Die Grenzboten. Jg. 5, 1846, I. Semester. I. Band.den, und der Bahnbau dürfte somit ebenso gut eine gut gewählte Der bisherige Redacteur der polnischen Zeitung, Michalo- Der bekannte Graf Skarbek hat die Summe von 80,00et Gutt. den, und der Bahnbau dürfte somit ebenso gut eine gut gewählte Der bisherige Redacteur der polnischen Zeitung, Michalo- Der bekannte Graf Skarbek hat die Summe von 80,00et Gutt. <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0420" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/182230"/> <p xml:id="ID_949" prev="#ID_948"> den, und der Bahnbau dürfte somit ebenso gut eine gut gewählte<lb/> Maßregel für das Bedürfniß des Augenblicks, als eine nationalöko¬<lb/> nomische und handelspolitische Nothwendigkeit sein. Die letzten Ue-<lb/> berfluthungen des Wechselstromes und der Nebenflüsse haben eine<lb/> solche Verwüstung angerichtet, daß viele von den verunglückten Bauern,<lb/> deren Hütten von der Gewalt des Wassers zerstört wurden, und de¬<lb/> ren Felder verheert sind, sammt Weib und Kindern den Wanderstab<lb/> ergrissen, um ihr Heil in der Fremde zu suchen. Schaarenweise<lb/> strömten sie nach Lemberg und bettelten von Thür zu Thür, indeß<lb/> den Grundherrn gleichfalls ein sehr empfindlicher Ausfall des Boden¬<lb/> zinses zu Theil ward durch die Vrachliegung weiter Strecken auf ih-<lb/> ren Gütern. Man darf allerdings hoffen, daß die Belebung des Ver¬<lb/> kehrs in dieser Provinz auch auf den Wohlstand sämmtlicher Bewoh¬<lb/> ner vortheilhaft einwirken werde, da man schon jetzt die Beobachtung<lb/> machen kann, daß die Anwohner der großen Commercialstraße sich ei¬<lb/> nes weil bessern Looses zu erfreuen haben, als dies von den übrigen<lb/> Gegenden im Lande gesagt werden kann, und namentlich hat der Neiz<lb/> des Gewinnes eine lebhaftere Geistesstimmung hervorgerufen, welche<lb/> der Förderung der gewerblichen Zustände günstig ist. So befindet sich<lb/> z. B. in dem Grenzstädtchen Biala ein blühendes Gewerbe, das sei¬<lb/> nen Aufschwung lediglich der Handelsbcwegung verdankt deren Wel¬<lb/> lenring sich über die ganze dortige Gegend ausbreitet. Die Erzeugung<lb/> der Brückenwaagen, von welchen das Stück zu 18 — til) Gulden<lb/> C. M. verkauft wird, wird daselbst in einer Ausdehnung betrieben,<lb/> wie man es wohl nirgends in der Welt so leicht finden mag.</p><lb/> <p xml:id="ID_950"> Der bisherige Redacteur der polnischen Zeitung, Michalo-<lb/> wicz, früher Custos am Osolinskischen Institut, ist in dem Alter von<lb/> 56 Jahren verstorben. Michalowicz war ein populärer Schriftsteller,<lb/> dessen zahlreiche Werke einen großen Leserkreis hatten und seinem Na¬<lb/> men ein bleibendes Andenken sichern dürsten. Dr. Nochleder, Pro¬<lb/> fessor an unserer Hochschule, liest feit ein paar Tagen über Liebigs<lb/> organische Chemie, und erfreut sich eines zahlreichen Hörerkreises; die<lb/> praktische Bedeutung dieses Zweiges der Naturwissenschaft für das Ge¬<lb/> deihen der Landwirthschaft und Bodencultur »behaupt, laßt uns das<lb/> Beginnen des genannten Gelehrten als besonders zeitgemäß erscheinen.</p><lb/> <p xml:id="ID_951" next="#ID_952"> Der bekannte Graf Skarbek hat die Summe von 80,00et Gutt.<lb/> Conv.-M- zu einem Pensionsfond für die Mitglieder des polnischen<lb/> Theaters geschenkt, doch möchte es scheinen, als sei bei den bekannten<lb/> Zuständen des Landes eine solche Summe leicht zweckmäßiger zu ver¬<lb/> wenden, als zu der Sicherstellung einer Menschenklasse, die in Ländern<lb/> von niederer Bildungsstufe zumeist aus Individuen besteht, deren Ta¬<lb/> lent und Lebensstellung gerade keine solche Vorkehrungen nöthig ma¬<lb/> chen. Schon vor zwei Jahren hat derselbe Graf ungefähr Mill.<lb/> Gulden zu einem Spital und Versorgungshaus für Arme hergeschossen,</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0420]
den, und der Bahnbau dürfte somit ebenso gut eine gut gewählte
Maßregel für das Bedürfniß des Augenblicks, als eine nationalöko¬
nomische und handelspolitische Nothwendigkeit sein. Die letzten Ue-
berfluthungen des Wechselstromes und der Nebenflüsse haben eine
solche Verwüstung angerichtet, daß viele von den verunglückten Bauern,
deren Hütten von der Gewalt des Wassers zerstört wurden, und de¬
ren Felder verheert sind, sammt Weib und Kindern den Wanderstab
ergrissen, um ihr Heil in der Fremde zu suchen. Schaarenweise
strömten sie nach Lemberg und bettelten von Thür zu Thür, indeß
den Grundherrn gleichfalls ein sehr empfindlicher Ausfall des Boden¬
zinses zu Theil ward durch die Vrachliegung weiter Strecken auf ih-
ren Gütern. Man darf allerdings hoffen, daß die Belebung des Ver¬
kehrs in dieser Provinz auch auf den Wohlstand sämmtlicher Bewoh¬
ner vortheilhaft einwirken werde, da man schon jetzt die Beobachtung
machen kann, daß die Anwohner der großen Commercialstraße sich ei¬
nes weil bessern Looses zu erfreuen haben, als dies von den übrigen
Gegenden im Lande gesagt werden kann, und namentlich hat der Neiz
des Gewinnes eine lebhaftere Geistesstimmung hervorgerufen, welche
der Förderung der gewerblichen Zustände günstig ist. So befindet sich
z. B. in dem Grenzstädtchen Biala ein blühendes Gewerbe, das sei¬
nen Aufschwung lediglich der Handelsbcwegung verdankt deren Wel¬
lenring sich über die ganze dortige Gegend ausbreitet. Die Erzeugung
der Brückenwaagen, von welchen das Stück zu 18 — til) Gulden
C. M. verkauft wird, wird daselbst in einer Ausdehnung betrieben,
wie man es wohl nirgends in der Welt so leicht finden mag.
Der bisherige Redacteur der polnischen Zeitung, Michalo-
wicz, früher Custos am Osolinskischen Institut, ist in dem Alter von
56 Jahren verstorben. Michalowicz war ein populärer Schriftsteller,
dessen zahlreiche Werke einen großen Leserkreis hatten und seinem Na¬
men ein bleibendes Andenken sichern dürsten. Dr. Nochleder, Pro¬
fessor an unserer Hochschule, liest feit ein paar Tagen über Liebigs
organische Chemie, und erfreut sich eines zahlreichen Hörerkreises; die
praktische Bedeutung dieses Zweiges der Naturwissenschaft für das Ge¬
deihen der Landwirthschaft und Bodencultur »behaupt, laßt uns das
Beginnen des genannten Gelehrten als besonders zeitgemäß erscheinen.
Der bekannte Graf Skarbek hat die Summe von 80,00et Gutt.
Conv.-M- zu einem Pensionsfond für die Mitglieder des polnischen
Theaters geschenkt, doch möchte es scheinen, als sei bei den bekannten
Zuständen des Landes eine solche Summe leicht zweckmäßiger zu ver¬
wenden, als zu der Sicherstellung einer Menschenklasse, die in Ländern
von niederer Bildungsstufe zumeist aus Individuen besteht, deren Ta¬
lent und Lebensstellung gerade keine solche Vorkehrungen nöthig ma¬
chen. Schon vor zwei Jahren hat derselbe Graf ungefähr Mill.
Gulden zu einem Spital und Versorgungshaus für Arme hergeschossen,
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