Die Grenzboten. Jg. 5, 1846, I. Semester. I. Band.der besonders in neuerer Zeit durch Pischek so allgemeine Anerken¬ Die neuesten Kämpfe auf kirchlichem Gebiete finden auch hier der besonders in neuerer Zeit durch Pischek so allgemeine Anerken¬ Die neuesten Kämpfe auf kirchlichem Gebiete finden auch hier <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0429" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/182239"/> <p xml:id="ID_975" prev="#ID_974"> der besonders in neuerer Zeit durch Pischek so allgemeine Anerken¬<lb/> nung findet, gänzlich übergeht. Speier hat in der jüngsten Zeit ei¬<lb/> nen neuen Weg betreten, indem er in diesen Tagen ein Heft humo¬<lb/> ristischer und ernsterer Lieder publicirte, welche durch den populären<lb/> Ton und geschickt angebrachte Refrains sich ganz vorzüglich zur Be¬<lb/> lebung von Gesellschaften eignen.</p><lb/> <p xml:id="ID_976" next="#ID_977"> Die neuesten Kämpfe auf kirchlichem Gebiete finden auch hier<lb/> wieder ihre Streiter; eine Dankadresse an Zittek, obgleich nicht öf¬<lb/> fentlich umhergetragen, fand zahlreiche Unterzeichner. Außerdem hat<lb/> sich ein Verein gebildet, der wöchentlich mehr Mitglieder findet, und<lb/> dessen Zweck ist, die Bestrebungen der Freunde des Lichts im Allge¬<lb/> meinen, (nicht der protestantischen Freunde) zu unterstützen. Anhän¬<lb/> ger aller Confessionen, auch Jsraeliten, sind demselben beigetreten;<lb/> jeden Montag findet eine Versammlung statt, wo Alles was Leute<lb/> dieser Richtung interessiren kann, vorgelesen und resp, besprochen wird.<lb/> Zum Andenken an den Todestag Luthers hat sich von dieser Gesell¬<lb/> schaft aus eine Lucherstiftung gebildet, welche, im Gegensatze zur Gu¬<lb/> stav-Adolphstiftung, die ja ihre Wirksamkeit nur auf Protestanten<lb/> erstreckt, dürftigen Gemeinden aller christlichen Confessionen ihre<lb/> Hülfe angedeihen zu lassen sich zum Zwecke setzt. Von den Prote¬<lb/> stanten, im eigentlichen Sinne, ist Luthers Todestag auf das Glän¬<lb/> zendste gefeiert worden. Es ist indeß nicht zu leugnen, daß die Auf¬<lb/> regung, die sich im Allgemeinen für die freiere Bewegung auf kirch¬<lb/> lichem Gebiete kund gibt, hierbei eine große Rolle spielte, und so<lb/> kann es gewissermaßen als eine Demonstration in diesem Sinne an¬<lb/> gesehen werden, wenn am Vorabende der eigentlichen Feier ein<lb/> glänzender Fackelzug Hunderte vereinigte, um vor dem Hause, wo<lb/> Luther seiner Zeit abgestiegen war, den Manen des großen Reforma¬<lb/> tors ein Hoch auszubringen. Würdiger war wohl die Feier selbst,<lb/> die von dem Prediger-Ministerium im Verein mit dem Kirchen-Vor¬<lb/> stande angeordnet war. Nachdem schon morgens um 7 Uhr Luthers<lb/> Lied: „Eine feste Burg" in Begleitung von Blasinstrumenten von<lb/> dem Thurme der Se. Katharinenkirche ertönt war und die Glocken<lb/> der evangelischen Kirchen sowohl, als die dem Staate zugehörenden<lb/> des Doms von 12 bis I Uhr gelautet hatten, begann um 4 Uhr<lb/> ein feierlicher Abendgottesdienst in 3. Kirchen. Schon mit dem Be¬<lb/> ginne des Nachmittags waren alle Kaufläden geschlossen worden und<lb/> die Straßen wogten von Menschen, die nach den Kirchen strömten.<lb/> Diese vermochten indeß nicht alle Neugierigen, denn so muß man den<lb/> größten Theil der Herzuströmcnden nennen, zu fassen, obgleich, vor¬<lb/> nehmlich in der Hauptkirche, alle Plätze gedrängt voll standen. Schon<lb/> von 2 Uhr an hatte man sich herzugedrängt, und der Gottesdienst<lb/> sollte erst um 4 beginnen. Mit Mühe nur konnte der Zug der Geist¬<lb/> lichen und Candidaten, denen am Altar Sitze aufbehalten worden</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0429]
der besonders in neuerer Zeit durch Pischek so allgemeine Anerken¬
nung findet, gänzlich übergeht. Speier hat in der jüngsten Zeit ei¬
nen neuen Weg betreten, indem er in diesen Tagen ein Heft humo¬
ristischer und ernsterer Lieder publicirte, welche durch den populären
Ton und geschickt angebrachte Refrains sich ganz vorzüglich zur Be¬
lebung von Gesellschaften eignen.
Die neuesten Kämpfe auf kirchlichem Gebiete finden auch hier
wieder ihre Streiter; eine Dankadresse an Zittek, obgleich nicht öf¬
fentlich umhergetragen, fand zahlreiche Unterzeichner. Außerdem hat
sich ein Verein gebildet, der wöchentlich mehr Mitglieder findet, und
dessen Zweck ist, die Bestrebungen der Freunde des Lichts im Allge¬
meinen, (nicht der protestantischen Freunde) zu unterstützen. Anhän¬
ger aller Confessionen, auch Jsraeliten, sind demselben beigetreten;
jeden Montag findet eine Versammlung statt, wo Alles was Leute
dieser Richtung interessiren kann, vorgelesen und resp, besprochen wird.
Zum Andenken an den Todestag Luthers hat sich von dieser Gesell¬
schaft aus eine Lucherstiftung gebildet, welche, im Gegensatze zur Gu¬
stav-Adolphstiftung, die ja ihre Wirksamkeit nur auf Protestanten
erstreckt, dürftigen Gemeinden aller christlichen Confessionen ihre
Hülfe angedeihen zu lassen sich zum Zwecke setzt. Von den Prote¬
stanten, im eigentlichen Sinne, ist Luthers Todestag auf das Glän¬
zendste gefeiert worden. Es ist indeß nicht zu leugnen, daß die Auf¬
regung, die sich im Allgemeinen für die freiere Bewegung auf kirch¬
lichem Gebiete kund gibt, hierbei eine große Rolle spielte, und so
kann es gewissermaßen als eine Demonstration in diesem Sinne an¬
gesehen werden, wenn am Vorabende der eigentlichen Feier ein
glänzender Fackelzug Hunderte vereinigte, um vor dem Hause, wo
Luther seiner Zeit abgestiegen war, den Manen des großen Reforma¬
tors ein Hoch auszubringen. Würdiger war wohl die Feier selbst,
die von dem Prediger-Ministerium im Verein mit dem Kirchen-Vor¬
stande angeordnet war. Nachdem schon morgens um 7 Uhr Luthers
Lied: „Eine feste Burg" in Begleitung von Blasinstrumenten von
dem Thurme der Se. Katharinenkirche ertönt war und die Glocken
der evangelischen Kirchen sowohl, als die dem Staate zugehörenden
des Doms von 12 bis I Uhr gelautet hatten, begann um 4 Uhr
ein feierlicher Abendgottesdienst in 3. Kirchen. Schon mit dem Be¬
ginne des Nachmittags waren alle Kaufläden geschlossen worden und
die Straßen wogten von Menschen, die nach den Kirchen strömten.
Diese vermochten indeß nicht alle Neugierigen, denn so muß man den
größten Theil der Herzuströmcnden nennen, zu fassen, obgleich, vor¬
nehmlich in der Hauptkirche, alle Plätze gedrängt voll standen. Schon
von 2 Uhr an hatte man sich herzugedrängt, und der Gottesdienst
sollte erst um 4 beginnen. Mit Mühe nur konnte der Zug der Geist¬
lichen und Candidaten, denen am Altar Sitze aufbehalten worden
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