Die Grenzboten. Jg. 5, 1846, II. Semester. III. Band.Da heißt's zu Pferd -- man allarmirt das Lager -- Ein Gef. Sing, Felix, gieß' Thee ein oder Wein, Felix. Einstimmig ist's entschieden von den Brüdern, (Er singt.) Suzin. Was ist's, daß Konrad so versunken sitzt, Wart' -- ich rieth's, so wird es sein Felix. Joseph (den Konrc.d anblickend). Sein Geist verließ uns, Brüder, irrt nach fern; (Frejend versucht verschiedene Töne auf der Flöte.) Konrad (singt). Mein Lied war schon im Grabe, schon erstarrt, -- (Der Chor wiederholt es.) Da heißt's zu Pferd — man allarmirt das Lager — Ein Gef. Sing, Felix, gieß' Thee ein oder Wein, Felix. Einstimmig ist's entschieden von den Brüdern, (Er singt.) Suzin. Was ist's, daß Konrad so versunken sitzt, Wart' — ich rieth's, so wird es sein Felix. Joseph (den Konrc.d anblickend). Sein Geist verließ uns, Brüder, irrt nach fern; (Frejend versucht verschiedene Töne auf der Flöte.) Konrad (singt). Mein Lied war schon im Grabe, schon erstarrt, — (Der Chor wiederholt es.) <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0261" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/183282"/> <p xml:id="ID_801" prev="#ID_800"> Da heißt's zu Pferd — man allarmirt das Lager —<lb/> Die Mützen faßt man und sie woll'n nicht sitzen,<lb/> 's war da kein Platz für sie, denn all' die Köpfchen<lb/> War'n abgeschnitten, glatt und schön wie Mohn;<lb/> Wie Hühner hatte sie der Schelm von Wirth geschlachtet;<lb/> Und sieh', mein Kopf, der blieb auf seinem Nacken;<lb/> Und in der Mütze lag latein'sche Schrift:<lb/> „Vivilt P0I0RA8, UNU8 tlo^ensoi- Marias."<lb/> Ihr seht, wie ich durch diesen Namen lebe.</p><lb/> <note type="speaker"> Ein Gef. </note><lb/> <p xml:id="ID_802"> Sing, Felix, gieß' Thee ein oder Wein,</p><lb/> <note type="speaker"> Felix.</note><lb/> <p xml:id="ID_803"> Einstimmig ist's entschieden von den Brüdern,<lb/> soll heiter sein, obwohl das Herz mir bricht,<lb/> Dann heiter, Felix, auf, nun stimm' zum Lied.</p><lb/> <stage> (Er singt.)</stage><lb/> <note type="speaker"> Suzin. </note><lb/> <p xml:id="ID_804"> Was ist's, daß Konrad so versunken sitzt,<lb/> Als rechn' er seine Sünden her zur Beichte?<lb/> Konrad! — Seht, er wird bleich und wieder roth.<lb/> Ist krank er?</p><lb/> <p xml:id="ID_805"> Wart' — ich rieth's, so wird es sein<lb/> Wir kennen Konrad, wissen das zu deuten.<lb/> Zwölf, das ist seine Stunde; Felix, stumm!<lb/> Jetzt, Brüder, hören wir 'nen dess'ren Sang.<lb/> Doch schafft Musik; Du hast 'ne Flöte, Frejend,<lb/> Spiel' ihm die alte Weise, wir sind still,<lb/> Und wird's verlangt, so stimmen wir zum Chor.</p><lb/> <note type="speaker"> Felix. </note><lb/> <note type="speaker"> Joseph </note><lb/> <stage> (den Konrc.d anblickend).</stage><lb/> <p xml:id="ID_806"> Sein Geist verließ uns, Brüder, irrt nach fern;<lb/> Vielleicht liest er die Zukunft in den Sternen,<lb/> Begrüßt sich dort mit den vertrauten Geistern;<lb/> Sie sagen ihm, was die Gestirne bringen.<lb/> Sein Auge sehet, — drinnen glänzt ein Feuer, —<lb/> Das Auge spricht nicht, und es fragt auch nicht.<lb/> Die Seel' ist nicht darin; Wachtfeuer sind's<lb/> Won ihrem Heer verlassen, das durch Nacht<lb/> Im Stillen auszog auf 'nen fernen Zug —<lb/> Eh sie erlöschen, kehrt das Heer zurück.</p><lb/> <stage> (Frejend versucht verschiedene Töne auf der Flöte.)</stage><lb/> <p xml:id="ID_807"> Konrad</p><lb/> <stage> (singt).</stage><lb/> <p xml:id="ID_808" next="#ID_809"> Mein Lied war schon im Grabe, schon erstarrt, —<lb/> Blut fühlt' es, — blickt von unten auf — und ächzt, Und wie ein Vampyr, der des Blutes harrt,<lb/> Erflehe's — Blut lechzt es, lechzet, lechzt.<lb/> '' Ja Rand am Feinde, Rache, Rand und Tod,<lb/> Mit Gott, und wär's auch gegen Gott. </p><lb/> <stage> (Der Chor wiederholt es.)</stage><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0261]
Da heißt's zu Pferd — man allarmirt das Lager —
Die Mützen faßt man und sie woll'n nicht sitzen,
's war da kein Platz für sie, denn all' die Köpfchen
War'n abgeschnitten, glatt und schön wie Mohn;
Wie Hühner hatte sie der Schelm von Wirth geschlachtet;
Und sieh', mein Kopf, der blieb auf seinem Nacken;
Und in der Mütze lag latein'sche Schrift:
„Vivilt P0I0RA8, UNU8 tlo^ensoi- Marias."
Ihr seht, wie ich durch diesen Namen lebe.
Ein Gef.
Sing, Felix, gieß' Thee ein oder Wein,
Felix.
Einstimmig ist's entschieden von den Brüdern,
soll heiter sein, obwohl das Herz mir bricht,
Dann heiter, Felix, auf, nun stimm' zum Lied.
(Er singt.)
Suzin.
Was ist's, daß Konrad so versunken sitzt,
Als rechn' er seine Sünden her zur Beichte?
Konrad! — Seht, er wird bleich und wieder roth.
Ist krank er?
Wart' — ich rieth's, so wird es sein
Wir kennen Konrad, wissen das zu deuten.
Zwölf, das ist seine Stunde; Felix, stumm!
Jetzt, Brüder, hören wir 'nen dess'ren Sang.
Doch schafft Musik; Du hast 'ne Flöte, Frejend,
Spiel' ihm die alte Weise, wir sind still,
Und wird's verlangt, so stimmen wir zum Chor.
Felix.
Joseph
(den Konrc.d anblickend).
Sein Geist verließ uns, Brüder, irrt nach fern;
Vielleicht liest er die Zukunft in den Sternen,
Begrüßt sich dort mit den vertrauten Geistern;
Sie sagen ihm, was die Gestirne bringen.
Sein Auge sehet, — drinnen glänzt ein Feuer, —
Das Auge spricht nicht, und es fragt auch nicht.
Die Seel' ist nicht darin; Wachtfeuer sind's
Won ihrem Heer verlassen, das durch Nacht
Im Stillen auszog auf 'nen fernen Zug —
Eh sie erlöschen, kehrt das Heer zurück.
(Frejend versucht verschiedene Töne auf der Flöte.)
Konrad
(singt).
Mein Lied war schon im Grabe, schon erstarrt, —
Blut fühlt' es, — blickt von unten auf — und ächzt, Und wie ein Vampyr, der des Blutes harrt,
Erflehe's — Blut lechzt es, lechzet, lechzt.
'' Ja Rand am Feinde, Rache, Rand und Tod,
Mit Gott, und wär's auch gegen Gott.
(Der Chor wiederholt es.)
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