Die Grenzboten. Jg. 5, 1846, I. Semester. II. Band.Spöttisch lachte der gottesfürchtige Inquirent über solche Gebete. Der Alte, der dies Lachen für Wohlgefallen zu nehmen schien,
Spöttisch lachte der gottesfürchtige Inquirent über solche Gebete. Der Alte, der dies Lachen für Wohlgefallen zu nehmen schien,
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Spöttisch lachte der gottesfürchtige Inquirent über solche Gebete.
— Welche Gotteslästerung, solch' heidnisches, unsinniges Geschwätz
ein Gebet nennen zu wollen, — murmelte er vor sich hin.
Der Alte, der dies Lachen für Wohlgefallen zu nehmen schien,
holte aus seinem Gewand eiligst ein sorgfältig eingewickeltes Papier
hervor. — Da sind noch Gebete, — sagte er; — ein Herr Student
hat sie mir neulich gegeben und mir gerathen, sie auswendig zu
lernen. Aber mein alter Kopf ist schon zu schwach, und die schweren
Dinge wollen nicht mehr hinein. Er bat sich aus, auch seine Verse
hersagen zu dürfen. Herr S. wollte nichts weiter hören, aber auf
meine Bitte ließ er mich dies Papier, das mir der Greis einhändigte,
ablesen. Es enthielt folgende Strophen:
Seht ihr den Mann auf der Haide dort?
Der Wind spielt mit den Haaren,
Er rauscht um seine Stirn so kalt,
Und pfeift um seinen Nacken. Der Wind, er ist gewiß sehr reich,
Sonst quält' er nicht so die Armen,
Der Frost, ein Rächer muß er sein,
Er wäre gewiß sonst barmherzig. Warum ist die Erde im Winter so hart?
Nicht ein Grab kann man sich 'mal graben.
War' ich nicht so mager, es freuten sich wohl
Auf meinen Leib schon die Naben. Ich will ein Bischen bei Seite gehn. —
Man könnte dereinst erschrecken.
Sieht man 'ne Leiche platt auf dem Weg.
Das ist kein lieblicher Anblick. Dort ist ein Kreuz, eine Bank von Stein,
Vorüber! da darfst du nicht bleiben!
Du bist ja ein Heide, im Himmel so arm,
So freudlos, wie hier auf dieser Erde. Die Christen, wie reich, wie froh sind sie hier
Und doch noch glücklicher droben. —
Der Heide — halt' ein — dort kommt ein Reiter,
Der schleppt dich fort in's Gefängniß.
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