Die Grenzboten. Jg. 5, 1846, I. Semester. I. Band.Poeten- und Studentenleben in Prag. Erinnerungen von S--y. II. Brentano, Novalis, Musäus, alle drei so mährcheichaft, wie Wo alle Quellen singen Uralte süße Weisen Und alle Bäume klingen Und ihren Boden preisen; Wo noch im Steine Seelen Im Moose Geister liegen, Die heimlich dir erzählen Von alten heil'gen Kriegen. Selbst Shakspeare den Gott, als er auf dem buntesten roman¬ Poeten- und Studentenleben in Prag. Erinnerungen von S—y. II. Brentano, Novalis, Musäus, alle drei so mährcheichaft, wie Wo alle Quellen singen Uralte süße Weisen Und alle Bäume klingen Und ihren Boden preisen; Wo noch im Steine Seelen Im Moose Geister liegen, Die heimlich dir erzählen Von alten heil'gen Kriegen. Selbst Shakspeare den Gott, als er auf dem buntesten roman¬ <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0115" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/181925"/> </div> <div n="1"> <head> Poeten- und Studentenleben in Prag.<lb/> Erinnerungen von S—y.</head><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div n="2"> <head> II.</head><lb/> <p xml:id="ID_236"> Brentano, Novalis, Musäus, alle drei so mährcheichaft, wie<lb/> das mährchenhafteste ihrer Mährchen, wissen ihren romantischen<lb/> Helden keine bessere Heimath zu geben, als eben das Land,</p><lb/> <lg xml:id="POEMID_9" type="poem" next="#POEMID_10"> <l> Wo alle Quellen singen<lb/> Uralte süße Weisen<lb/> Und alle Bäume klingen<lb/> Und ihren Boden preisen;</l> </lg><lb/> <lg xml:id="POEMID_10" prev="#POEMID_9" type="poem"> <l> Wo noch im Steine Seelen<lb/> Im Moose Geister liegen,<lb/> Die heimlich dir erzählen<lb/> Von alten heil'gen Kriegen.</l> </lg><lb/> <p xml:id="ID_237" next="#ID_238"> Selbst Shakspeare den Gott, als er auf dem buntesten roman¬<lb/> tischsten Schiffe, dem Wintermährchen, daher fuhr, zog es<lb/> sympathetisch dahin, und er schuf sich ein Meer, und auf dem<lb/> neuen Meere flog er mit den bunten Wimpeln unter dem Gesänge<lb/> Arielöfort, und landete an den Küsten Böhmens.— Aber sie Alle,<lb/> Shakspeare mit eingeschlossen, kannten den Zauber Böhmens<lb/> nicht wie ich, der mit seinen melancholischen Liedern, mit seinen<lb/> düstern Sagen, mit den Prophezeihungen des blinden „Jünglings"<lb/> aufgewachsen, dem man bei jedem Steinhaufen von Ziszka, bei<lb/> jedem Brunnen, Schlosse, Kirchthurme, Kloster, von Königen,</p><lb/> <fw type="sig" place="bottom"/><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0115]
Poeten- und Studentenleben in Prag.
Erinnerungen von S—y.
II.
Brentano, Novalis, Musäus, alle drei so mährcheichaft, wie
das mährchenhafteste ihrer Mährchen, wissen ihren romantischen
Helden keine bessere Heimath zu geben, als eben das Land,
Wo alle Quellen singen
Uralte süße Weisen
Und alle Bäume klingen
Und ihren Boden preisen;
Wo noch im Steine Seelen
Im Moose Geister liegen,
Die heimlich dir erzählen
Von alten heil'gen Kriegen.
Selbst Shakspeare den Gott, als er auf dem buntesten roman¬
tischsten Schiffe, dem Wintermährchen, daher fuhr, zog es
sympathetisch dahin, und er schuf sich ein Meer, und auf dem
neuen Meere flog er mit den bunten Wimpeln unter dem Gesänge
Arielöfort, und landete an den Küsten Böhmens.— Aber sie Alle,
Shakspeare mit eingeschlossen, kannten den Zauber Böhmens
nicht wie ich, der mit seinen melancholischen Liedern, mit seinen
düstern Sagen, mit den Prophezeihungen des blinden „Jünglings"
aufgewachsen, dem man bei jedem Steinhaufen von Ziszka, bei
jedem Brunnen, Schlosse, Kirchthurme, Kloster, von Königen,
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