Die Grenzboten. Jg. 4, 1845, II. Semester. II. Band.tern zu decken seien. Diese Eröffnungen waren allerdings geeignet, In Folge des Zerwürfnisses im Kunstvereine, wovon ich bereits Dem in Angelegenheiten des Fürsten Fürstenberg hier anwesen¬ Von literarischen Dingen weiß ich Nichts zu melden, nur ver¬ Grenzbot-n, Isis. IV. 7g
tern zu decken seien. Diese Eröffnungen waren allerdings geeignet, In Folge des Zerwürfnisses im Kunstvereine, wovon ich bereits Dem in Angelegenheiten des Fürsten Fürstenberg hier anwesen¬ Von literarischen Dingen weiß ich Nichts zu melden, nur ver¬ Grenzbot-n, Isis. IV. 7g
<TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0597" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/271858"/> <p xml:id="ID_1555" prev="#ID_1554"> tern zu decken seien. Diese Eröffnungen waren allerdings geeignet,<lb/> den Enthusiasmus, welchen die Nachricht in den Kunstkreisen hervor¬<lb/> gerufen hatte, bedeutend zu dampfen, und wenn wir gut unterrichtet<lb/> sind, sott die Mehrzahl der Künstler beschlossen haben, unter den ge¬<lb/> stellten Bedingungen die erwähnte Exposition nicht zu beschicken.</p><lb/> <p xml:id="ID_1556"> In Folge des Zerwürfnisses im Kunstvereine, wovon ich bereits<lb/> geschrieben habe, hat der bis ins Innerste verletzte Borstand, Hofrats)<lb/> Habermann, alsogleich die Erklärung abgegeben, seine seit Jahren be¬<lb/> kleidete Stellung zu verlassen. Die Künstler haben darauf den Hof¬<lb/> rath Baron Hügel, den Bruder des orientalischen Touristen, gebeten,<lb/> die Präsidentschaft des Vereines anzunehmen, und man darf aller¬<lb/> dings sich mit der Hoffnung schmeicheln, daß dieser im Ressort der<lb/> Staatskanzlei beschäftigte Beamte Zeit und Neigung besitzt, um den<lb/> durch Hofrath Habermanns Abtritt verwais'ten Posten anzunehmen.</p><lb/> <p xml:id="ID_1557"> Dem in Angelegenheiten des Fürsten Fürstenberg hier anwesen¬<lb/> den Dichter Eger Ebert aus Prag hat ein Kreis von Verehrern im<lb/> Saale zur „Kaiserin von Oesterreich" ein Festessen veranstaltet, woran<lb/> über siebzig Personen Theil nahmen. Es herrschte den ganzen Abend<lb/> hindurch eine heitere Stimmung, welche nur einmal überschattet<lb/> wurde, als Ebert in dem von ihm gesprochenen Gedichte, welches die<lb/> „Sonntagsblätter" abgedruckt haben, an den schmerzlich vermißten<lb/> Lenau erinnerte, der, während der Frohsinn seine Genossen und Freunde<lb/> im hellen Saale um die Tafel versammelt, im engen Aimmer scheu<lb/> und geistesnächtig trauern mag. Unter den Geladenen bemerkte man<lb/> auch den geistreichen Vertreter der slavischen Nationalität, Graf Leo von<lb/> Thun, und den Dichter Hebbel aus Dänemark, der das Unglück hatte,<lb/> bei seiner Aufwartung beim Grafen Dietrichstein diesem nicht einmal<lb/> dem Namen nach bekannt zu sein. Glänzender, aber nicht gemüth¬<lb/> reicher und inniger, ist das Festsouper ausgefallen, das dem franzö¬<lb/> sischen Tonmeister Hector Berlioz im Casino von seinen Verehrern<lb/> gegeben ward und welchem auch der gleichfalls anwesende David bei¬<lb/> wohnte. Baron Launoy, der bekannte Begründer der ce»>eens spi-<lb/> iltuols, begrüßte den Gefeierten in französischer Sprache und über¬<lb/> reichte ihm einen schwervergoldercn Taktirstock von Silber, der mit<lb/> den Emblemen der Tonmuse und den Namen der Spender geziert<lb/> war. Grillparzer sollte gesagt haben: Hector Berlioz ist ein Genie<lb/> ohne Talent, und David ein Talent ohne Genie. Der Dichter der<lb/> Ahnfrau hat es nun für nothwendig befunden, in öffentlichen Blat¬<lb/> tern gegen dieses ihm zugeschriebene Bonmot Protest einzulegen.</p><lb/> <p xml:id="ID_1558" next="#ID_1559"> Von literarischen Dingen weiß ich Nichts zu melden, nur ver¬<lb/> dient ein Fall besondere Erwähnung, weil er so selten ist und viel¬<lb/> leicht durch die Macht des Beispiels eine Wendung zum Bessern he»<lb/> beiführen hilft. (?) Der jetzt in Pesth lebende Dichter Ritter v. Levit¬<lb/> schnipp, welcher dort das Feuilleton der neuen Pesther Zeitung redigirr,</p><lb/> <fw type="sig" place="bottom"> Grenzbot-n, Isis. IV. 7g</fw><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0597]
tern zu decken seien. Diese Eröffnungen waren allerdings geeignet,
den Enthusiasmus, welchen die Nachricht in den Kunstkreisen hervor¬
gerufen hatte, bedeutend zu dampfen, und wenn wir gut unterrichtet
sind, sott die Mehrzahl der Künstler beschlossen haben, unter den ge¬
stellten Bedingungen die erwähnte Exposition nicht zu beschicken.
In Folge des Zerwürfnisses im Kunstvereine, wovon ich bereits
geschrieben habe, hat der bis ins Innerste verletzte Borstand, Hofrats)
Habermann, alsogleich die Erklärung abgegeben, seine seit Jahren be¬
kleidete Stellung zu verlassen. Die Künstler haben darauf den Hof¬
rath Baron Hügel, den Bruder des orientalischen Touristen, gebeten,
die Präsidentschaft des Vereines anzunehmen, und man darf aller¬
dings sich mit der Hoffnung schmeicheln, daß dieser im Ressort der
Staatskanzlei beschäftigte Beamte Zeit und Neigung besitzt, um den
durch Hofrath Habermanns Abtritt verwais'ten Posten anzunehmen.
Dem in Angelegenheiten des Fürsten Fürstenberg hier anwesen¬
den Dichter Eger Ebert aus Prag hat ein Kreis von Verehrern im
Saale zur „Kaiserin von Oesterreich" ein Festessen veranstaltet, woran
über siebzig Personen Theil nahmen. Es herrschte den ganzen Abend
hindurch eine heitere Stimmung, welche nur einmal überschattet
wurde, als Ebert in dem von ihm gesprochenen Gedichte, welches die
„Sonntagsblätter" abgedruckt haben, an den schmerzlich vermißten
Lenau erinnerte, der, während der Frohsinn seine Genossen und Freunde
im hellen Saale um die Tafel versammelt, im engen Aimmer scheu
und geistesnächtig trauern mag. Unter den Geladenen bemerkte man
auch den geistreichen Vertreter der slavischen Nationalität, Graf Leo von
Thun, und den Dichter Hebbel aus Dänemark, der das Unglück hatte,
bei seiner Aufwartung beim Grafen Dietrichstein diesem nicht einmal
dem Namen nach bekannt zu sein. Glänzender, aber nicht gemüth¬
reicher und inniger, ist das Festsouper ausgefallen, das dem franzö¬
sischen Tonmeister Hector Berlioz im Casino von seinen Verehrern
gegeben ward und welchem auch der gleichfalls anwesende David bei¬
wohnte. Baron Launoy, der bekannte Begründer der ce»>eens spi-
iltuols, begrüßte den Gefeierten in französischer Sprache und über¬
reichte ihm einen schwervergoldercn Taktirstock von Silber, der mit
den Emblemen der Tonmuse und den Namen der Spender geziert
war. Grillparzer sollte gesagt haben: Hector Berlioz ist ein Genie
ohne Talent, und David ein Talent ohne Genie. Der Dichter der
Ahnfrau hat es nun für nothwendig befunden, in öffentlichen Blat¬
tern gegen dieses ihm zugeschriebene Bonmot Protest einzulegen.
Von literarischen Dingen weiß ich Nichts zu melden, nur ver¬
dient ein Fall besondere Erwähnung, weil er so selten ist und viel¬
leicht durch die Macht des Beispiels eine Wendung zum Bessern he»
beiführen hilft. (?) Der jetzt in Pesth lebende Dichter Ritter v. Levit¬
schnipp, welcher dort das Feuilleton der neuen Pesther Zeitung redigirr,
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