Die Grenzboten. Jg. 4, 1845, II. Semester. II. Band.Verschönerung durch zweckmäßige Anlagen, u. s. w. Alles ist erfüllt, Unser materielles Leben hat durch die Eisenbahn (vor der Hand *) Die Probefahrt bis gegen Marburg (vor Kurzem erst) ist zwar un¬
glücklich ausgefallen, allein lediglich nur aus Schuld der Ingenieure, welch- das Unternehmen zu viel mit Champagner leben ließe". Verschönerung durch zweckmäßige Anlagen, u. s. w. Alles ist erfüllt, Unser materielles Leben hat durch die Eisenbahn (vor der Hand *) Die Probefahrt bis gegen Marburg (vor Kurzem erst) ist zwar un¬
glücklich ausgefallen, allein lediglich nur aus Schuld der Ingenieure, welch- das Unternehmen zu viel mit Champagner leben ließe». <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0366" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/271627"/> <p xml:id="ID_991" prev="#ID_990"> Verschönerung durch zweckmäßige Anlagen, u. s. w. Alles ist erfüllt,<lb/> was man dießfalls nur wünschen kann. Die hohen Herrn Stände<lb/> des Landes, als Eigenthümer des Sauerbrunnens bei Nohitsch, sind<lb/> indeß auch hier thätig gewesen und haben diesen Gesundbrunnen, zu¬<lb/> gleich eine reiche Quelle ihres Einkommens, auf eine Weise verschö¬<lb/> nert, erweitert und dabei zweckmäßig für alle Bequemlichkeiten gesorgt,<lb/> daß er bereits europäischen Ruf erlangt hat, trotzdem, daß in seiner<lb/> nächsten Nähe mehre Sauerbrunnen entdeckt wurden und Heilanstal¬<lb/> ten entstanden sind. Thätig zeigt sich auch der Inhaber des Römer-<lb/> bades bei Tuffen durch zweckmäßige Bauten und Verschönerungen,<lb/> was jedoch um so nothwendiger erscheint, als im Kurzen hart unter<lb/> seinen Anlagen die rauchende Locomotive vorbei eilen und ihm Gäste<lb/> vielleicht aus weiter Ferne bringen wird. Ebenso erfreuen sich die<lb/> übrigen vielen Gesundbrunnen und Bäder unserer Steiermark zweck¬<lb/> mäßiger (freilich hie und da oft nothwendiger) neuer Anlagen und<lb/> Erweiterungen, nur Neuhaus nächst Zilli bleibt im alten Stande<lb/> und gleicht mehr einer aus den ersten Zeiten übrig gebliebenen Ruine;<lb/> die (Privat-) Jnhabung thut gar Nichts, weil sie auch ohne Kosten<lb/> den Nutzen hereinbringt, den das als trefflich erkannte Bad seit Jah¬<lb/> ren ihr abwirft.</p><lb/> <p xml:id="ID_992" next="#ID_993"> Unser materielles Leben hat durch die Eisenbahn (vor der Hand<lb/> nur von Wien her benützt) ziemlich schon eine andere Gestalt erhal¬<lb/> ten; wir erfreuen uns eines überaus bewegten Lebens in jeder Hin¬<lb/> sicht, und die angenehme und wohlfeile Verbindung mit der Kaisec-<lb/> stadt, dem lebensfroher Wien, gibt der ville! uV>8 <5>-!t<,'of sur I«; lwni<lb/> «I>> I'.unum- neuen Schwung. Bald dürfte die Eröffnung'') nach<lb/> Zilli oder zur Steinbrücke (an der Gränze des Landes gegen Krain)<lb/> stattfinden; dann sind die Folgen in materieller Hinsicht und in gei¬<lb/> stiger Beziehung unberechenbar! — Einen großen Einfluß auf das<lb/> bürgerliche Leben, im engeren Sinne, auf die Bildung in dieser Classe<lb/> der Gesellschaft und auf das geistige Fortschreiten überhaupt dürste die<lb/> neu errichtete und am 2. October d. I. eröffnete Realschule<lb/> äußern, womit die hohen Herrn Stände dem Lande und der Haupt-<lb/> stadt eine große Wohlthat erwiesen. Viel — sehr viel wäre noch im<lb/> Volksschulwesen zu thun; doch geschieht in der That bei uns die߬<lb/> falls verhältnißmäßig mehr, als anderwärts, wo oft davon mehr ge¬<lb/> sprochen und geschrieben wird. In Bezug auf das Fehlende wollen<lb/> wir das Beste hoffen, vor Allem die Milderung des leidigen Schul-<lb/> zwanges und starren Mechanism, der den Geist an die Form bindet<lb/> und jeden Aufschwung vor oder außer der legal bemessenen Zeit zu-</p><lb/> <note xml:id="FID_43" place="foot"> *) Die Probefahrt bis gegen Marburg (vor Kurzem erst) ist zwar un¬<lb/> glücklich ausgefallen, allein lediglich nur aus Schuld der Ingenieure, welch-<lb/> das Unternehmen zu viel mit Champagner leben ließe».</note><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0366]
Verschönerung durch zweckmäßige Anlagen, u. s. w. Alles ist erfüllt,
was man dießfalls nur wünschen kann. Die hohen Herrn Stände
des Landes, als Eigenthümer des Sauerbrunnens bei Nohitsch, sind
indeß auch hier thätig gewesen und haben diesen Gesundbrunnen, zu¬
gleich eine reiche Quelle ihres Einkommens, auf eine Weise verschö¬
nert, erweitert und dabei zweckmäßig für alle Bequemlichkeiten gesorgt,
daß er bereits europäischen Ruf erlangt hat, trotzdem, daß in seiner
nächsten Nähe mehre Sauerbrunnen entdeckt wurden und Heilanstal¬
ten entstanden sind. Thätig zeigt sich auch der Inhaber des Römer-
bades bei Tuffen durch zweckmäßige Bauten und Verschönerungen,
was jedoch um so nothwendiger erscheint, als im Kurzen hart unter
seinen Anlagen die rauchende Locomotive vorbei eilen und ihm Gäste
vielleicht aus weiter Ferne bringen wird. Ebenso erfreuen sich die
übrigen vielen Gesundbrunnen und Bäder unserer Steiermark zweck¬
mäßiger (freilich hie und da oft nothwendiger) neuer Anlagen und
Erweiterungen, nur Neuhaus nächst Zilli bleibt im alten Stande
und gleicht mehr einer aus den ersten Zeiten übrig gebliebenen Ruine;
die (Privat-) Jnhabung thut gar Nichts, weil sie auch ohne Kosten
den Nutzen hereinbringt, den das als trefflich erkannte Bad seit Jah¬
ren ihr abwirft.
Unser materielles Leben hat durch die Eisenbahn (vor der Hand
nur von Wien her benützt) ziemlich schon eine andere Gestalt erhal¬
ten; wir erfreuen uns eines überaus bewegten Lebens in jeder Hin¬
sicht, und die angenehme und wohlfeile Verbindung mit der Kaisec-
stadt, dem lebensfroher Wien, gibt der ville! uV>8 <5>-!t<,'of sur I«; lwni
«I>> I'.unum- neuen Schwung. Bald dürfte die Eröffnung'') nach
Zilli oder zur Steinbrücke (an der Gränze des Landes gegen Krain)
stattfinden; dann sind die Folgen in materieller Hinsicht und in gei¬
stiger Beziehung unberechenbar! — Einen großen Einfluß auf das
bürgerliche Leben, im engeren Sinne, auf die Bildung in dieser Classe
der Gesellschaft und auf das geistige Fortschreiten überhaupt dürste die
neu errichtete und am 2. October d. I. eröffnete Realschule
äußern, womit die hohen Herrn Stände dem Lande und der Haupt-
stadt eine große Wohlthat erwiesen. Viel — sehr viel wäre noch im
Volksschulwesen zu thun; doch geschieht in der That bei uns die߬
falls verhältnißmäßig mehr, als anderwärts, wo oft davon mehr ge¬
sprochen und geschrieben wird. In Bezug auf das Fehlende wollen
wir das Beste hoffen, vor Allem die Milderung des leidigen Schul-
zwanges und starren Mechanism, der den Geist an die Form bindet
und jeden Aufschwung vor oder außer der legal bemessenen Zeit zu-
*) Die Probefahrt bis gegen Marburg (vor Kurzem erst) ist zwar un¬
glücklich ausgefallen, allein lediglich nur aus Schuld der Ingenieure, welch-
das Unternehmen zu viel mit Champagner leben ließe».
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