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Die Grenzboten. Jg. 5, 1846, I. Semester. II. Band.

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Gegenwart auch Ihrem fürtrefflichen Gemahl eben so heilbringend
sein. Sie gehorchen auch diesmal Ihrer zwar schweren, aber eben so
edlen Bestimmung, mehr für Andre als für sich zu leben, dafür Sie
aber auch mit Liebe uno Achtung reichlich belohnt werden.

Ihre Güte, unter so vielen und dringenden Sorgen, auch meiner
kleinen Wünsche zu gedenken, muß mir unschätzbar sein. Mögen Sie
mir den gehaltvollen Beitrag zu meiner handschriftlichen Sammlung,
da diese Blätter wohl nur ein klein Volum haben, mit der reitenden
'^ost schicken, wenn nicht irgend bald eine Gelegenheit ist, sie vielleicht
durch einen dresdener Badegast an mich gelangen zu lassen.

Die Einladung deS Grafen Palffy beschämt mich; wie gerne
möchte ich ihr gehorchen! Aber die Fähigkeit zu solchen Entschlüssen
vermindert sich bei mir von Jahr zu Jahr, und ich kann es nicht mehr
weiter bringen, als meine Zeir unter Weimar, Jena und Karlsbad zu
theilen. Lassen Sie es aber ja gelegentlich an dem schönsten Danke
nicht fehlen.

Was meine Stücke betrifft, so hat Herr Generaldircctor Jffland
daS Geschäft gefällig übernommen, solche den Theatern, welche sie
wünschen, zukommen zu lassen. Da er mit allen Bühnen in Connerion
steht, so wird die Sache dadurch sehr erleichtert. Entschuldigen Sie
mich also bestens, daß ich durch diese getroffene Verpflichtung mich an
der unmittelbaren Erfüllung jener Wünsche gehindert sehe.

Empfehlen Sie mich Ihrem Herrn Gemahl angelegentlichst, und
lassen mich hier noch etwas von sich vernehmen; bis zu Ende Juli
trifft mich ein Brief noch immer bei den drei Mohren.

(Eigenhändig.)

Riemer ist in Weimar angestellt, und wird sich Ihres Andenkens
herzlich freuen. An dem Schreiber des Gegenwärtigen habe ich aber¬
mals einen unterrichteten, thätigen Freund gewonnen.


Für immer der Ihrige
Goethe.

(Nach Dresden.)


13.

(Eigenhändig.)

TcpUtz, den 2. August "812.

Schon geraume Zeit bin ich in Ihrer Nähe, theuerste Freundin,
und habe noch nicht den Muth fassen können Ihnen zu schreiben. Als


Gegenwart auch Ihrem fürtrefflichen Gemahl eben so heilbringend
sein. Sie gehorchen auch diesmal Ihrer zwar schweren, aber eben so
edlen Bestimmung, mehr für Andre als für sich zu leben, dafür Sie
aber auch mit Liebe uno Achtung reichlich belohnt werden.

Ihre Güte, unter so vielen und dringenden Sorgen, auch meiner
kleinen Wünsche zu gedenken, muß mir unschätzbar sein. Mögen Sie
mir den gehaltvollen Beitrag zu meiner handschriftlichen Sammlung,
da diese Blätter wohl nur ein klein Volum haben, mit der reitenden
'^ost schicken, wenn nicht irgend bald eine Gelegenheit ist, sie vielleicht
durch einen dresdener Badegast an mich gelangen zu lassen.

Die Einladung deS Grafen Palffy beschämt mich; wie gerne
möchte ich ihr gehorchen! Aber die Fähigkeit zu solchen Entschlüssen
vermindert sich bei mir von Jahr zu Jahr, und ich kann es nicht mehr
weiter bringen, als meine Zeir unter Weimar, Jena und Karlsbad zu
theilen. Lassen Sie es aber ja gelegentlich an dem schönsten Danke
nicht fehlen.

Was meine Stücke betrifft, so hat Herr Generaldircctor Jffland
daS Geschäft gefällig übernommen, solche den Theatern, welche sie
wünschen, zukommen zu lassen. Da er mit allen Bühnen in Connerion
steht, so wird die Sache dadurch sehr erleichtert. Entschuldigen Sie
mich also bestens, daß ich durch diese getroffene Verpflichtung mich an
der unmittelbaren Erfüllung jener Wünsche gehindert sehe.

Empfehlen Sie mich Ihrem Herrn Gemahl angelegentlichst, und
lassen mich hier noch etwas von sich vernehmen; bis zu Ende Juli
trifft mich ein Brief noch immer bei den drei Mohren.

(Eigenhändig.)

Riemer ist in Weimar angestellt, und wird sich Ihres Andenkens
herzlich freuen. An dem Schreiber des Gegenwärtigen habe ich aber¬
mals einen unterrichteten, thätigen Freund gewonnen.


Für immer der Ihrige
Goethe.

(Nach Dresden.)


13.

(Eigenhändig.)

TcpUtz, den 2. August »812.

Schon geraume Zeit bin ich in Ihrer Nähe, theuerste Freundin,
und habe noch nicht den Muth fassen können Ihnen zu schreiben. Als


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[0520] Gegenwart auch Ihrem fürtrefflichen Gemahl eben so heilbringend sein. Sie gehorchen auch diesmal Ihrer zwar schweren, aber eben so edlen Bestimmung, mehr für Andre als für sich zu leben, dafür Sie aber auch mit Liebe uno Achtung reichlich belohnt werden. Ihre Güte, unter so vielen und dringenden Sorgen, auch meiner kleinen Wünsche zu gedenken, muß mir unschätzbar sein. Mögen Sie mir den gehaltvollen Beitrag zu meiner handschriftlichen Sammlung, da diese Blätter wohl nur ein klein Volum haben, mit der reitenden '^ost schicken, wenn nicht irgend bald eine Gelegenheit ist, sie vielleicht durch einen dresdener Badegast an mich gelangen zu lassen. Die Einladung deS Grafen Palffy beschämt mich; wie gerne möchte ich ihr gehorchen! Aber die Fähigkeit zu solchen Entschlüssen vermindert sich bei mir von Jahr zu Jahr, und ich kann es nicht mehr weiter bringen, als meine Zeir unter Weimar, Jena und Karlsbad zu theilen. Lassen Sie es aber ja gelegentlich an dem schönsten Danke nicht fehlen. Was meine Stücke betrifft, so hat Herr Generaldircctor Jffland daS Geschäft gefällig übernommen, solche den Theatern, welche sie wünschen, zukommen zu lassen. Da er mit allen Bühnen in Connerion steht, so wird die Sache dadurch sehr erleichtert. Entschuldigen Sie mich also bestens, daß ich durch diese getroffene Verpflichtung mich an der unmittelbaren Erfüllung jener Wünsche gehindert sehe. Empfehlen Sie mich Ihrem Herrn Gemahl angelegentlichst, und lassen mich hier noch etwas von sich vernehmen; bis zu Ende Juli trifft mich ein Brief noch immer bei den drei Mohren. (Eigenhändig.) Riemer ist in Weimar angestellt, und wird sich Ihres Andenkens herzlich freuen. An dem Schreiber des Gegenwärtigen habe ich aber¬ mals einen unterrichteten, thätigen Freund gewonnen. Für immer der Ihrige Goethe. (Nach Dresden.) 13. (Eigenhändig.) TcpUtz, den 2. August »812. Schon geraume Zeit bin ich in Ihrer Nähe, theuerste Freundin, und habe noch nicht den Muth fassen können Ihnen zu schreiben. Als

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 5, 1846, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341550_365120/520>, abgerufen am 24.11.2024.