Die Grenzboten. Jg. 5, 1846, I. Semester. I. Band.Träumereien lächeln möge, ich bin meiner Sache gewiß, und prophezeihe, Die Staatsverwaltung hat die Hauptstadt Krains zum Sitz der Um auch von geistigen Dingen zu sprechen, so erwähne ich für Träumereien lächeln möge, ich bin meiner Sache gewiß, und prophezeihe, Die Staatsverwaltung hat die Hauptstadt Krains zum Sitz der Um auch von geistigen Dingen zu sprechen, so erwähne ich für <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0199" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/182009"/> <p xml:id="ID_438" prev="#ID_437"> Träumereien lächeln möge, ich bin meiner Sache gewiß, und prophezeihe,<lb/> daß Laibach in Folge der Eisenstraße, welche von der Ostsee an den Busen<lb/> derAdria führt, in kurzer Frist aufhören muß ein Krähwinkel zusein!,—<lb/> Als ich diese kühnen Worte der Weissagung Abends am 21. Decem¬<lb/> ber des Jahres 1845 in einem Kreise vertrauter Freunde aussprach,<lb/> erbebten die Grundfesten des Ervalls, daß die Mauern der Häuser<lb/> horsten und die Thürme wankten, ein Windstoß fuhr gespenstisch durch<lb/> die öden Gassen und blies die letzten flackernden Lampen der Straßen¬<lb/> beleuchtung aus, welche pflichtvergessen fortbrannten und nicht zu<lb/> ahnen schienen, daß bereits die is. Stunde geschlagen, und die Ge¬<lb/> sichter der Anwesenden wurden fahl wie das Jabot, das in den Hän¬<lb/> den einer hiesigen Wäscherin gewesen. Als ich diese Wirkung meiner<lb/> Seherworte wahrnahm, gereute mich die vorschnelle That, allein sie<lb/> war nicht so leicht wieder gut zu machen; die etliche fünfzig Schorn¬<lb/> steine, welche zertrümmert auf dem Pflaster lagen, konnte nicht ich,<lb/> sondern höchstens ein Maurergeselle wieder an ihren Platz bringen<lb/> und der verdorbenen Thürschlösser mußte sich irgend ein Weichherziger<lb/> Schlosser annehmen, sollten sie anders die Mysterien des Laibacher<lb/> Lebens auch fürderhin vor den Augen der Proletarier verbergen. _<lb/> Der Schrecken dieser Nacht wird mir kaum je aus dem Gedächtniß<lb/> kommen, und ich wäre ohne Zweifel noch mehr erschrocken gewesen<lb/> hätte das gute Philisterthum nicht alles Mögliche gethan mich aufzu¬<lb/> heitern. Bei einiger Aufrichtigkeit muß ich das offene Geständnis)<lb/> ablegen, daß mich in der Verwirrung, die in Folge der Erdstöße unter<lb/> den Einwohnern einrifi, nichts mehr bei Besonnenheit erhielt, als die<lb/> komischen Gruppen, welche das wackere Philisterthum mit seltener<lb/> Selbstverläugnung zum Besten gab. Es ist doch merkwürdig, wie<lb/> kleinlich kleinliche Lebensbezüge machen können.</p><lb/> <p xml:id="ID_439"> Die Staatsverwaltung hat die Hauptstadt Krains zum Sitz der<lb/> größten Maschinenwerkstätte der ganzen Südbahn bestimmt, indem<lb/> die Räumlichkeiten des zum Bahnhof zu Gratz verfügbaren Bau¬<lb/> platzes den Anforderungen einer solchen Anstalt nicht völlig entspra¬<lb/> chen und darum die dortige Maschinenerzeugung sich in bescheidenen<lb/> Formen bewegt, indeß hier der industrielle Heerd des Schienenweges<lb/> errichtet wird, welcher jährlich einen sehr bedeutenden Bedarf in An¬<lb/> spruch nehmen dürfte. Anfangs beabsichtigte man, Triest dazu aus-<lb/> zuerwählen, allein, die Nähe der den Rohstoff liefernden Eisinwerke<lb/> in Krain, Käcnthen und Steiermark ungerechnet, ist der Tagelohn<lb/> bei den hohen Preisen der Lebensmittel und der ungleich üppigeren<lb/> Lebensweise der arbeitenden Klassen in Triest bedeutend höher, als in<lb/> der Hauptstadt des Herzogthums Krain, das der erwerbsuchenden<lb/> Menschen genug hat und alljährlich einer Anzahl derselben in die Ha¬<lb/> fenstadt abgibt. Bis zum August ,1846 muß die Bahn fahrbar sein.</p><lb/> <p xml:id="ID_440" next="#ID_441"> Um auch von geistigen Dingen zu sprechen, so erwähne ich für</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0199]
Träumereien lächeln möge, ich bin meiner Sache gewiß, und prophezeihe,
daß Laibach in Folge der Eisenstraße, welche von der Ostsee an den Busen
derAdria führt, in kurzer Frist aufhören muß ein Krähwinkel zusein!,—
Als ich diese kühnen Worte der Weissagung Abends am 21. Decem¬
ber des Jahres 1845 in einem Kreise vertrauter Freunde aussprach,
erbebten die Grundfesten des Ervalls, daß die Mauern der Häuser
horsten und die Thürme wankten, ein Windstoß fuhr gespenstisch durch
die öden Gassen und blies die letzten flackernden Lampen der Straßen¬
beleuchtung aus, welche pflichtvergessen fortbrannten und nicht zu
ahnen schienen, daß bereits die is. Stunde geschlagen, und die Ge¬
sichter der Anwesenden wurden fahl wie das Jabot, das in den Hän¬
den einer hiesigen Wäscherin gewesen. Als ich diese Wirkung meiner
Seherworte wahrnahm, gereute mich die vorschnelle That, allein sie
war nicht so leicht wieder gut zu machen; die etliche fünfzig Schorn¬
steine, welche zertrümmert auf dem Pflaster lagen, konnte nicht ich,
sondern höchstens ein Maurergeselle wieder an ihren Platz bringen
und der verdorbenen Thürschlösser mußte sich irgend ein Weichherziger
Schlosser annehmen, sollten sie anders die Mysterien des Laibacher
Lebens auch fürderhin vor den Augen der Proletarier verbergen. _
Der Schrecken dieser Nacht wird mir kaum je aus dem Gedächtniß
kommen, und ich wäre ohne Zweifel noch mehr erschrocken gewesen
hätte das gute Philisterthum nicht alles Mögliche gethan mich aufzu¬
heitern. Bei einiger Aufrichtigkeit muß ich das offene Geständnis)
ablegen, daß mich in der Verwirrung, die in Folge der Erdstöße unter
den Einwohnern einrifi, nichts mehr bei Besonnenheit erhielt, als die
komischen Gruppen, welche das wackere Philisterthum mit seltener
Selbstverläugnung zum Besten gab. Es ist doch merkwürdig, wie
kleinlich kleinliche Lebensbezüge machen können.
Die Staatsverwaltung hat die Hauptstadt Krains zum Sitz der
größten Maschinenwerkstätte der ganzen Südbahn bestimmt, indem
die Räumlichkeiten des zum Bahnhof zu Gratz verfügbaren Bau¬
platzes den Anforderungen einer solchen Anstalt nicht völlig entspra¬
chen und darum die dortige Maschinenerzeugung sich in bescheidenen
Formen bewegt, indeß hier der industrielle Heerd des Schienenweges
errichtet wird, welcher jährlich einen sehr bedeutenden Bedarf in An¬
spruch nehmen dürfte. Anfangs beabsichtigte man, Triest dazu aus-
zuerwählen, allein, die Nähe der den Rohstoff liefernden Eisinwerke
in Krain, Käcnthen und Steiermark ungerechnet, ist der Tagelohn
bei den hohen Preisen der Lebensmittel und der ungleich üppigeren
Lebensweise der arbeitenden Klassen in Triest bedeutend höher, als in
der Hauptstadt des Herzogthums Krain, das der erwerbsuchenden
Menschen genug hat und alljährlich einer Anzahl derselben in die Ha¬
fenstadt abgibt. Bis zum August ,1846 muß die Bahn fahrbar sein.
Um auch von geistigen Dingen zu sprechen, so erwähne ich für
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