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Die Grenzboten. Jg. 5, 1846, II. Semester. III. Band.

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gefährden. Die Schwinge wird deshalb auch schon in ihrem jetzigen
Zustande sehr häufig als Ueberwinterungsplatz, die Rhede vor dersel¬
ben, welche bei Wind aus Südwest bis Nordwest ziemlich sicher ist,
als Ankerplatz benutzt. Mitwirkende Ursachen dazu sind: daß die Be-
schiffung der Elbe oberhalb Twielenfleth, in Folge des häufig sehr
eingeengten und verflachten Fahrwassers, für größere Schiffe nicht sel¬
ten schwierig und gefährlich ist; daß Brunöhausen etwa in gleicher
Entfernung von der See und von Hamburg liegt, d. h. für die
Schifffahrt, indem man gewöhnlich in einer Fluthdauer von Kurhafen
zur Schwingemündung und in einer zweiten von da nach Hamburg
gelangt; daß Brunshausen als die Eisgrenze betrachtet werden kann,
indem die Elbe abwärts selten eine feste Eisdecke erhält; daß größere
Fahrzeuge in der Gegend der Schwingemündung lichten; daß des
Seczolls wegen sehr viele Fahrzeuge ohnehin anhalten müssen; daß
oberländische Fahrzeuge bis dorthin gehen können u. s. w.

Um die Fahrt aus der Elbe bis nach der Zollstätte Brunshau¬
sen einigermaßen zu erleichtern hat man im Jahre 1766'den Schwin-
gencanal in einer Länge von 18V Ruthen durch ein großes Domanial-
grundstück, den Staber Sand, angelegt. Dieser Canal hat bei ordinär
hoch Wasser an der Mündung eine Breite von 12t) Fuß, welche auch
weiter aufwärts nicht viel abnimmt, seine Breite bei niedrigem Was¬
serspiegel ist durchschnittlich KV Fuß, die Breite des Fahrwassers bei
niedrigem Wasser beträgt jedoch auf den engsten Stellen nur II) bis
12 Fuß. Die Tiefe bei ordinär niedrige!" Wasser ist an der Mündung
des Canals und bis dahin, wo man ihm eine Krümmung gegeben hat,
4 bis 5 Fuß, weiter aufwärts geringer, selbst bis auf i Fuß abneh¬
mend; der gewöhnliche Unterschied zwischen niedrig und hoch Wasser
beträgt 7 bis 8 Fuß, bei Springfluthen 2 bis 3 Fuß mehr.

Diese Vernachlässigung eines durch seine natürliche Lage so sehr
begünstigten Hafenplatzes bewog schon vor etwa 8 Jahren die hannö-
versche Regierung, Untersuchungen über die zweckmäßigsten Mittel zu
dessen Verbesserung anstellen zu lassen. Damals soll ein Gutachten
sich dahin ausgesprochen haben, daß ein Hafen an der Schwinge¬
mündung das einzige hannöversche Hafenproject sei, welches Aus¬
sicht darbiete, dem linken Elbufer seinen gebührenden Antheil an dem
großen Verkehre dieses Stroms zu gewinnen. Dazu sei jedoch, außer
einem durchgreifenden Hafenbau, die Verbindung dieses Platzes mit
dem Binnenlande durch eine directe Eisenbahn unerläßlich.

Erst unter dem 13. Mai 1844 beantragte in einem vertraulichen


gefährden. Die Schwinge wird deshalb auch schon in ihrem jetzigen
Zustande sehr häufig als Ueberwinterungsplatz, die Rhede vor dersel¬
ben, welche bei Wind aus Südwest bis Nordwest ziemlich sicher ist,
als Ankerplatz benutzt. Mitwirkende Ursachen dazu sind: daß die Be-
schiffung der Elbe oberhalb Twielenfleth, in Folge des häufig sehr
eingeengten und verflachten Fahrwassers, für größere Schiffe nicht sel¬
ten schwierig und gefährlich ist; daß Brunöhausen etwa in gleicher
Entfernung von der See und von Hamburg liegt, d. h. für die
Schifffahrt, indem man gewöhnlich in einer Fluthdauer von Kurhafen
zur Schwingemündung und in einer zweiten von da nach Hamburg
gelangt; daß Brunshausen als die Eisgrenze betrachtet werden kann,
indem die Elbe abwärts selten eine feste Eisdecke erhält; daß größere
Fahrzeuge in der Gegend der Schwingemündung lichten; daß des
Seczolls wegen sehr viele Fahrzeuge ohnehin anhalten müssen; daß
oberländische Fahrzeuge bis dorthin gehen können u. s. w.

Um die Fahrt aus der Elbe bis nach der Zollstätte Brunshau¬
sen einigermaßen zu erleichtern hat man im Jahre 1766'den Schwin-
gencanal in einer Länge von 18V Ruthen durch ein großes Domanial-
grundstück, den Staber Sand, angelegt. Dieser Canal hat bei ordinär
hoch Wasser an der Mündung eine Breite von 12t) Fuß, welche auch
weiter aufwärts nicht viel abnimmt, seine Breite bei niedrigem Was¬
serspiegel ist durchschnittlich KV Fuß, die Breite des Fahrwassers bei
niedrigem Wasser beträgt jedoch auf den engsten Stellen nur II) bis
12 Fuß. Die Tiefe bei ordinär niedrige!« Wasser ist an der Mündung
des Canals und bis dahin, wo man ihm eine Krümmung gegeben hat,
4 bis 5 Fuß, weiter aufwärts geringer, selbst bis auf i Fuß abneh¬
mend; der gewöhnliche Unterschied zwischen niedrig und hoch Wasser
beträgt 7 bis 8 Fuß, bei Springfluthen 2 bis 3 Fuß mehr.

Diese Vernachlässigung eines durch seine natürliche Lage so sehr
begünstigten Hafenplatzes bewog schon vor etwa 8 Jahren die hannö-
versche Regierung, Untersuchungen über die zweckmäßigsten Mittel zu
dessen Verbesserung anstellen zu lassen. Damals soll ein Gutachten
sich dahin ausgesprochen haben, daß ein Hafen an der Schwinge¬
mündung das einzige hannöversche Hafenproject sei, welches Aus¬
sicht darbiete, dem linken Elbufer seinen gebührenden Antheil an dem
großen Verkehre dieses Stroms zu gewinnen. Dazu sei jedoch, außer
einem durchgreifenden Hafenbau, die Verbindung dieses Platzes mit
dem Binnenlande durch eine directe Eisenbahn unerläßlich.

Erst unter dem 13. Mai 1844 beantragte in einem vertraulichen


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 5, 1846, II. Semester. III. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341550_183020/126>, abgerufen am 04.07.2024.