Die Grenzboten. Jg. 5, 1846, I. Semester. II. Band.lichen Kreisen dargethan hat, wo selbst beim Landvolk das polnische Es liegt gewiß in der Absicht und in der Gesinnung der öster¬ Eine eigenthümliche Stellung in Galizien behauptet das Es wurde in meinem Beisein ein Frachtwagen angehalten lichen Kreisen dargethan hat, wo selbst beim Landvolk das polnische Es liegt gewiß in der Absicht und in der Gesinnung der öster¬ Eine eigenthümliche Stellung in Galizien behauptet das Es wurde in meinem Beisein ein Frachtwagen angehalten <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0121" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/182544"/> <p xml:id="ID_313" prev="#ID_312"> lichen Kreisen dargethan hat, wo selbst beim Landvolk das polnische<lb/> Element in Sprache, Religion, Sitte und Geschichte auf einigen<lb/> Anklang hoffen kann, was wäre dann erst in dein östlichem, von<lb/> Nuthenen bewohnten Theile von Galizien geschehen, wo die drei<lb/> Qualitäten: Pole, Edelmann und Katholik, vollständigen Anspruch<lb/> auf dreifachen Haß haben? Ist es nicht mehr als Wahnsinn, mit<lb/> derlei Aussichten die Fahne des Aufruhrs schwingen zu wollen?<lb/> Aber der Pole, bei allen seinen sonstigen Eigenschaften, bleibt stets<lb/> nur auf der Oberfläche. Auch hier unterließ er gänzlich die Unter¬<lb/> suchung des Fundaments.</p><lb/> <p xml:id="ID_314"> Es liegt gewiß in der Absicht und in der Gesinnung der öster¬<lb/> reichischen Regierung, milde und sanfte Maßregeln anzuwenden. Bei<lb/> dieser Gelegenheit aber hätte vielleicht die Negierung nicht umhin<lb/> gekonnt, das wenn auch nur versuchte dreifache Verbrechen des Hoch¬<lb/> verraths, Aufruhrs und Meuchelmords bei vielen Individuen mit<lb/> ernster Strenge zu ahnden. Es ist, als ob die Vorsehung für dies¬<lb/> mal der milden Kaiserhand das traurige Amt des Richterschwerteö<lb/> hätte erspare» wollen; die Schuldigen sind größtentheils schon gerichtet.</p><lb/> <p xml:id="ID_315"> Eine eigenthümliche Stellung in Galizien behauptet das<lb/> Judenthum. Die armen Juden waren in großer Angst, der Sieg<lb/> der Revolution hätte ihr Leben und Eigenthum gefährdet. Die Ju¬<lb/> den in Galizien repräsentiren eigentlich den Mittelstand, denn in<lb/> einer socialen Organisation, wo eS nur zwei Elemente, den kriegen¬<lb/> den Edelmann und den arbeitenden Fröhner gab, fiel Alles was in<lb/> der Mitte liegr, Handel und Wandel, Industrie und Geldgeschäft,<lb/> wohl auch Intelligenz und Geschäftssinn in ihren Bereich. Durch¬<lb/> aus der Regierung zugethan, doch zu furchtsam zu einer positiven<lb/> Handlung, wußten sie doch den Maßregeln der Negierung durch<lb/> ihren Einfluß viel Vorschub zu leisten, und jene der Verschworenen<lb/> zu hemmen. Das Judenthum in Galizien ist eine mächtige Potenz,<lb/> es ist durchaus conservativ und hat daS Bewußtsein, daß die soge¬<lb/> nannte Judenemancipation, wenn sie mit allen ihren Folgen durch¬<lb/> ginge, die Macht des israelitischen Princips in Galizien durch innere<lb/> Auflösung mehr schwächen als einer Verbesserung zuführen würde?<lb/> '</p><lb/> <p xml:id="ID_316" next="#ID_317"> Es wurde in meinem Beisein ein Frachtwagen angehalten<lb/> und von den Grenzjägern visitirt, die eröffneten Fässer zeigten<lb/> schöne Orangen, in Schichten gepackt. Schon war man Wik-</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0121]
lichen Kreisen dargethan hat, wo selbst beim Landvolk das polnische
Element in Sprache, Religion, Sitte und Geschichte auf einigen
Anklang hoffen kann, was wäre dann erst in dein östlichem, von
Nuthenen bewohnten Theile von Galizien geschehen, wo die drei
Qualitäten: Pole, Edelmann und Katholik, vollständigen Anspruch
auf dreifachen Haß haben? Ist es nicht mehr als Wahnsinn, mit
derlei Aussichten die Fahne des Aufruhrs schwingen zu wollen?
Aber der Pole, bei allen seinen sonstigen Eigenschaften, bleibt stets
nur auf der Oberfläche. Auch hier unterließ er gänzlich die Unter¬
suchung des Fundaments.
Es liegt gewiß in der Absicht und in der Gesinnung der öster¬
reichischen Regierung, milde und sanfte Maßregeln anzuwenden. Bei
dieser Gelegenheit aber hätte vielleicht die Negierung nicht umhin
gekonnt, das wenn auch nur versuchte dreifache Verbrechen des Hoch¬
verraths, Aufruhrs und Meuchelmords bei vielen Individuen mit
ernster Strenge zu ahnden. Es ist, als ob die Vorsehung für dies¬
mal der milden Kaiserhand das traurige Amt des Richterschwerteö
hätte erspare» wollen; die Schuldigen sind größtentheils schon gerichtet.
Eine eigenthümliche Stellung in Galizien behauptet das
Judenthum. Die armen Juden waren in großer Angst, der Sieg
der Revolution hätte ihr Leben und Eigenthum gefährdet. Die Ju¬
den in Galizien repräsentiren eigentlich den Mittelstand, denn in
einer socialen Organisation, wo eS nur zwei Elemente, den kriegen¬
den Edelmann und den arbeitenden Fröhner gab, fiel Alles was in
der Mitte liegr, Handel und Wandel, Industrie und Geldgeschäft,
wohl auch Intelligenz und Geschäftssinn in ihren Bereich. Durch¬
aus der Regierung zugethan, doch zu furchtsam zu einer positiven
Handlung, wußten sie doch den Maßregeln der Negierung durch
ihren Einfluß viel Vorschub zu leisten, und jene der Verschworenen
zu hemmen. Das Judenthum in Galizien ist eine mächtige Potenz,
es ist durchaus conservativ und hat daS Bewußtsein, daß die soge¬
nannte Judenemancipation, wenn sie mit allen ihren Folgen durch¬
ginge, die Macht des israelitischen Princips in Galizien durch innere
Auflösung mehr schwächen als einer Verbesserung zuführen würde?
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Es wurde in meinem Beisein ein Frachtwagen angehalten
und von den Grenzjägern visitirt, die eröffneten Fässer zeigten
schöne Orangen, in Schichten gepackt. Schon war man Wik-
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