Die Grenzboten. Jg. 5, 1846, I. Semester. I. Band.ihm und seinen Nachkommen die ausschließliche Nutznießung des For¬ ihm und seinen Nachkommen die ausschließliche Nutznießung des For¬ <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0496" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/182306"/> <p xml:id="ID_1172" prev="#ID_1171" next="#ID_1173"> ihm und seinen Nachkommen die ausschließliche Nutznießung des For¬<lb/> stes zugesichert wurde. Als der Burggraf nun ganz allein in den<lb/> Mauern seines Schlosses umherging, langweilte er sich baß, er<lb/> war noch ein rüstiger Mann von vierzig Jahren, und seine Haus¬<lb/> hälterin Walpurga, die er einst auf einem jener nächtlichen Streif-<lb/> züge gegen die Frankfurter Meßfahrer erbeutet hatte, war eine<lb/> schmucke Bürgermaid mit blonden Haaren und schwarzen Augen.<lb/> Er hatte sie eigentlich auf sein Schloß gebracht, um ein reiches Lö¬<lb/> segeld von ihren Anverwandten zu erpressen, aber die Anverwand¬<lb/> ten ließen die Anverwandte im Stiche. Doch Walpurga war<lb/> klug und schlau — sie kochte dem Burggrafen seine Lieblingssüpp-<lb/> lein, raufte ihm die einzelnen weißen Haare aus seinem Barte und<lb/> schaute ihm dabei so brennend in die Augen, daß an einem schönen<lb/> Sonntage, als der Sohn auf die Burg seines Vaters zu Besuche<lb/> ritt, er diesen verlobt und nach wenigen Wochen mit der schwarz¬<lb/> äugigen Walpurga vermählt fand. Der junge Ritter lachte über<lb/> die tollen Streiche seines Vaters, der auf seine alten Tage noch<lb/> eine so schmucke Pflegerin sich beilegte. — Neun Monate später<lb/> schickte der junge Ritter an seinen Vater einen Abgesandten. Als<lb/> dieser auf halbem Wege sich befand, begegnete er einen einsamen<lb/> Reiter, der in Hast von der alten Felsenburg herbeigesprcngt kam.<lb/> Wohin Conrad? fragte dieser, als er in dem Abgesandten den<lb/> HauSvogt des Ritters erkannte. Fröhliche Botschaft! rief Con¬<lb/> rad, die tugendsame Gemalin unseres Herrn ist heute Nacht eines<lb/> Söhnleins genesen! — Prosit Genesung und fröhliche Botschaft<lb/> übereinander, das trifft sich ja prächtig! — auch Frau Walpurga<lb/> genas eines wackrer Knäbleins in heutiger Nacht antwortete der<lb/> Reiter. Noch mehrere Male wetteiferte der Burggraf mit seinem Sohn<lb/> in Uebersendung solcher fröhlichen Botschaft; ja, der Vater über¬<lb/> flügelte den Sohn, und während dieser das Unglück hatte,<lb/> daß zwei seiner jungen Zweige ihm abstarben, blühten die drei Kna¬<lb/> ben der bürgerlichen Walpurga frisch, fröhlich und frei in die Höh'.<lb/> Es waren drei rüstige Jungen, die bereits in ihren, sechszehn-<lb/> ten Jahren in manche geschickte Kunst von ihrer Mutter eingeweiht<lb/> waren. So oft der Ritter mit seinem jungen Sohne den Vater<lb/> und Troßvater besuchte, wurmte es ihn im Herzen, wenn er die</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0496]
ihm und seinen Nachkommen die ausschließliche Nutznießung des For¬
stes zugesichert wurde. Als der Burggraf nun ganz allein in den
Mauern seines Schlosses umherging, langweilte er sich baß, er
war noch ein rüstiger Mann von vierzig Jahren, und seine Haus¬
hälterin Walpurga, die er einst auf einem jener nächtlichen Streif-
züge gegen die Frankfurter Meßfahrer erbeutet hatte, war eine
schmucke Bürgermaid mit blonden Haaren und schwarzen Augen.
Er hatte sie eigentlich auf sein Schloß gebracht, um ein reiches Lö¬
segeld von ihren Anverwandten zu erpressen, aber die Anverwand¬
ten ließen die Anverwandte im Stiche. Doch Walpurga war
klug und schlau — sie kochte dem Burggrafen seine Lieblingssüpp-
lein, raufte ihm die einzelnen weißen Haare aus seinem Barte und
schaute ihm dabei so brennend in die Augen, daß an einem schönen
Sonntage, als der Sohn auf die Burg seines Vaters zu Besuche
ritt, er diesen verlobt und nach wenigen Wochen mit der schwarz¬
äugigen Walpurga vermählt fand. Der junge Ritter lachte über
die tollen Streiche seines Vaters, der auf seine alten Tage noch
eine so schmucke Pflegerin sich beilegte. — Neun Monate später
schickte der junge Ritter an seinen Vater einen Abgesandten. Als
dieser auf halbem Wege sich befand, begegnete er einen einsamen
Reiter, der in Hast von der alten Felsenburg herbeigesprcngt kam.
Wohin Conrad? fragte dieser, als er in dem Abgesandten den
HauSvogt des Ritters erkannte. Fröhliche Botschaft! rief Con¬
rad, die tugendsame Gemalin unseres Herrn ist heute Nacht eines
Söhnleins genesen! — Prosit Genesung und fröhliche Botschaft
übereinander, das trifft sich ja prächtig! — auch Frau Walpurga
genas eines wackrer Knäbleins in heutiger Nacht antwortete der
Reiter. Noch mehrere Male wetteiferte der Burggraf mit seinem Sohn
in Uebersendung solcher fröhlichen Botschaft; ja, der Vater über¬
flügelte den Sohn, und während dieser das Unglück hatte,
daß zwei seiner jungen Zweige ihm abstarben, blühten die drei Kna¬
ben der bürgerlichen Walpurga frisch, fröhlich und frei in die Höh'.
Es waren drei rüstige Jungen, die bereits in ihren, sechszehn-
ten Jahren in manche geschickte Kunst von ihrer Mutter eingeweiht
waren. So oft der Ritter mit seinem jungen Sohne den Vater
und Troßvater besuchte, wurmte es ihn im Herzen, wenn er die
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