Die Grenzboten. Jg. 5, 1846, I. Semester. II. Band.auf'ö Leben, wie auf's Denken halten, zeigt sich auch bei ihm die ol-. Johann Georg August Wirth wurde am 20. November 1798 Der junge Wirth wurde, nachdem sein Vater, ReichSpoststattmei- 41-i-
auf'ö Leben, wie auf's Denken halten, zeigt sich auch bei ihm die ol-. Johann Georg August Wirth wurde am 20. November 1798 Der junge Wirth wurde, nachdem sein Vater, ReichSpoststattmei- 41-i-
<TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0331" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/182754"/> <p xml:id="ID_921" prev="#ID_920"> auf'ö Leben, wie auf's Denken halten, zeigt sich auch bei ihm die<lb/> Kraft und Energie seines Innern am meisten beim Sprechen, Man<lb/> sieht gleich, es ist bei ihm kein langer Weg vom Herzen bis zum<lb/> Munde; die Gedanken strömen in einer solchen Fülle und Frische aus<lb/> ihm heraus, daß man glaubt, jedes Wort wäre ein Tropfen rothen,<lb/> warmen Herzblutes. Und darüber leuchten denn so helle, lebhafte<lb/> Augen, daß durch ihre Fülle das Gesprochene erst in's rechte Licht<lb/> gesetzt wird ; ich glaube, mit abgewandten Blicken könnte man lange<lb/> nicht so die Kraft und Bedeutung seiner Worte verstehen, als wenn<lb/> man ihm in seine lebhaften, hellen Augen blickt. Ich habe noch nie ei¬<lb/> nen Menschen gesehen, bei dem der gewöhnliche Gesprächston so nahe<lb/> mit der begeisterten Rede verwandt war. So wie irgend ein Wort<lb/> genannt wird, das in seinem Herzen Anklang findet oder Erinnerungen<lb/> aus seinem früheren Leben weckt, so kann er mehrere Stunden lang<lb/> sprechen und Alles hört ihm mit der gespanntesten Aufmerksamkeit zu.<lb/> Sein Redetalent, zu seiner Zeit von Deutschland anerkannt und be-<lb/> wundert, ist kein SonntagSmeubel, kein Paradepferd, das bei festlichen<lb/> Gelegenheiten nur aufgezäumt wird, es bedarf nicht der forcirten Be¬<lb/> geisterung, oder des Champagnerrausches, um zu glänzen, es ist viel¬<lb/> mehr mit seinem ganzen Sein und Leben so identificirt, daß es ihn<lb/> nie verläßt und zu Hause, wenn er mit seinem Sohne allein ist, sei¬<lb/> nen Worten fast dasselbe Feuer gibt, als wenn er zur „Bergpredigt"<lb/> vor 50MV deutschen Männern auf den Ruinen Hambach's sich<lb/> anschickte.</p><lb/> <p xml:id="ID_922"> ol-. Johann Georg August Wirth wurde am 20. November 1798<lb/> in Hof im fränkischen Voigtlande geboren. — Seine Jugendgeschichte<lb/> theilt er uns selbst in seinen Denkwürdigkeiten mit, aus denen ich hier<lb/> eineir kleinen Auszug geben will, um das Publicum auf diese durch¬<lb/> weg, wenigstens in Norddeutschland, noch ganz unbekannten Memoi¬<lb/> ren aufmerksam zu machen, die nach ihrer Vollendung gewiß die Läng-<lb/> sader und ähnliche Selbstbiographien neuerer Zeit an Interesse und<lb/> Stoffhaltigkeit, wie an Humor und Laune, übertreffen würden.</p><lb/> <p xml:id="ID_923" next="#ID_924"> Der junge Wirth wurde, nachdem sein Vater, ReichSpoststattmei-<lb/> ster zu Hof, gestorben war, von seiner feurigen, entschlossenen Mutter,<lb/> deren Charakter er ganz geerbt zu haben scheint, erzogen. Später,<lb/> vom 8ten Jahre an, besuchte er das Hofer Gymnasium, zu dessen<lb/> Schülern auch Sand damals gehörte. Als von der bairischen Re¬<lb/> gierung im Jahre 1810 das Fürstenthum Bayreuth, wozu Hof ge¬<lb/> hörte, erworben wurde, löste man dieses Gymnasium auf. Wirth</p><lb/> <fw type="sig" place="bottom"> 41-i-</fw><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0331]
auf'ö Leben, wie auf's Denken halten, zeigt sich auch bei ihm die
Kraft und Energie seines Innern am meisten beim Sprechen, Man
sieht gleich, es ist bei ihm kein langer Weg vom Herzen bis zum
Munde; die Gedanken strömen in einer solchen Fülle und Frische aus
ihm heraus, daß man glaubt, jedes Wort wäre ein Tropfen rothen,
warmen Herzblutes. Und darüber leuchten denn so helle, lebhafte
Augen, daß durch ihre Fülle das Gesprochene erst in's rechte Licht
gesetzt wird ; ich glaube, mit abgewandten Blicken könnte man lange
nicht so die Kraft und Bedeutung seiner Worte verstehen, als wenn
man ihm in seine lebhaften, hellen Augen blickt. Ich habe noch nie ei¬
nen Menschen gesehen, bei dem der gewöhnliche Gesprächston so nahe
mit der begeisterten Rede verwandt war. So wie irgend ein Wort
genannt wird, das in seinem Herzen Anklang findet oder Erinnerungen
aus seinem früheren Leben weckt, so kann er mehrere Stunden lang
sprechen und Alles hört ihm mit der gespanntesten Aufmerksamkeit zu.
Sein Redetalent, zu seiner Zeit von Deutschland anerkannt und be-
wundert, ist kein SonntagSmeubel, kein Paradepferd, das bei festlichen
Gelegenheiten nur aufgezäumt wird, es bedarf nicht der forcirten Be¬
geisterung, oder des Champagnerrausches, um zu glänzen, es ist viel¬
mehr mit seinem ganzen Sein und Leben so identificirt, daß es ihn
nie verläßt und zu Hause, wenn er mit seinem Sohne allein ist, sei¬
nen Worten fast dasselbe Feuer gibt, als wenn er zur „Bergpredigt"
vor 50MV deutschen Männern auf den Ruinen Hambach's sich
anschickte.
ol-. Johann Georg August Wirth wurde am 20. November 1798
in Hof im fränkischen Voigtlande geboren. — Seine Jugendgeschichte
theilt er uns selbst in seinen Denkwürdigkeiten mit, aus denen ich hier
eineir kleinen Auszug geben will, um das Publicum auf diese durch¬
weg, wenigstens in Norddeutschland, noch ganz unbekannten Memoi¬
ren aufmerksam zu machen, die nach ihrer Vollendung gewiß die Läng-
sader und ähnliche Selbstbiographien neuerer Zeit an Interesse und
Stoffhaltigkeit, wie an Humor und Laune, übertreffen würden.
Der junge Wirth wurde, nachdem sein Vater, ReichSpoststattmei-
ster zu Hof, gestorben war, von seiner feurigen, entschlossenen Mutter,
deren Charakter er ganz geerbt zu haben scheint, erzogen. Später,
vom 8ten Jahre an, besuchte er das Hofer Gymnasium, zu dessen
Schülern auch Sand damals gehörte. Als von der bairischen Re¬
gierung im Jahre 1810 das Fürstenthum Bayreuth, wozu Hof ge¬
hörte, erworben wurde, löste man dieses Gymnasium auf. Wirth
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