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Die Grenzboten. Jg. 5, 1846, I. Semester. I. Band.

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mie der ungarischen Hauptstadt einen allzu materiellen Ausdruck hat;
es ist nämlich eine Kirche projectirt, auf welche die Summe von
59VMV Gulden C. M. verwendet werden soll; sie kommt in der
Leopoldstadt zu stehen und dürfte nach dem von dem Architekten Hild
entworfenen Plane ein Schmuck dieses Stadttheils und eine Sehens¬
würdigkeit von Pesth werden. Bei dieser Gelegenheit kann ich aber
die im reinen Interesse der Kunst begründete Bemerkung nicht unter¬
drücken, daß durch das Monopol, welches sich Herr Hild in Folge
der besonderen Gunst, in der er beim Erzherzog Palatinus steht, zu
erwerben wußte, die größten Bauwerke, welche unsere Stadt besitzt,
eine Eintönigkeit des Geschmacks zur Schau stellen, welche nichts
weniger als erfreulich zu nennen ist.

Die Bahn nach Fiume ist bereits gesichert und der Bauingenieur
von der Hevdcn wird das Unternehmen in technischer Hinsicht leiten.
Die Direktion läßt eben jetzt eine Erfindung des Herrn Kliegl inPresburg
prüfen, welche darin besteht, daß fortan blos Eine Schiene statt der
Doppelschienen gelegt werden dürfte. Kliegl will nämlich die Räder
an der Locomotive und den Waggons in der Mitte anbringen und glaubt
auf diese Weise den Zug auf einer einzigen Schiene fortbewegen zu
können, wodurch denn natürlich die Kosten der Anlage, zumal in Ei¬
sen, verringert würden. Ich habe weder Modell, noch Zeichnung da¬
von gesehen und kann daher nichts Näheres darüber mittheilen, doch
muß, nach meiner Einsicht in die Gesetze der Mechanik, jeden¬
falls an beiden Seiten eine radartige Vorrichtung angebracht sein,
durch die das Gleichgewicht hergestellt wird, indem sonst eine sichere
Bewegung gar nicht möglich wäre. Diese zur Erhaltung des bei ei¬
ner einzigen Schiene sehr gefährdeten Gleichgewichts nothwendigen
Seitenräder müssen aber, da sie nicht in Eisen gehen, durch vermehrte
Reibung die Schnelligkeit sehr stark beeinträchtigen, so zwar, daß die
Ersparniß in Eisen beim Bau einer solchen Bahn durch den Ausfall
an Betriebskosten und Zeit mehr als aufgehoben werden dürfte.
-- Höchst wichtig und großartig erscheint uns dagegen der Entschluß
der Staatsverwaltung, die Bodenschätze des Banats zu der industri¬
ellen Vorrathskammer Ungarns zu gestalten. Die Eisenwerke im Ba¬
nat werden künftig in einem Maßstab betrieben werden, daß sie allein
im Stande sein sollen, den Bedarf an Schienen für alle ungarischen Eisen¬
bahnen und industriellen Zwecke darzuliefern, sowie der Reichthum jener
Gegenden an Steinkohlen fortan in einem bisher ganz unbekannten Um¬
fang ausgebeutet und Dampfschiffe und Eisenbahnen damit versorgt wer¬
den müssen, zu welchem Zweck bereits neun mächtige Dampfmaschienen
in Belgien bestellt worden und im Frühling dieses Jahres anlangen
werden. Die Leitung des Ganzen ist dem k. Assessor Baron Ran¬
sonnet - Villez in Orawitza übertragen, einem Manne von ebensoviel
Energie als technischen Kenntnissen. Durch die Realisirung dieses


mie der ungarischen Hauptstadt einen allzu materiellen Ausdruck hat;
es ist nämlich eine Kirche projectirt, auf welche die Summe von
59VMV Gulden C. M. verwendet werden soll; sie kommt in der
Leopoldstadt zu stehen und dürfte nach dem von dem Architekten Hild
entworfenen Plane ein Schmuck dieses Stadttheils und eine Sehens¬
würdigkeit von Pesth werden. Bei dieser Gelegenheit kann ich aber
die im reinen Interesse der Kunst begründete Bemerkung nicht unter¬
drücken, daß durch das Monopol, welches sich Herr Hild in Folge
der besonderen Gunst, in der er beim Erzherzog Palatinus steht, zu
erwerben wußte, die größten Bauwerke, welche unsere Stadt besitzt,
eine Eintönigkeit des Geschmacks zur Schau stellen, welche nichts
weniger als erfreulich zu nennen ist.

Die Bahn nach Fiume ist bereits gesichert und der Bauingenieur
von der Hevdcn wird das Unternehmen in technischer Hinsicht leiten.
Die Direktion läßt eben jetzt eine Erfindung des Herrn Kliegl inPresburg
prüfen, welche darin besteht, daß fortan blos Eine Schiene statt der
Doppelschienen gelegt werden dürfte. Kliegl will nämlich die Räder
an der Locomotive und den Waggons in der Mitte anbringen und glaubt
auf diese Weise den Zug auf einer einzigen Schiene fortbewegen zu
können, wodurch denn natürlich die Kosten der Anlage, zumal in Ei¬
sen, verringert würden. Ich habe weder Modell, noch Zeichnung da¬
von gesehen und kann daher nichts Näheres darüber mittheilen, doch
muß, nach meiner Einsicht in die Gesetze der Mechanik, jeden¬
falls an beiden Seiten eine radartige Vorrichtung angebracht sein,
durch die das Gleichgewicht hergestellt wird, indem sonst eine sichere
Bewegung gar nicht möglich wäre. Diese zur Erhaltung des bei ei¬
ner einzigen Schiene sehr gefährdeten Gleichgewichts nothwendigen
Seitenräder müssen aber, da sie nicht in Eisen gehen, durch vermehrte
Reibung die Schnelligkeit sehr stark beeinträchtigen, so zwar, daß die
Ersparniß in Eisen beim Bau einer solchen Bahn durch den Ausfall
an Betriebskosten und Zeit mehr als aufgehoben werden dürfte.
— Höchst wichtig und großartig erscheint uns dagegen der Entschluß
der Staatsverwaltung, die Bodenschätze des Banats zu der industri¬
ellen Vorrathskammer Ungarns zu gestalten. Die Eisenwerke im Ba¬
nat werden künftig in einem Maßstab betrieben werden, daß sie allein
im Stande sein sollen, den Bedarf an Schienen für alle ungarischen Eisen¬
bahnen und industriellen Zwecke darzuliefern, sowie der Reichthum jener
Gegenden an Steinkohlen fortan in einem bisher ganz unbekannten Um¬
fang ausgebeutet und Dampfschiffe und Eisenbahnen damit versorgt wer¬
den müssen, zu welchem Zweck bereits neun mächtige Dampfmaschienen
in Belgien bestellt worden und im Frühling dieses Jahres anlangen
werden. Die Leitung des Ganzen ist dem k. Assessor Baron Ran¬
sonnet - Villez in Orawitza übertragen, einem Manne von ebensoviel
Energie als technischen Kenntnissen. Durch die Realisirung dieses


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 5, 1846, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341550_181809/287>, abgerufen am 22.12.2024.