Die Grenzboten. Jg. 5, 1846, I. Semester. I. Band.ihre Intriguen und Manöver den Verein untergruben, auf dessen Was in dieser Hinsicht Gesetzgebung, Unterhandlung mit den V. Aus Dresden. Julius Mosers Don Johann von Oesterreich. Nach althergebrachter Sitte bringt unsere Bühne am Neujahrs¬ 12*
ihre Intriguen und Manöver den Verein untergruben, auf dessen Was in dieser Hinsicht Gesetzgebung, Unterhandlung mit den V. Aus Dresden. Julius Mosers Don Johann von Oesterreich. Nach althergebrachter Sitte bringt unsere Bühne am Neujahrs¬ 12*
<TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0099" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/181909"/> <p xml:id="ID_181" prev="#ID_180"> ihre Intriguen und Manöver den Verein untergruben, auf dessen<lb/> Trümmern sie dann die sogenannte Moskitogesellschaft zu Stande<lb/> brachten. Ob der Verein, wenn er ins Leben getreten wäre, sich sei¬<lb/> ner Aufgabe gewachsen gezeigt haben würde, kann man natürlich<lb/> nicht wissen; aber des Versuches wäre es doch immer werth gewesen,<lb/> und es ist schon zu beklagen, daß es unter den Gründern desselben<lb/> keinen Mann von hinlänglicher Energie gab, um die Keime zusam¬<lb/> menzuhalten und den Machinationen der andern Partei Trotz zu bie¬<lb/> ten. Möchte der Versuch erneuert werden! Unterdessen wäre es aber<lb/> hohe Zeit, daß von Regierungswegen nachdrückliche Maßregeln in Be¬<lb/> treff der immer stärker anschwellenden Auswanderungen ergriffen und<lb/> Mittel gefunden würden, die Auswanderer vor Irreleitung, Betrug<lb/> und Mißhandlung so mannichfaltiger Art zu schützen.</p><lb/> <p xml:id="ID_182"> Was in dieser Hinsicht Gesetzgebung, Unterhandlung mit den<lb/> überseeischen Regierungen (denen von Deutschland aus ja kaum irgend<lb/> eine Art Nachdruck gegeben werden kann) und polizeiliche Aufsicht<lb/> vermögen werden, steht freilich auch noch dahin. Jedenfalls, gesetzt<lb/> auch es gelange das Beste was irgend zu hoffen ist, wird der offi-<lb/> ciellen Fürsorge die Thätigkeit philanthropischer Vereine über Lang<lb/> oder Kurz zu Hülfe kommen müssen, wenn unseren Auswanderern<lb/> ein leidliches Loos geschaffen werden soll.</p><lb/> </div> <div n="2"> <head> V.<lb/> Aus Dresden.</head><lb/> <div n="3"> <head> Julius Mosers Don Johann von Oesterreich.</head><lb/> <p xml:id="ID_183" next="#ID_184"> Nach althergebrachter Sitte bringt unsere Bühne am Neujahrs¬<lb/> tage ein neues Stück; dieses Mal war die Wahl auf Mosers jüng¬<lb/> stes Trauerspiel gefallen. Obwohl der Dichter von seinem früheren<lb/> Verweilen in Dresden her gar manchen Freund hier zählt, so fanden<lb/> doch seine dramatischen Dichtungen im Allgemeinen auf unsrer Bühne<lb/> ebensowenig als anderwärts — höchstens etwa den oldenburgischen<lb/> officiellen Beifall ausgenommen — etwas mehr als einen, oft sogar<lb/> zweifelhaften sueno8 ä'vstime; es ist dies natürlich, da Mosers dra¬<lb/> matische Figuren nichts als Träger sentenzenreicher Phrasen sind, ihr<lb/> Pathos der Lebenswahrheit entbehrt und sein Shakespearisiren nachge¬<lb/> rade langweilig wird. Hiernach war dann eine gewisse Voreingenom¬<lb/> menheit gegen das Stück vorhanden; doch wurde sie bei der Darstel¬<lb/> lung überwunden — ein Erfolg, den wir auch keineswegs auf allei¬<lb/> nige Rechnung jener stellen mögen. Das Stück ist allerdings das Beste,<lb/> was Mosen bis jetzt producirt hat; es bietet fortschreitende Handlung<lb/> und durch sie bedingte Entwickelung der Charaktere; die zu Grunde<lb/> liegende tragische Idee wird ohne allzu große Anstrengung für den</p><lb/> <fw type="sig" place="bottom"> 12*</fw><lb/> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0099]
ihre Intriguen und Manöver den Verein untergruben, auf dessen
Trümmern sie dann die sogenannte Moskitogesellschaft zu Stande
brachten. Ob der Verein, wenn er ins Leben getreten wäre, sich sei¬
ner Aufgabe gewachsen gezeigt haben würde, kann man natürlich
nicht wissen; aber des Versuches wäre es doch immer werth gewesen,
und es ist schon zu beklagen, daß es unter den Gründern desselben
keinen Mann von hinlänglicher Energie gab, um die Keime zusam¬
menzuhalten und den Machinationen der andern Partei Trotz zu bie¬
ten. Möchte der Versuch erneuert werden! Unterdessen wäre es aber
hohe Zeit, daß von Regierungswegen nachdrückliche Maßregeln in Be¬
treff der immer stärker anschwellenden Auswanderungen ergriffen und
Mittel gefunden würden, die Auswanderer vor Irreleitung, Betrug
und Mißhandlung so mannichfaltiger Art zu schützen.
Was in dieser Hinsicht Gesetzgebung, Unterhandlung mit den
überseeischen Regierungen (denen von Deutschland aus ja kaum irgend
eine Art Nachdruck gegeben werden kann) und polizeiliche Aufsicht
vermögen werden, steht freilich auch noch dahin. Jedenfalls, gesetzt
auch es gelange das Beste was irgend zu hoffen ist, wird der offi-
ciellen Fürsorge die Thätigkeit philanthropischer Vereine über Lang
oder Kurz zu Hülfe kommen müssen, wenn unseren Auswanderern
ein leidliches Loos geschaffen werden soll.
V.
Aus Dresden.
Julius Mosers Don Johann von Oesterreich.
Nach althergebrachter Sitte bringt unsere Bühne am Neujahrs¬
tage ein neues Stück; dieses Mal war die Wahl auf Mosers jüng¬
stes Trauerspiel gefallen. Obwohl der Dichter von seinem früheren
Verweilen in Dresden her gar manchen Freund hier zählt, so fanden
doch seine dramatischen Dichtungen im Allgemeinen auf unsrer Bühne
ebensowenig als anderwärts — höchstens etwa den oldenburgischen
officiellen Beifall ausgenommen — etwas mehr als einen, oft sogar
zweifelhaften sueno8 ä'vstime; es ist dies natürlich, da Mosers dra¬
matische Figuren nichts als Träger sentenzenreicher Phrasen sind, ihr
Pathos der Lebenswahrheit entbehrt und sein Shakespearisiren nachge¬
rade langweilig wird. Hiernach war dann eine gewisse Voreingenom¬
menheit gegen das Stück vorhanden; doch wurde sie bei der Darstel¬
lung überwunden — ein Erfolg, den wir auch keineswegs auf allei¬
nige Rechnung jener stellen mögen. Das Stück ist allerdings das Beste,
was Mosen bis jetzt producirt hat; es bietet fortschreitende Handlung
und durch sie bedingte Entwickelung der Charaktere; die zu Grunde
liegende tragische Idee wird ohne allzu große Anstrengung für den
12*
Informationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.
Weitere Informationen:Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur. Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja; Nachkorrektur erfolgte automatisch.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |