Die Grenzboten. Jg. 5, 1846, I. Semester. II. Band.Die Noth dör Hütten Novelle von Bernb von Guseck, (Fortsetzung und Schlich.) ". Wer aus den gesegneten Ländern kommt, wo der Wohlstand sich 25*
Die Noth dör Hütten Novelle von Bernb von Guseck, (Fortsetzung und Schlich.) «. Wer aus den gesegneten Ländern kommt, wo der Wohlstand sich 25*
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Die Noth dör Hütten
Novelle von Bernb von Guseck,
(Fortsetzung und Schlich.)
«.
Wer aus den gesegneten Ländern kommt, wo der Wohlstand sich
schon in der Bauart der Dörfer ausspricht, den muß der Contrast
unangenehm berühren, wenn er in eine Gegend geräth, die den ange¬
strengten Fleiß ihrer Bebauer Jahr aus, Jahr ein gleich karg belohnt.
Eine solche durchreiste der alte Herr, von welchem Baron Mainhard
an der Tafel des Grafen gesprochen hatte. Er sah mit ernsten, weh¬
müthigen Blicken umher. Nicht lange war es, daß er Deutschlands
bessere Fluren durchreist und wenige Monate früher hatte er die trans¬
atlantischen Gefilde verlassen, wo noch weite Strecken des herrlichsten
Bodens unbebaut liegen und nur der menschlichen Hand warten, um
ihre Mühen mit verschwenderischer Fülle zu vergelten i wohl hätte der
Greis fragen können, warum die Menschen hier ein Leben fruchtloser
Anstrengung hinschleppen, da sie es anderswo besser haben könnten,
aber ihn befremdete das nicht, denn er war in dem Dörfchen geboren,
dessen ängstlich zusammengedrängte Hütten über die niedrigen, von der
Hitze verdorrten Kartoffelstauden einer hungrigen Feldflur zu sehen
waren. Das Heimathsgefühl, das in dem Greise nie erstorben war,
schwellte ihm die alte Brust mit wunderbaren Empfindungen, in welchen
doch die Wehmuth überwog. Denn er durfte kaum hoffen, daß ihn
noch irgend Jemand kennen würde, und das Band, das er neu an¬
zuknüpfen kam, hatte er sich dessen zu freuen?
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