Die Grenzboten. Jg. 4, 1845, II. Semester. II. Band.soll vom Jahre 1846 An unter die Leitung des Dichters Dr. Fränkl Die 17 italienischen Insurgenten, welche sich in Folge des un¬ Wie ich höre,'beabsichtigt die römische Curie durch die Feier des soll vom Jahre 1846 An unter die Leitung des Dichters Dr. Fränkl Die 17 italienischen Insurgenten, welche sich in Folge des un¬ Wie ich höre,'beabsichtigt die römische Curie durch die Feier des <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0514" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/271775"/> <p xml:id="ID_1387" prev="#ID_1386"> soll vom Jahre 1846 An unter die Leitung des Dichters Dr. Fränkl<lb/> kommen, welcher auch Redacteur der „Sonntagsblätter" ist und als<lb/> solcher bewiesen hat, wie ein heutiges Journal selbst unter dem Druck<lb/> ungünstiger Verhältnisse sich den Ruhm einer gesinnungsvollen und<lb/> ehrenhaften Haltung zu erwerben im Stande ist. Es wird dann wohl<lb/> das Hauptaugenmerk des Verlegers und der neuen Redaction sein<lb/> müssen, dem politischen Theile des durch eine umfassende Concession<lb/> wie kein anderes beglückten Blattes mehr frisches Leben einzuhauchen<lb/> und Lächerlichkeiten zu vermeiden, wie sie der frühern Redaction selt¬<lb/> sam genug passirt sind. So erklärte unlängst Herr Schuhmacher in<lb/> der „Gegenwart", es habe Jemand versucht, sein politisches Glaubens¬<lb/> bekenntniß herauszubekommen. Ja, prosit! er, Herr Schuhmacher, sei<lb/> weise; er binde seine politische Meinung nicht Jedermann auf die<lb/> Nase, kaum lasse er sie unter Freunden ductil. Der Redacteur eines<lb/> politischen Blattes im 19. Jahrhundert!</p><lb/> <p xml:id="ID_1388"> Die 17 italienischen Insurgenten, welche sich in Folge des un¬<lb/> glücklichen Ausgangs des Aufstandes in Rimini auf das Meer flüch¬<lb/> teten, um an der griechischen Küste oder den jonischen Inseln eine<lb/> Freistätte zu finden, aber vom Sturme nach Fiume getrieben wur¬<lb/> den, werden dort zwar bis auf weitern Befehl in engem Gewahrsam<lb/> gehalten, allein von einer Auslieferung an die päpstliche Regierung ist<lb/> nicht zu denken. Oesterreich weiß am besten, was die Romagna un¬<lb/> ter der Herrschaft der Tiara zu leiden hat; bekannt ist die Fruchtlo¬<lb/> sigkeit seiner Rathschläge in Betreff zeitgemäßer Verwaltungsresormcn.<lb/> Wahrscheinlich werden die Flüchtlinge nach England oder Nordamerika<lb/> gebracht werden; die österreichische Regierung wird sich durch die Gro߬<lb/> herzigkeit der toscanischen doch nicht beschämen lassen. Die Vcr-<lb/> theidigungsartikel in der Allgemeinen Zeitung, in welchen die Vortreff-<lb/> lichkeit der Verfassung des Kirchenstaates mit grellen Farben ausgemalt<lb/> und das Wohlbefinden des Volkes nach Möglichkeit gepriesen wird,<lb/> schreibt man hier dem aus Rom angelangten Hofrath Hurter zu.</p><lb/> <p xml:id="ID_1389"> Wie ich höre,'beabsichtigt die römische Curie durch die Feier des<lb/> dreihundcrtjährigen Jubiläums des Conciliums in Trient, welche im<lb/> Frühjahr 1846 stattfinden wird, eine engere Vereinigung aller Kir¬<lb/> chenfürsten in Deutschland. Es wird dabei ein sechsmonatlicher Ab¬<lb/> laß verkündet werden und der «Jo l-i, In>it^i<>» kann schon jetzt<lb/> die Herrlichkeiten und die Gnadenquellen nicht genug beschreiben, die<lb/> sich im Jahre 1846 des Heils der gläubigen Heerde ausschließen wer¬<lb/> den. Neben der Marienkirche, in welcher das berühmte Concil abge¬<lb/> halten worden, wurde am M. November d. I. der Grundstein zu<lb/> einem Denkmal der heiligen Mutter Gottes gelegt, und in wenigen<lb/> Tagen, nämlich am 13. December, soll dasselbe vollendet sein.</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0514]
soll vom Jahre 1846 An unter die Leitung des Dichters Dr. Fränkl
kommen, welcher auch Redacteur der „Sonntagsblätter" ist und als
solcher bewiesen hat, wie ein heutiges Journal selbst unter dem Druck
ungünstiger Verhältnisse sich den Ruhm einer gesinnungsvollen und
ehrenhaften Haltung zu erwerben im Stande ist. Es wird dann wohl
das Hauptaugenmerk des Verlegers und der neuen Redaction sein
müssen, dem politischen Theile des durch eine umfassende Concession
wie kein anderes beglückten Blattes mehr frisches Leben einzuhauchen
und Lächerlichkeiten zu vermeiden, wie sie der frühern Redaction selt¬
sam genug passirt sind. So erklärte unlängst Herr Schuhmacher in
der „Gegenwart", es habe Jemand versucht, sein politisches Glaubens¬
bekenntniß herauszubekommen. Ja, prosit! er, Herr Schuhmacher, sei
weise; er binde seine politische Meinung nicht Jedermann auf die
Nase, kaum lasse er sie unter Freunden ductil. Der Redacteur eines
politischen Blattes im 19. Jahrhundert!
Die 17 italienischen Insurgenten, welche sich in Folge des un¬
glücklichen Ausgangs des Aufstandes in Rimini auf das Meer flüch¬
teten, um an der griechischen Küste oder den jonischen Inseln eine
Freistätte zu finden, aber vom Sturme nach Fiume getrieben wur¬
den, werden dort zwar bis auf weitern Befehl in engem Gewahrsam
gehalten, allein von einer Auslieferung an die päpstliche Regierung ist
nicht zu denken. Oesterreich weiß am besten, was die Romagna un¬
ter der Herrschaft der Tiara zu leiden hat; bekannt ist die Fruchtlo¬
sigkeit seiner Rathschläge in Betreff zeitgemäßer Verwaltungsresormcn.
Wahrscheinlich werden die Flüchtlinge nach England oder Nordamerika
gebracht werden; die österreichische Regierung wird sich durch die Gro߬
herzigkeit der toscanischen doch nicht beschämen lassen. Die Vcr-
theidigungsartikel in der Allgemeinen Zeitung, in welchen die Vortreff-
lichkeit der Verfassung des Kirchenstaates mit grellen Farben ausgemalt
und das Wohlbefinden des Volkes nach Möglichkeit gepriesen wird,
schreibt man hier dem aus Rom angelangten Hofrath Hurter zu.
Wie ich höre,'beabsichtigt die römische Curie durch die Feier des
dreihundcrtjährigen Jubiläums des Conciliums in Trient, welche im
Frühjahr 1846 stattfinden wird, eine engere Vereinigung aller Kir¬
chenfürsten in Deutschland. Es wird dabei ein sechsmonatlicher Ab¬
laß verkündet werden und der «Jo l-i, In>it^i<>» kann schon jetzt
die Herrlichkeiten und die Gnadenquellen nicht genug beschreiben, die
sich im Jahre 1846 des Heils der gläubigen Heerde ausschließen wer¬
den. Neben der Marienkirche, in welcher das berühmte Concil abge¬
halten worden, wurde am M. November d. I. der Grundstein zu
einem Denkmal der heiligen Mutter Gottes gelegt, und in wenigen
Tagen, nämlich am 13. December, soll dasselbe vollendet sein.
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