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Die Grenzboten. Jg. 5, 1846, II. Semester. III. Band.

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Zur Beurtheilung der ständischen Verhältnisse
in V ö h in e n.



Das wie aus einem tiefen Schlummer durch die Alles bewe¬
gende Gegenwart geweckte Streben und Wirken der Stände Böhmens
erreichte im Verlaufe der letzien Jahre eine Bedeutsamkeit, welche we¬
gen ihres sich äußernden Einflusses auf des Landes Angelegenheiten
und wegen dessen möglichen Folgen vielleicht zu einer wichtigen Ge¬
schichtsepoche unseres Landes heranreifen dürste. Gewöhnt an die
nur zu lange dauernde Unthätigkeit unserer Stände, eingenommen von
Vorurtheilen, die allerdings durch ein völliges Darniederliegen dersel¬
ben zu entschuldigen sind, beachteten unsere Landsleute und das an¬
grenzende Ausland noch vor Kurzem die neuen ständischen Leistungen
und Bestrebungen entweder gar nicht, oder kaum in ihrem gehörigen
Lichte, und bis jetzt vernimmt man Urtheile, die über Alles, was star^
disches Wirken in Böhmen heißt, den Stab brechen.

Ohne den Ständen anzugehören und demnach >ne> malo suc" zu
sprechen, scheint es mir bei der nun immer wachsenden Aufmerksamkeit
auf daS Thun und Lassen der böhmischen Stände, bei den so vielfach
getheilten Meinungen über deren Rechtssphäre und der dieser ent¬
sprechenden Wirksamkeit nicht überflüssig zu sein, die in diese Angele¬
genheit weniger Eingeweihten in möglichster Kürze auf historischem
Wege zu einem Standpunkte zu bringen, von welchem aus es viel¬
leicht leichter sein dürfte, die Stellung der Stände Böhmens, ihre Thä¬
tigkeit und die über dieselben gefällten Urtheile gehörig zu erfassen.

Die ständische Landeöeintheilung und Verfassungsart ist schon in
den frühesten Zeiten Böhmens nachzuweisen; schon unter Czech und
seinen Nachfolgern. Mit der steigenden Civilisation und der damit
verbundenen Feststellung gesetzlicher Normen finden wir die Wirksam-


G>c"zr"Zee,i. III. 18-i"!.
Zur Beurtheilung der ständischen Verhältnisse
in V ö h in e n.



Das wie aus einem tiefen Schlummer durch die Alles bewe¬
gende Gegenwart geweckte Streben und Wirken der Stände Böhmens
erreichte im Verlaufe der letzien Jahre eine Bedeutsamkeit, welche we¬
gen ihres sich äußernden Einflusses auf des Landes Angelegenheiten
und wegen dessen möglichen Folgen vielleicht zu einer wichtigen Ge¬
schichtsepoche unseres Landes heranreifen dürste. Gewöhnt an die
nur zu lange dauernde Unthätigkeit unserer Stände, eingenommen von
Vorurtheilen, die allerdings durch ein völliges Darniederliegen dersel¬
ben zu entschuldigen sind, beachteten unsere Landsleute und das an¬
grenzende Ausland noch vor Kurzem die neuen ständischen Leistungen
und Bestrebungen entweder gar nicht, oder kaum in ihrem gehörigen
Lichte, und bis jetzt vernimmt man Urtheile, die über Alles, was star^
disches Wirken in Böhmen heißt, den Stab brechen.

Ohne den Ständen anzugehören und demnach >ne> malo suc» zu
sprechen, scheint es mir bei der nun immer wachsenden Aufmerksamkeit
auf daS Thun und Lassen der böhmischen Stände, bei den so vielfach
getheilten Meinungen über deren Rechtssphäre und der dieser ent¬
sprechenden Wirksamkeit nicht überflüssig zu sein, die in diese Angele¬
genheit weniger Eingeweihten in möglichster Kürze auf historischem
Wege zu einem Standpunkte zu bringen, von welchem aus es viel¬
leicht leichter sein dürfte, die Stellung der Stände Böhmens, ihre Thä¬
tigkeit und die über dieselben gefällten Urtheile gehörig zu erfassen.

Die ständische Landeöeintheilung und Verfassungsart ist schon in
den frühesten Zeiten Böhmens nachzuweisen; schon unter Czech und
seinen Nachfolgern. Mit der steigenden Civilisation und der damit
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[0075] Zur Beurtheilung der ständischen Verhältnisse in V ö h in e n. Das wie aus einem tiefen Schlummer durch die Alles bewe¬ gende Gegenwart geweckte Streben und Wirken der Stände Böhmens erreichte im Verlaufe der letzien Jahre eine Bedeutsamkeit, welche we¬ gen ihres sich äußernden Einflusses auf des Landes Angelegenheiten und wegen dessen möglichen Folgen vielleicht zu einer wichtigen Ge¬ schichtsepoche unseres Landes heranreifen dürste. Gewöhnt an die nur zu lange dauernde Unthätigkeit unserer Stände, eingenommen von Vorurtheilen, die allerdings durch ein völliges Darniederliegen dersel¬ ben zu entschuldigen sind, beachteten unsere Landsleute und das an¬ grenzende Ausland noch vor Kurzem die neuen ständischen Leistungen und Bestrebungen entweder gar nicht, oder kaum in ihrem gehörigen Lichte, und bis jetzt vernimmt man Urtheile, die über Alles, was star^ disches Wirken in Böhmen heißt, den Stab brechen. Ohne den Ständen anzugehören und demnach >ne> malo suc» zu sprechen, scheint es mir bei der nun immer wachsenden Aufmerksamkeit auf daS Thun und Lassen der böhmischen Stände, bei den so vielfach getheilten Meinungen über deren Rechtssphäre und der dieser ent¬ sprechenden Wirksamkeit nicht überflüssig zu sein, die in diese Angele¬ genheit weniger Eingeweihten in möglichster Kürze auf historischem Wege zu einem Standpunkte zu bringen, von welchem aus es viel¬ leicht leichter sein dürfte, die Stellung der Stände Böhmens, ihre Thä¬ tigkeit und die über dieselben gefällten Urtheile gehörig zu erfassen. Die ständische Landeöeintheilung und Verfassungsart ist schon in den frühesten Zeiten Böhmens nachzuweisen; schon unter Czech und seinen Nachfolgern. Mit der steigenden Civilisation und der damit verbundenen Feststellung gesetzlicher Normen finden wir die Wirksam- G>c»zr"Zee,i. III. 18-i«!.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 5, 1846, II. Semester. III. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341550_183020/75>, abgerufen am 04.07.2024.