Das Herz nie mürb zu Mitgefühl getreten. Kurz all den Trunknen in des Lebens Neigen, Und Fastnachtslust, ein Bild von Graun und Tod, Und von der nahenden Vernichtung zeigen. <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0209" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/183791"/> <lg xml:id="POEMID_36" type="poem"> <l> stand auf ihm mit Stundenglas und Hippe<lb/> Der König Tod; um seine Majestät<lb/> 'ne bleiche Garbe grinzender Gerippe.</l> <l> Die bleichen Schemen reckten ihre Glieder<lb/> Und mühten ihre Kiefern zum Gebet<lb/> Und heulten schmerzlich, und verschwanden wieder.</l> <l> Dazwischen war von unsichtbaren Chören<lb/> Zur Maskenzeit im gräßlichen Contrast<lb/> Ein Lied von Tod und Grabesnacht zu hören.</l> <l> Da riß das Volk die Larven vom Gesichte<lb/> Und lauschte zähneklappernd, schreckcrblaßt,<lb/> Als sei sie da, die Stunde der Gerichte.</l> <l> Da fror das Blut der Männer wie der Weiber,<lb/> Es war, als packe jenes Königs Hand<lb/> Zugleich an tausend, hunderttausend Leiber.</l> </lg> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <l> Woher doch dies Erinnern alter Sagen,<lb/> So oft um meine Brust in wildem Brand<lb/> Der Freude heiße Flammenzungen schlagen?</l> <l> Wie Pier ti Cosimo ein freuderothes<lb/> Erbärmliches Geschlecht recht ernst und wild<lb/> In. Angst gejagt mit dem „Triumph des Todes",</l> <l> So möcht' auch ich den Satter und den Reichen,<lb/> Die aus der Ruhe buhlerischem Schoos<lb/> Nicht aufzuschrecken sind durch andre Aelchen,</l> <l> Den Starken, die beim Donnerfall nicht beten,<lb/> Den Kalten, denen dieses Lebens Noth<lb/> Das Herz nie mürb zu Mitgefühl getreten.</l> <l> Kurz all den Trunknen in des Lebens Neigen,<lb/> Und Fastnachtslust, ein Bild von Graun und Tod,<lb/> Und von der nahenden Vernichtung zeigen.</l><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0209]
stand auf ihm mit Stundenglas und Hippe
Der König Tod; um seine Majestät
'ne bleiche Garbe grinzender Gerippe. Die bleichen Schemen reckten ihre Glieder
Und mühten ihre Kiefern zum Gebet
Und heulten schmerzlich, und verschwanden wieder. Dazwischen war von unsichtbaren Chören
Zur Maskenzeit im gräßlichen Contrast
Ein Lied von Tod und Grabesnacht zu hören. Da riß das Volk die Larven vom Gesichte
Und lauschte zähneklappernd, schreckcrblaßt,
Als sei sie da, die Stunde der Gerichte. Da fror das Blut der Männer wie der Weiber,
Es war, als packe jenes Königs Hand
Zugleich an tausend, hunderttausend Leiber.
Woher doch dies Erinnern alter Sagen,
So oft um meine Brust in wildem Brand
Der Freude heiße Flammenzungen schlagen? Wie Pier ti Cosimo ein freuderothes
Erbärmliches Geschlecht recht ernst und wild
In. Angst gejagt mit dem „Triumph des Todes", So möcht' auch ich den Satter und den Reichen,
Die aus der Ruhe buhlerischem Schoos
Nicht aufzuschrecken sind durch andre Aelchen, Den Starken, die beim Donnerfall nicht beten,
Den Kalten, denen dieses Lebens Noth
Das Herz nie mürb zu Mitgefühl getreten. Kurz all den Trunknen in des Lebens Neigen,
Und Fastnachtslust, ein Bild von Graun und Tod,
Und von der nahenden Vernichtung zeigen.
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