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Die Grenzboten. Jg. 5, 1846, II. Semester. IV. Band.

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Ja zu vergießen der Herren Blut;
Da wir uns weigerten, ihm es zu bringen,
Nahm er uns Alles, Hab' und Gut.
Hütte und Habe, Alles verloren,
Ach in der Armuth sind wir nun gleich --
schicket was wehrhaft zu Wallen und Thoren,
Morgen, morgen ist Ziska bei euch/'
Hört der Greis das Jammern der Menge,
Rafft er sich hoch und herrlich hinan.
Wie ein Gewitter schickt in's Gedränge
Donner der Rede der seltsame Mann.
"Seid ihr denn," ruft er, "im Frohndienst des Lebens
Alle verfallen stumpfsinnigen Tod,
Daß'nun der Brand der Freiheit vergebens
Eueres Kerkers Fenster durchtost?
Seht, jener Blitz in die Hallen der Stolzen,
Der euer faulendes Lager verbrannt.
Hat auch die eiserne Kette geschmolzen,
Die eure nervigten Arme umwand.
Zage nicht Und klagt nicht und steht nicht betroffen,
Trauert nicht um das zerfallende Haus,
Seht, eures Kerkers Thore sind offen!
Sucht euch den Weg in die Freiheit hinaus.
Feuer verzehre die ärmliche Hütte,
Wo euch nur Thränen gesalzen das Brod,
Schutt und fallende Asche verschütte
Jede Erinn'rung an Knechtschaft und Noth.
Ist es so schwer, dem Frieden entsagen,
Der nur des Sumpflichts zuckender Schein,
Ist es so schwer, mit dem Tod es zu wagen,
Wo alles Leben nur Jammer und Pein?
Ziska" ist unter die Völker getreten --
Ihn bedeutet am Himmel der Stern --
Will eure heilige Sache vertreten
Vor euren Pfaffen, vor euren Herrn.
All' die Tyrannen, tausend und tausend,
Die da walten nach Lust und Begehr --
Trinkend und schmausend, schallend und hausend
In den Klöstern und Burgen umher --
Die euer Frohnen mäkelnd euch lohnen.
Die euch verkaufen, verwürseln am Brett,
Die eure Weiber, Seelen und Leiber
Vor eurer Brautnacht nehmen in's Bett,
Alle die Schlachter und Menfchenverächter,

Ja zu vergießen der Herren Blut;
Da wir uns weigerten, ihm es zu bringen,
Nahm er uns Alles, Hab' und Gut.
Hütte und Habe, Alles verloren,
Ach in der Armuth sind wir nun gleich —
schicket was wehrhaft zu Wallen und Thoren,
Morgen, morgen ist Ziska bei euch/'
Hört der Greis das Jammern der Menge,
Rafft er sich hoch und herrlich hinan.
Wie ein Gewitter schickt in's Gedränge
Donner der Rede der seltsame Mann.
„Seid ihr denn," ruft er, „im Frohndienst des Lebens
Alle verfallen stumpfsinnigen Tod,
Daß'nun der Brand der Freiheit vergebens
Eueres Kerkers Fenster durchtost?
Seht, jener Blitz in die Hallen der Stolzen,
Der euer faulendes Lager verbrannt.
Hat auch die eiserne Kette geschmolzen,
Die eure nervigten Arme umwand.
Zage nicht Und klagt nicht und steht nicht betroffen,
Trauert nicht um das zerfallende Haus,
Seht, eures Kerkers Thore sind offen!
Sucht euch den Weg in die Freiheit hinaus.
Feuer verzehre die ärmliche Hütte,
Wo euch nur Thränen gesalzen das Brod,
Schutt und fallende Asche verschütte
Jede Erinn'rung an Knechtschaft und Noth.
Ist es so schwer, dem Frieden entsagen,
Der nur des Sumpflichts zuckender Schein,
Ist es so schwer, mit dem Tod es zu wagen,
Wo alles Leben nur Jammer und Pein?
Ziska» ist unter die Völker getreten —
Ihn bedeutet am Himmel der Stern —
Will eure heilige Sache vertreten
Vor euren Pfaffen, vor euren Herrn.
All' die Tyrannen, tausend und tausend,
Die da walten nach Lust und Begehr —
Trinkend und schmausend, schallend und hausend
In den Klöstern und Burgen umher —
Die euer Frohnen mäkelnd euch lohnen.
Die euch verkaufen, verwürseln am Brett,
Die eure Weiber, Seelen und Leiber
Vor eurer Brautnacht nehmen in's Bett,
Alle die Schlachter und Menfchenverächter,

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[0011] Ja zu vergießen der Herren Blut; Da wir uns weigerten, ihm es zu bringen, Nahm er uns Alles, Hab' und Gut. Hütte und Habe, Alles verloren, Ach in der Armuth sind wir nun gleich — schicket was wehrhaft zu Wallen und Thoren, Morgen, morgen ist Ziska bei euch/' Hört der Greis das Jammern der Menge, Rafft er sich hoch und herrlich hinan. Wie ein Gewitter schickt in's Gedränge Donner der Rede der seltsame Mann. „Seid ihr denn," ruft er, „im Frohndienst des Lebens Alle verfallen stumpfsinnigen Tod, Daß'nun der Brand der Freiheit vergebens Eueres Kerkers Fenster durchtost? Seht, jener Blitz in die Hallen der Stolzen, Der euer faulendes Lager verbrannt. Hat auch die eiserne Kette geschmolzen, Die eure nervigten Arme umwand. Zage nicht Und klagt nicht und steht nicht betroffen, Trauert nicht um das zerfallende Haus, Seht, eures Kerkers Thore sind offen! Sucht euch den Weg in die Freiheit hinaus. Feuer verzehre die ärmliche Hütte, Wo euch nur Thränen gesalzen das Brod, Schutt und fallende Asche verschütte Jede Erinn'rung an Knechtschaft und Noth. Ist es so schwer, dem Frieden entsagen, Der nur des Sumpflichts zuckender Schein, Ist es so schwer, mit dem Tod es zu wagen, Wo alles Leben nur Jammer und Pein? Ziska» ist unter die Völker getreten — Ihn bedeutet am Himmel der Stern — Will eure heilige Sache vertreten Vor euren Pfaffen, vor euren Herrn. All' die Tyrannen, tausend und tausend, Die da walten nach Lust und Begehr — Trinkend und schmausend, schallend und hausend In den Klöstern und Burgen umher — Die euer Frohnen mäkelnd euch lohnen. Die euch verkaufen, verwürseln am Brett, Die eure Weiber, Seelen und Leiber Vor eurer Brautnacht nehmen in's Bett, Alle die Schlachter und Menfchenverächter,

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 5, 1846, II. Semester. IV. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341550_365123/11>, abgerufen am 26.08.2024.