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Die Grenzboten. Jg. 5, 1846, I. Semester. I. Band.

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thung bei Buschtierad Statt gefunden, die sich so zweckmäßig be¬
währt, daß selbe die Ausbeute eines enormen Quantums verspricht.

Der bevorstehende Fasching wird dieses Jahr insbesondere von
den Ingenieurs der Eisenbahn, durch einen glänzenden Ball gefeiert
werden, und mit wahrhaft großmüthiger Freigebigkeit werden Herren
und Damen, ohne ein Entrve zu bezahlen, zu diesem Balle geladen,
und sämmtliche Kosten werden von den splendiden Ingenieurs getra¬
gen. -- Die Staatsdiener anderer Branchen, welche ihr Leben küm¬
merlich in bedrängten Verhältnissen durchbringen, sehen theils mit
neidischen Blicken, theils verdutzt diesem Wirken zu, und können es
nicht begreifen, warum jene Herren es so vollauf haben, während sie
sich knapp begnügen müssen. -- Dagegen werden die sonst ausgezeich¬
neten Bälle der Mediziner und Künstler hier im Carnevalsreigen
fehlen. --

Das Neujahr bringt uns auch eine Veränderung in Betreff der
Prager Zeitung, welche, wie es heißt, in dem Formate der Preußi¬
schen Staatszeitung, mit einem Feuilleton versehen, mit 1 Jänner
im Verlage von C. W. Medau, und nicht mehr bei Gottlieb Haase
Söhne erscheinen wird. Wie bekannt zahlt der Verleger zu Han¬
den der städtischen Armenkasse einen Pachtbetrag, und das Verlags¬
recht wird von K zu 6 Jahren im Licitationswege an den Meistbie¬
tenden gegeben Bisher hatten Gottlieb Haase Söhne den Verlag
dieses Blattes mit 9800 si. E.M. erstanden, und wie es heißt, haben diese
Herren bei diesem Geschäftchen ihr Schäfchen ins Trockne gebracht.
Der Verlag dieses Blattes führte sie zu anderen Unternehmungen,
und so kam es, daß der Chef dieser Buchdruckerei zu Ehren und
Würden, ja selbst zu einem russischen Orden gelangte. Bei der
licitatorischen Ausschreibung des Verlagsrechtes auf neue 6 Jahre
blieb Haase Ersteher zu beiläufig 500V si. C.M. Da dies ein Abfall von
beinahe 5000 si. jährlich an der Armenkasse gewesen wäre, so wurde eine
zweite Licitation ausgeschrieben, wobei Haase wieder mit einer geringen
-Mehrzahlung Ersteher blieb. Es ward eine dritte Ausschreibung von Of¬
ferten veranlaßt, und C. W. Medau, ein zwar industrieller aber nicht
begüterter Mann, zur Uebergabe einer Offerte auf beiläufig 10,000
si. unter Begünstigungen bei der Eautionslegung veranlaßt, nachdem
Haase, der abermals eine Offerte, und nun, da er seine mißliche
Lage erkannte, auf den beiläufigen Pachtbetrag von 10,000 si., jedoch
niedriger, als Medau, eingebracht, ohne zu ahnen, daß auch Medau
eine Offerte einzubringen gewagt habe, auf die an ihn gerichtete Frage
ob er das Aeußerste gesagt habe, dieß bejahte. Gegen die Gubernial-
Entscheidung, welche das Blatt Medau zusprach, hat nun Haase Re¬
kurs ergrissen, unter dem Vorwande, daß das Gouvernium nicht be¬
fugt war, ohne Hofstelle zu entscheiden.

Der Schmuggel verbotener Bücher ins Land, hat die Aufmerk.


WrciijKvte", 1"4N. l. 17

thung bei Buschtierad Statt gefunden, die sich so zweckmäßig be¬
währt, daß selbe die Ausbeute eines enormen Quantums verspricht.

Der bevorstehende Fasching wird dieses Jahr insbesondere von
den Ingenieurs der Eisenbahn, durch einen glänzenden Ball gefeiert
werden, und mit wahrhaft großmüthiger Freigebigkeit werden Herren
und Damen, ohne ein Entrve zu bezahlen, zu diesem Balle geladen,
und sämmtliche Kosten werden von den splendiden Ingenieurs getra¬
gen. — Die Staatsdiener anderer Branchen, welche ihr Leben küm¬
merlich in bedrängten Verhältnissen durchbringen, sehen theils mit
neidischen Blicken, theils verdutzt diesem Wirken zu, und können es
nicht begreifen, warum jene Herren es so vollauf haben, während sie
sich knapp begnügen müssen. — Dagegen werden die sonst ausgezeich¬
neten Bälle der Mediziner und Künstler hier im Carnevalsreigen
fehlen. —

Das Neujahr bringt uns auch eine Veränderung in Betreff der
Prager Zeitung, welche, wie es heißt, in dem Formate der Preußi¬
schen Staatszeitung, mit einem Feuilleton versehen, mit 1 Jänner
im Verlage von C. W. Medau, und nicht mehr bei Gottlieb Haase
Söhne erscheinen wird. Wie bekannt zahlt der Verleger zu Han¬
den der städtischen Armenkasse einen Pachtbetrag, und das Verlags¬
recht wird von K zu 6 Jahren im Licitationswege an den Meistbie¬
tenden gegeben Bisher hatten Gottlieb Haase Söhne den Verlag
dieses Blattes mit 9800 si. E.M. erstanden, und wie es heißt, haben diese
Herren bei diesem Geschäftchen ihr Schäfchen ins Trockne gebracht.
Der Verlag dieses Blattes führte sie zu anderen Unternehmungen,
und so kam es, daß der Chef dieser Buchdruckerei zu Ehren und
Würden, ja selbst zu einem russischen Orden gelangte. Bei der
licitatorischen Ausschreibung des Verlagsrechtes auf neue 6 Jahre
blieb Haase Ersteher zu beiläufig 500V si. C.M. Da dies ein Abfall von
beinahe 5000 si. jährlich an der Armenkasse gewesen wäre, so wurde eine
zweite Licitation ausgeschrieben, wobei Haase wieder mit einer geringen
-Mehrzahlung Ersteher blieb. Es ward eine dritte Ausschreibung von Of¬
ferten veranlaßt, und C. W. Medau, ein zwar industrieller aber nicht
begüterter Mann, zur Uebergabe einer Offerte auf beiläufig 10,000
si. unter Begünstigungen bei der Eautionslegung veranlaßt, nachdem
Haase, der abermals eine Offerte, und nun, da er seine mißliche
Lage erkannte, auf den beiläufigen Pachtbetrag von 10,000 si., jedoch
niedriger, als Medau, eingebracht, ohne zu ahnen, daß auch Medau
eine Offerte einzubringen gewagt habe, auf die an ihn gerichtete Frage
ob er das Aeußerste gesagt habe, dieß bejahte. Gegen die Gubernial-
Entscheidung, welche das Blatt Medau zusprach, hat nun Haase Re¬
kurs ergrissen, unter dem Vorwande, daß das Gouvernium nicht be¬
fugt war, ohne Hofstelle zu entscheiden.

Der Schmuggel verbotener Bücher ins Land, hat die Aufmerk.


WrciijKvte», 1«4N. l. 17
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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 5, 1846, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341550_181809/137>, abgerufen am 22.12.2024.