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Die Grenzboten. Jg. 5, 1846, I. Semester. II. Band.

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Patriotische Gefühle beim Geburtsfeste Friedrich Wil¬
helms des Dritten, pes Beste" der Könige.

Post" den 3. August I8V0.


ijuuni Lüi>juv!
"Unsern, braven Köni^> weihet
Heut den schönsten Bürgcrkranz!
Wer ist hier, den es nicht freuet
Daß durch ächten Kroncnglanz
Er sich an die Helden reihet,
Die die Menschheit benedeiet'!
Sieg in jedes Kampfes Hitze
Dir, der du ihm ähnlich bist,
Edler Corse! den an Frankreichs Spitze
Schon der Mund des Nachruhms küßt."

Diese Zusammenstellung Bonaparte's mit Friedrich Wilhelm dem
Dritten ist wohl einzig, und konnte nur in einem einzigen, schwebenden
Augenblicke den Anschein der Zulässigkeit haben. Daß dieser Einfall in Ber¬
lin unter Zustimmung Her Censur gedruckt wurde, zeigt wenigstens, daß
die Möglichkeit solcher Auffassung gern zugegeben und der Ausspruch in
keiner Art anstößig war. Der Vergleichungspunkt lag darin, daß man
den König wie Bonaparte als Hersteller und Ordner des unter der vor¬
ausgegangenen Regierung verwilderten und zerrütteten Staates ansah. --
Das Gedicht ist ohne Zweifel von dem berühmten Haus von Held.

-- Während in Wien, nach Verlauf zweier Jahrhunderte seit Leib-
nizens Geburtstag, die Idee des deutschen Aristoteles endlich realisiit
wurde, ist gleichzeitig in der Geburtsstadt Leibnizens eine königliche Aka¬
demie der Wissenschaften errichtet worden. Am I. Juli wurde die neue
Akademie durch die Neben des Ministers von Wiethersheim, des Com-
lhurs Hermann und des Prof. Drobisch eingeweiht. Hatte eine Stelle
in der Rede des greifen Hermann, in der er auf sein Alter hinwies, die
Zuhörer tief gerührt, so machten die geistreichen, dem Quell echter Frei¬
heit entsprungenen Worte des Professors Drobisch einen mächtigen Ein¬
druck. Man merkte es, daß die Wissenschaft, gepaart mit echtem Liebera¬
lismus und Kenntniß der Zeit das Wort führt -- und darum mußte die
Rede des Professors Drobisch nicht nur die Zuhörer fesseln, sondern sie
begeistern, hinreißen.

-- Herr Professor Pick, ein Böhme, hat vor den Studenten der leip¬
ziger Universität Vorträge über Mnemonik gehalten. Für Geschichte und
Statistik ist die mnemonische Methode besonders von Nutzen, und es ist
gar est sehr heilsam, wenn die uneigennützige Lehrerin aus dem Ge¬
dächtnisse der Deutschen nicht schwindet.




Verlag von Fr. Ludw. Herbig. -- Redacteur I. Kuranda.
Druck von Friedrich Andrä.

Patriotische Gefühle beim Geburtsfeste Friedrich Wil¬
helms des Dritten, pes Beste» der Könige.

Post» den 3. August I8V0.


ijuuni Lüi>juv!
„Unsern, braven Köni^> weihet
Heut den schönsten Bürgcrkranz!
Wer ist hier, den es nicht freuet
Daß durch ächten Kroncnglanz
Er sich an die Helden reihet,
Die die Menschheit benedeiet'!
Sieg in jedes Kampfes Hitze
Dir, der du ihm ähnlich bist,
Edler Corse! den an Frankreichs Spitze
Schon der Mund des Nachruhms küßt."

Diese Zusammenstellung Bonaparte's mit Friedrich Wilhelm dem
Dritten ist wohl einzig, und konnte nur in einem einzigen, schwebenden
Augenblicke den Anschein der Zulässigkeit haben. Daß dieser Einfall in Ber¬
lin unter Zustimmung Her Censur gedruckt wurde, zeigt wenigstens, daß
die Möglichkeit solcher Auffassung gern zugegeben und der Ausspruch in
keiner Art anstößig war. Der Vergleichungspunkt lag darin, daß man
den König wie Bonaparte als Hersteller und Ordner des unter der vor¬
ausgegangenen Regierung verwilderten und zerrütteten Staates ansah. —
Das Gedicht ist ohne Zweifel von dem berühmten Haus von Held.

-- Während in Wien, nach Verlauf zweier Jahrhunderte seit Leib-
nizens Geburtstag, die Idee des deutschen Aristoteles endlich realisiit
wurde, ist gleichzeitig in der Geburtsstadt Leibnizens eine königliche Aka¬
demie der Wissenschaften errichtet worden. Am I. Juli wurde die neue
Akademie durch die Neben des Ministers von Wiethersheim, des Com-
lhurs Hermann und des Prof. Drobisch eingeweiht. Hatte eine Stelle
in der Rede des greifen Hermann, in der er auf sein Alter hinwies, die
Zuhörer tief gerührt, so machten die geistreichen, dem Quell echter Frei¬
heit entsprungenen Worte des Professors Drobisch einen mächtigen Ein¬
druck. Man merkte es, daß die Wissenschaft, gepaart mit echtem Liebera¬
lismus und Kenntniß der Zeit das Wort führt — und darum mußte die
Rede des Professors Drobisch nicht nur die Zuhörer fesseln, sondern sie
begeistern, hinreißen.

— Herr Professor Pick, ein Böhme, hat vor den Studenten der leip¬
ziger Universität Vorträge über Mnemonik gehalten. Für Geschichte und
Statistik ist die mnemonische Methode besonders von Nutzen, und es ist
gar est sehr heilsam, wenn die uneigennützige Lehrerin aus dem Ge¬
dächtnisse der Deutschen nicht schwindet.




Verlag von Fr. Ludw. Herbig. — Redacteur I. Kuranda.
Druck von Friedrich Andrä.
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[0592] Patriotische Gefühle beim Geburtsfeste Friedrich Wil¬ helms des Dritten, pes Beste» der Könige. Post» den 3. August I8V0. ijuuni Lüi>juv! „Unsern, braven Köni^> weihet Heut den schönsten Bürgcrkranz! Wer ist hier, den es nicht freuet Daß durch ächten Kroncnglanz Er sich an die Helden reihet, Die die Menschheit benedeiet'! Sieg in jedes Kampfes Hitze Dir, der du ihm ähnlich bist, Edler Corse! den an Frankreichs Spitze Schon der Mund des Nachruhms küßt." Diese Zusammenstellung Bonaparte's mit Friedrich Wilhelm dem Dritten ist wohl einzig, und konnte nur in einem einzigen, schwebenden Augenblicke den Anschein der Zulässigkeit haben. Daß dieser Einfall in Ber¬ lin unter Zustimmung Her Censur gedruckt wurde, zeigt wenigstens, daß die Möglichkeit solcher Auffassung gern zugegeben und der Ausspruch in keiner Art anstößig war. Der Vergleichungspunkt lag darin, daß man den König wie Bonaparte als Hersteller und Ordner des unter der vor¬ ausgegangenen Regierung verwilderten und zerrütteten Staates ansah. — Das Gedicht ist ohne Zweifel von dem berühmten Haus von Held. -- Während in Wien, nach Verlauf zweier Jahrhunderte seit Leib- nizens Geburtstag, die Idee des deutschen Aristoteles endlich realisiit wurde, ist gleichzeitig in der Geburtsstadt Leibnizens eine königliche Aka¬ demie der Wissenschaften errichtet worden. Am I. Juli wurde die neue Akademie durch die Neben des Ministers von Wiethersheim, des Com- lhurs Hermann und des Prof. Drobisch eingeweiht. Hatte eine Stelle in der Rede des greifen Hermann, in der er auf sein Alter hinwies, die Zuhörer tief gerührt, so machten die geistreichen, dem Quell echter Frei¬ heit entsprungenen Worte des Professors Drobisch einen mächtigen Ein¬ druck. Man merkte es, daß die Wissenschaft, gepaart mit echtem Liebera¬ lismus und Kenntniß der Zeit das Wort führt — und darum mußte die Rede des Professors Drobisch nicht nur die Zuhörer fesseln, sondern sie begeistern, hinreißen. — Herr Professor Pick, ein Böhme, hat vor den Studenten der leip¬ ziger Universität Vorträge über Mnemonik gehalten. Für Geschichte und Statistik ist die mnemonische Methode besonders von Nutzen, und es ist gar est sehr heilsam, wenn die uneigennützige Lehrerin aus dem Ge¬ dächtnisse der Deutschen nicht schwindet. Verlag von Fr. Ludw. Herbig. — Redacteur I. Kuranda. Druck von Friedrich Andrä.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 5, 1846, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341550_365120/592>, abgerufen am 27.11.2024.