Die Grenzboten. Jg. 5, 1846, I. Semester. I. Band.til bisher den Ton angegeben haben, so finden wir, daß den Vorhanden ist das was sich in England auf diese Weise im til bisher den Ton angegeben haben, so finden wir, daß den Vorhanden ist das was sich in England auf diese Weise im <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0260" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/182070"/> <p xml:id="ID_574" prev="#ID_573"> til bisher den Ton angegeben haben, so finden wir, daß den<lb/> politischen Parteien ihr Stündlein geschlagen hat; das Lämpchen<lb/> flackert in letzten Zügen nur matt noch einige Male auf, und<lb/> Niemand weiß, was werden soll und werden wird. England vor<lb/> allen. England arbeitet sich in diesem Augenblick an der unge¬<lb/> heuern Exposition einer neuen „göttlichen Komödie" ab, deren<lb/> handelnde Personen nicht mehr die Konservativen und die Liberalen<lb/> sind, sondern — die Reichen und die Armen. Was sind jetzt die<lb/> Whigs und die Tones? Alle Welt fragt- Was thut die Partei<lb/> der Reichen, die im Regiment des Staates noch nicht wirksam<lb/> gewordene ^nlicnrnlitw-leilxiie i was thut die Partei der Ar¬<lb/> men, die politisch nicht berechtigte und in den Organen der Staats¬<lb/> ordnung nirgend vertretene Masse der Chartisten? Man fragt<lb/> nicht mehr: wer wird siegen, der Wollsack oder die Spindel? es<lb/> wird schon ganz offen gefragt: wer wird siegen, der Geldsack oder<lb/> die Faust des Arbeiters? Wir sahen die beiden Parteien der<lb/> letzteren Frage, die einander innerlich und mit Bewußtsein feind¬<lb/> lich gegenüberstehen, für einen Augenblick sich die Hände reichen,<lb/> O'Connor und Cobden, um, des lieben Brotes wegen, gemein¬<lb/> sam Front gegen die politischen Parteien, gegen Peel und Pal-<lb/> merston zu machen; und die Angelegenheit, über welche sich jene,<lb/> doch mit dem ausdrücklich ausgesprochenen Vorbehalt ihrer Ver¬<lb/> schiedenheit und Entgegensetzung, vereinigten, sahen wir in<lb/> Bezug auf die politische Existenz der Landesregierung entscheidend<lb/> werden. Hier sprechen nicht Abstractionen, sondern es spricht die<lb/> Geschichte; nicht die Denker, sondern die Lenker der Landesge¬<lb/> schicke treten hier in Handlung.</p><lb/> <p xml:id="ID_575" next="#ID_576"> Vorhanden ist das was sich in England auf diese Weise im<lb/> praktischen Staatsleben kund giebt, überall; nur daß es sich, je<lb/> nach dem Charakter der verschiedenen Völker verschieden offenbart.<lb/> Die Engländer sind ein durch und durch theoretisches Volk; womit<lb/> ich natürlich nicht sagen will: ein unpraktisches. Im Gegen¬<lb/> theile: Theorie und Praxis gehören auss engste zu einander; je<lb/> praktischer der Mensch ist, desto mehr ist er für Theorie eingenom¬<lb/> men, desto strenger bindet er sich an das was er für theoretisch<lb/> richtig hält. Die englischen Publicisten sind daher in dem Augen¬<lb/> blicke in welchem sich, der Uebergang in einen veränderten Zustand</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0260]
til bisher den Ton angegeben haben, so finden wir, daß den
politischen Parteien ihr Stündlein geschlagen hat; das Lämpchen
flackert in letzten Zügen nur matt noch einige Male auf, und
Niemand weiß, was werden soll und werden wird. England vor
allen. England arbeitet sich in diesem Augenblick an der unge¬
heuern Exposition einer neuen „göttlichen Komödie" ab, deren
handelnde Personen nicht mehr die Konservativen und die Liberalen
sind, sondern — die Reichen und die Armen. Was sind jetzt die
Whigs und die Tones? Alle Welt fragt- Was thut die Partei
der Reichen, die im Regiment des Staates noch nicht wirksam
gewordene ^nlicnrnlitw-leilxiie i was thut die Partei der Ar¬
men, die politisch nicht berechtigte und in den Organen der Staats¬
ordnung nirgend vertretene Masse der Chartisten? Man fragt
nicht mehr: wer wird siegen, der Wollsack oder die Spindel? es
wird schon ganz offen gefragt: wer wird siegen, der Geldsack oder
die Faust des Arbeiters? Wir sahen die beiden Parteien der
letzteren Frage, die einander innerlich und mit Bewußtsein feind¬
lich gegenüberstehen, für einen Augenblick sich die Hände reichen,
O'Connor und Cobden, um, des lieben Brotes wegen, gemein¬
sam Front gegen die politischen Parteien, gegen Peel und Pal-
merston zu machen; und die Angelegenheit, über welche sich jene,
doch mit dem ausdrücklich ausgesprochenen Vorbehalt ihrer Ver¬
schiedenheit und Entgegensetzung, vereinigten, sahen wir in
Bezug auf die politische Existenz der Landesregierung entscheidend
werden. Hier sprechen nicht Abstractionen, sondern es spricht die
Geschichte; nicht die Denker, sondern die Lenker der Landesge¬
schicke treten hier in Handlung.
Vorhanden ist das was sich in England auf diese Weise im
praktischen Staatsleben kund giebt, überall; nur daß es sich, je
nach dem Charakter der verschiedenen Völker verschieden offenbart.
Die Engländer sind ein durch und durch theoretisches Volk; womit
ich natürlich nicht sagen will: ein unpraktisches. Im Gegen¬
theile: Theorie und Praxis gehören auss engste zu einander; je
praktischer der Mensch ist, desto mehr ist er für Theorie eingenom¬
men, desto strenger bindet er sich an das was er für theoretisch
richtig hält. Die englischen Publicisten sind daher in dem Augen¬
blicke in welchem sich, der Uebergang in einen veränderten Zustand
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