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Die Grenzboten. Jg. 4, 1845, II. Semester. II. Band.

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nglück bezwungene, eures Namens würdige Deutsche, verzweifelt
nur nicht. Europa ist durch Deutschland gefallen, durch Deutsch,
land muß eS wieder emporsteigen. Getrennt wurden wir niederge¬
worfen, nur vereinigt können wir uns wieder erheben; aber sollen
die Staatskräfte Deutschlands je eins werden, so muß zuvor der
Nationalwille eins sein. Hier, unverzagte und großdenkende Deutsche,
zerstreute, doch geistig versammelte, durch Gleichheit des Sinnes und
der Bestrebungen verbundene und rechtmäßig constituirte Repräsen¬
tanten der Nation, hier öffnet sich ein ruhmvolles Feld! Euch selbst
nicht zu verlassen, war das erste, aber entzieht euch auch dem Va¬
terlande nicht. Laßt jeden in seinem Kreise, aus welchem Stand¬
punkte, durch welches Medium es auch sei, das Licht eurer Weis¬
heit, eurer Kraft, eures unerschütterlichen Gemeinsinns leuchten, ruft,
so weit eure Stimme reicht, die Trägen zu erneuter Anstrengung,
die Hoffnungslosen zum Muthe, die Erstarrten ins Leben zurück!
Sucht den Eifer für gemeinschaftliche Zwecke und die Bereitwilligkeit,
jeden abgesonderten Vortheil der größern Nationalsache zu opfern,
unter allen deutschen Völkerschaften zu stiften. Fragt nicht nach dem
unmittelbaren Erfolg. Es bedarf nicht Vieler, um das Größte zu
Stande zu bringen. Bedenkt, daß ein einziges Wort, in
einer glücklichen Stunde gesprochen, Nationen vom
Tode erwecken, das verloschene heilige Feuer in gan¬
zen Geschlechtern wieder anzünden kann!"

Und mit diesem Zuruf wollen wir unsere Bemerkungen schließen.


Dr. Karl Krause.


Al'cnzbotin, 18in, IV.38

nglück bezwungene, eures Namens würdige Deutsche, verzweifelt
nur nicht. Europa ist durch Deutschland gefallen, durch Deutsch,
land muß eS wieder emporsteigen. Getrennt wurden wir niederge¬
worfen, nur vereinigt können wir uns wieder erheben; aber sollen
die Staatskräfte Deutschlands je eins werden, so muß zuvor der
Nationalwille eins sein. Hier, unverzagte und großdenkende Deutsche,
zerstreute, doch geistig versammelte, durch Gleichheit des Sinnes und
der Bestrebungen verbundene und rechtmäßig constituirte Repräsen¬
tanten der Nation, hier öffnet sich ein ruhmvolles Feld! Euch selbst
nicht zu verlassen, war das erste, aber entzieht euch auch dem Va¬
terlande nicht. Laßt jeden in seinem Kreise, aus welchem Stand¬
punkte, durch welches Medium es auch sei, das Licht eurer Weis¬
heit, eurer Kraft, eures unerschütterlichen Gemeinsinns leuchten, ruft,
so weit eure Stimme reicht, die Trägen zu erneuter Anstrengung,
die Hoffnungslosen zum Muthe, die Erstarrten ins Leben zurück!
Sucht den Eifer für gemeinschaftliche Zwecke und die Bereitwilligkeit,
jeden abgesonderten Vortheil der größern Nationalsache zu opfern,
unter allen deutschen Völkerschaften zu stiften. Fragt nicht nach dem
unmittelbaren Erfolg. Es bedarf nicht Vieler, um das Größte zu
Stande zu bringen. Bedenkt, daß ein einziges Wort, in
einer glücklichen Stunde gesprochen, Nationen vom
Tode erwecken, das verloschene heilige Feuer in gan¬
zen Geschlechtern wieder anzünden kann!"

Und mit diesem Zuruf wollen wir unsere Bemerkungen schließen.


Dr. Karl Krause.


Al'cnzbotin, 18in, IV.38
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[0301] nglück bezwungene, eures Namens würdige Deutsche, verzweifelt nur nicht. Europa ist durch Deutschland gefallen, durch Deutsch, land muß eS wieder emporsteigen. Getrennt wurden wir niederge¬ worfen, nur vereinigt können wir uns wieder erheben; aber sollen die Staatskräfte Deutschlands je eins werden, so muß zuvor der Nationalwille eins sein. Hier, unverzagte und großdenkende Deutsche, zerstreute, doch geistig versammelte, durch Gleichheit des Sinnes und der Bestrebungen verbundene und rechtmäßig constituirte Repräsen¬ tanten der Nation, hier öffnet sich ein ruhmvolles Feld! Euch selbst nicht zu verlassen, war das erste, aber entzieht euch auch dem Va¬ terlande nicht. Laßt jeden in seinem Kreise, aus welchem Stand¬ punkte, durch welches Medium es auch sei, das Licht eurer Weis¬ heit, eurer Kraft, eures unerschütterlichen Gemeinsinns leuchten, ruft, so weit eure Stimme reicht, die Trägen zu erneuter Anstrengung, die Hoffnungslosen zum Muthe, die Erstarrten ins Leben zurück! Sucht den Eifer für gemeinschaftliche Zwecke und die Bereitwilligkeit, jeden abgesonderten Vortheil der größern Nationalsache zu opfern, unter allen deutschen Völkerschaften zu stiften. Fragt nicht nach dem unmittelbaren Erfolg. Es bedarf nicht Vieler, um das Größte zu Stande zu bringen. Bedenkt, daß ein einziges Wort, in einer glücklichen Stunde gesprochen, Nationen vom Tode erwecken, das verloschene heilige Feuer in gan¬ zen Geschlechtern wieder anzünden kann!" Und mit diesem Zuruf wollen wir unsere Bemerkungen schließen. Dr. Karl Krause. Al'cnzbotin, 18in, IV.38

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 4, 1845, II. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341548_271260/301>, abgerufen am 05.02.2025.